Gertrud Koch

2016.Zwischen RaubtierSeit 18 Jahren ist Gertrud Koch (*1949) Professorin für Film-wissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ihre inter-nationale Reputation ist groß, sie hat, mit hohem theoretischem Anspruch, nicht nur vielen Studierenden zu wissen-schaftlichen Erkenntnissen verholfen, sondern durch Forschungsprojekte auch das Ansehen der FU deutlich gesteigert. In diesem Zusam-menhang ist vor allem der Sonderforschungsbereich „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ zu nennen. Judith Keilbach (Amsterdam) und Thomas Morsch (Berlin) haben im Fink Verlag einen Band mit 27 Texten von Gertrud Koch aus den Jahren 1989 bis 2012 herausgegeben, der die Breite und Tiefe ihres Denkens und Schreibens beeindruckend belegt. Programmatisch ist der Einleitungstext „Zwischen Raubtier und Chamäleon“ (so heißt auch der Titel der Anthologie), der das „Schicksal der Filmwissenschaft“ beschreibt, ihre Bedeutung betont und die Perspektiven erkennbar werden lässt. Die weiteren Texte sind fünf Kapiteln zugeordnet: „Kultur der Massen-medien“, „Bilder und Politik“, „Erinnern und Vergessen: der Holocaust im Film“, „Der Körper und sein Schatten“ und „Zeigen, Berühren, Bewegen: Film und Affekt“. Die Beiträge stammen aus den unterschiedlichsten Büchern und Zeitschriften, ihre interdisziplinäre Bandbreite ist beachtlich, viele waren mir bisher unbekannt. Sie wurden aus über 200 publizierten Aufsätzen ausgewählt, und das scheint mir sehr gut gelungen. Besonders eindrucksvoll fand ich mehrere Beiträge im letzten Kapitel: „Alexander Kluges Phantom der Oper“, „Zu Tränen gerührt – Zur Erschütterung im Kino“ oder „Zwischen Berührungsangst und Schutzfunktion. Das Tabu und seine Beziehung zu den Toten“. Mehr zu dem Buch: 5836-0.html

2016.Gertrud KochEin Resultat von Gertrud Kochs Arbeit im oben genannten Sonderforschungsbereich ist die Publikation „Die Wiederkehr der Illusion“, die im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Die Autorin holt hier „eine schein-bar antiquierte Begrifflichkeit aus dem Feld der Psychologie wieder zurück in die Filmästhe-tik“ (Koch). Die drei Kapitel haben die Überschriften „Das ästhetische Potential des Films zwischen ‚Illudierung’ und ‚Massenbetrug’“, „Das illusions-ästhetische Potenzial des Films zwischen und in den anderen Künsten“ und „Präsenzästhetik und Wiederholbarkeit: Zu den Paradoxien, die Illusion bewältigen kann“. Auch hier beeindruckt, wie das Phänomen Film theoretisch, aber auch konkret mit den anderen Künsten verbunden wird. Mit 88 Abbildungen. Mehr zu dem Buch:29759.html

Martin Scorsese

2017.ScorseseSeit 15 Jahren findet in Mann-heim im Winter oder Frühjahr ein Seminar statt, bei dem sich Psychoanalyse und Filmwissen-schaft mit einem Regisseur beschäftigen. Im Januar war Akira Kurosawa das Thema. Zeitgleich ist im Psychosozial-Verlag die erweiterte Dokumen-tation des 14. Seminars erschie-nen, das Martin Scorsese gewid-met war. Drei Texte haben sein Gesamtwerk im Blick: Georg Seeßlen beschäftigt sich mit Scorseses Publikum, mit Motiven, Themen und Metho-den und verortet ihn in der amerikanischen Filmgeschichte. Marcus Stiglegger stellt eine Verbindung zwischen René Girards Opfertheorie und dem Kino von Scorsese her. Dietrich Stern untersucht die Bedeutung des Soundtracks in den verschiedenen Filmen. Die elf anderen Beiträge richten den Blick auf einzelne Filme: Helmut Däuker analysiert TAXI DRIVER (1976), Gerhard Bliersbach THE KING OF COMEDY (1982) und THE COLOR OF MONEY (1986), über den auch Jochen Hörisch schreibt, Kai Naumann GOODFELLAS (1990), Hannes König CAPE OF FEAR (1991), Katharina Leube-Sonnleitner THE AGE OF INNOCENCE (1993), Isolde Böhme THE DEPARTED (2006), Rolf Zwiebel und Martin Bölle SHUTTER ISLAND (2010). Zum Abschluss untersuchen die beiden Herausgeber den Film HUGO CABRET (2011) – Gerhard Schneider aus psychoanalytischer Perspektive, Peter Bär aus filmischer Sicht. Die Texte sind oft sehr persönlich grundiert und machen interessante Entdeckungen im Werk dieses Regisseurs. Mit Abbildungen. – Der neue Film von Martin Scorsese, SILENCE, ist gerade in unseren Kinos angelaufen. Mehr zum Buch: hb7iq9tmi7s3

WO ICH WOHNE (2014)

2016.DVD.Wo ich wohneIm November des vergangenen Jahres ist die Schriftstellerin Ilse Aichinger in Wien gestorben. Sie wurde 95 Jahre alt. Der Film WO ICH WOHNE von Christine Nagel entstand noch zu ihren Lebzeiten. Er ist jetzt bei good!movies als DVD erschienen. Man kann hier durchaus von einem experimen-tellen Film sprechen, denn es mischen sich viele, oft geheim-nisvolle Elemente, die man als Zuschauer in Verbindung bringen muss. Eine Ebene sind Texte von Ilse Aichinger, aus ihrer Erzählung „Wo ich wohne“, aus Gedichten, Briefen und anderen Quellen. Die Bildebene ist dreigeteilt: es gibt Farbaufnahmen aus Wien und London in der Gegenwart, Spielszenen in Schwarzweiß, in denen eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn in verschiedenen Stockwerken eines Hauses – vom vierten Stock bis in den Keller – lebt und ihre Gedanken äußert, und Super-8-Aufnahmen von Ilse Aichinger aus den 60er und 70er Jahren. Die Schriftstellerin selbst ist nur in einer historischen Aufnahme aus dem Jahr 1971 zu sehen. Sehr präsent ist ihre Zwillingsschwester Helga, die in London lebt und von der Vergangenheit erzählt. Eine zentrale Rolle spielt die Stadt Wien, die vor allem mit Straßenbahnfahrten erschlossen wird. Gegen Ende werden Bilder aus einem Fotoalbum aus den 1930er Jahren gezeigt. Zwei Filmausschnitte haben spezielle Bedeutung: AUF WIEDERSEHEN, KINDER von Louis Malle verweist an einer wichtigen Stelle auf die Nazi-Zeit; DER DRITTE MANN von Carol Reed verbindet den Handlungsort Wien mit der Filmbegeisterung von Ilse Aichinger, die regelmäßig ins Kino gegangen ist und darüber eine eigenwillige Autobiografie verfasst hat („Film und Verhängnis“, 2001). „Abschiede“ in vielen Formen prägen das Werk von Ilse Aichinger – und dieser Film ist ein angemessener Abschied von ihr selbst. Mehr zur DVD: 81&cid=14076

MAD MEN (2007-2015)

2017.Mad Men

Dies war eine der erfolgreichsten Serien aus Amerika, und der Taschen Verlag widmet ihr jetzt zwei Bände in seinem legendären Querformat mit insgesamt über 1.000 Seiten. Der erste Band (840 Seiten) erinnert uns mit Fotos und Auszügen aus den Dialogen an den Verlauf aller sieben Staffeln. Der zweite Band (208 Seiten) öffnet den Blick hinter die Kulissen mit Fotos von den Dreharbeiten, Notizen aus dem „Writers’ Room“ und Interviews mit Autorinnen und Autoren (Lisa Albert, Semi Chellas, Jonathan Igla, Andre und Maria Jacquemetton, Janet Leahy, Erin Levy, Tom Smuts, Carly Wray), mit Scott Hornbacher (Ausführen-der Produzent und Regisseur), Phil Abraham (Kameramann und Regisseur), Chris Manley (Kameramann), Dan Bishop (Szenenbild-ner), Janie Bryant (Kostümbildnerin) und Jon Hamm (Schauspieler und Regisseur). Eine Schlüsselrolle in der Publikation spielt natürlich der Initiator, Autor und Regisseur der Serie, Matthew Weiner, der auch mit eigenen Texten präsent ist. Es ist wirklich ein Erlebnis, die Welt des Werbeagenten Don Draper in dieser Form noch einmal präsentiert zu bekommen. Alle Texte in englischer Sprache. Mehr zum Buch: mad_men.htm

Ende 2015 erschien im Diaphanes Verlag ein kleines analytisches Buch über MAD MEN von Elisabeth Bronfen, an das ich hier gern erinnern möchte (mad-men-2/), und Anfang 2014 das auch sehr empfehlens-werte Büchlein „Lost in the Sixties“ von Daniela Sannwald (mad-men/).

Claus Peymann

2016.Claus PeymannKein Film-, sondern ein Theaterbuch, von der ersten bis zur letzten Seite. Eine Würdi-gung zum 80. Geburtstag und ein Abschiedsgeschenk für den Noch-Intendanten des Berliner Ensembles, der im Juli 2017 das Zepter an seinen Nachfolger Oliver Reese übergibt. Claus Peymann (*1937) hat – wenn man die Zwischenspiele in Frankfurt, München, Wuppertal und Hamburg ausspart – als Theaterdirektor vier Bühnen beherrscht: das Stuttgarter Staatstheater (1974-79), das Schauspielhaus in Bochum (1979-86), das Wiener Burgtheater (1986-99) und das Berliner Ensemble (1999-2017). Er hat mit Inszenierungen und mit politischen Provokationen Aufsehen erregt. Das Buch, erschienen im Alexander Verlag, dokumentiert seine Lebens- und Arbeitsgeschichte in Bildern, Texten und Gesprächen auf über 500 Seiten. Acht Exkurse gelten Peter Handke, Uraufführungen, Klassikern, Thomas Bernhard, William Shakespeare, Bertolt Brecht, Weggefährten und dem Fußball. Der Titel „Mord und Totschlag“ bezieht sich auf eine Aktion, bei der (ohne Peymanns) Wissen eine Fahne mit den drei Worten auf dem Burgtheater gehisst wurde. Die Anregung kam von Thomas Bernhardt. Für Theaterfans – wenn sie nicht gerade Gegner von Peymann sind – ist dieses Buch ein Muss. Ich habe ihn mehrfach im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses erlebt; seine Auftritte dort waren beeindruckend und durchaus lustig. Mehr zum Buch: Mord_und_Totschlag.html

Dagmar Manzel

2017.Dagmar ManzelSie ist im Theater, in der Oper, im Kino und im Fernsehen präsent. Im kommenden Jahr feiert sie ihren 60. Geburtstag. Knut Elstermann hat mit ihr Gespräche über ihr Leben und ihre Arbeit geführt, die jetzt unter dem Titel „Menschenskind“ als Autobiografie im Aufbau Verlag erschienen sind. Dagmar Manzel gehört zu den großen Persönlichkeiten der Darstellenden Kunst in unserem Land. Ich habe gejubelt, als ich sie im Deutschen Theater mit Ulrich Matthes in dem Stück „Gift“ von Lot Vekemans und in der Komischen Oper in der musikalischen Komödie „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus erlebt habe, ich war beeindruckt von ihr in dem Kinofilm DIE VERLORENE ZEIT von Anna Justice und in dem Dokumentarfilm IRGENDWO AUF DER WELT von Enrique Sanchez Lansch, der sie auf der Spurensuche nach Liedern von Werner Richard Heymann zeigt. Sie hat, wie wir jetzt lesen können, viel gelernt, viel erlebt und kann das in den Gesprächen wunderbar erzählen: selbstbewusst, aber niemals eitel, immer mit dem Blick auf Menschen, mit denen sie zusammengearbeitet hat. Das Privatleben bleibt weitgehend ausgespart, wichtig sind ihr Erinnerungen an Thomas Langhoff, Heiner Carow, Helmut Dietl, Ulrich Mühe oder Heiner Müller, sie spricht ausführlich über die Arbeit mit Andreas Kleinert, Barrie Kosky, Ulrich Matthes, Christian Schwochow. Zwischen die 15 Gesprächskapitel sind persönliche Intermezzi eingefügt, in denen sich u.a. Sylvester Groth, Johanna Schall, Gudrun Ritter, Matthias Habich, ihre Mutter, ihre Kinder, ihre beste Freundin und einige der genannten Regisseure und Kollegen über Dagmar Manzel äußern. Ein sehr lesenswertes Buch! Mit Abbildungen, Bühnenverzeichnis und Filmografie. Mehr zum Buch: menschenskind.html

Zwei Bücher über den Science-Fiction-Film

2017.future worldsZwei neue Bücher über den Science-Fiction-Film sind jüngst bei Bertz + Fischer erschienen. Zur Vorbereitung der Science-Fiction-Ausstellung haben die Deutsche Kinemathek und das Einstein Forum im Januar 2016 ein Symposium veranstaltet, bei dem film-theoretische Analysen mit Prognosen aus Natur- und Sozialwissenschaften verbunden wurden. Neun überarbeitete Referate sind in der Publikation „Future Worlds“ zu lesen, die von Kristina Jaspers, Nils Warneke, Gerlinde Waz und Rüdiger Zill herausgegeben wurde. Bei Josef Früchtl geht es um den Film INTERSTELLAR und das cineastische Raum-Zeit-Kontinuum. Simon Spiegel beschäftigt sich mit dem Problem der positiven Zukunft in der Science-Fiction. Christine Cornea informiert über die Zerstörung der Umwelt und Visionen einer postapokalyptischen Zukunft im amerikanischen Science-Fiction-Kino. Andreas Rauscher unternimmt einen transmedialen Vergleich zwischen STAR TREK und STAR WARS. Klaudia Wick gibt einen Überblick über Science-Fiction als Bildungsprogramm im Fernsehen der Bundesrepublik. Matthias Schwarz richtet den Blick auf Kosmovisionen im sowjetischen Science-Fiction-Film. Harald Hamrell erinnert an die Entstehung der Fernsehserie ÄKTA MÄNNIGSKOR – REAL HUMANS. Ytasha begibt sich auf eine Reise in die Kunst und den Film des Afrofuturismus. Mingwei Song entdeckt verborgene Dimensionen im chinesischen Science-Fiction-Kino. Lesenswert. Das Coverfoto stammt aus der TV-Serie REAL HUMANS. Mehr zum Buch: /futureworlds.html

2017.Reality UnboundElf Beiträge – alle in englischer Sprache – enthält das Buch „Reality Unbound“, das Aidan Power, Delia Gonzélez de Reufels, Rasmus Greiner und Winfried Pauleit herausgegeben haben. Es geht um „Moving Through the End of Time“, „Rethinking Science Fiction, Science Fiction Histories“ und „Sound and Science-Fiction“. Die Texte stammen von Marc Bonner, Delia González de Reufels, Rasmus Greiner, Karin Harrasser, Winfried Pauleit, Aidan Power, David Seed, Vivian Sobchak, Rüdiger Zill, Sherryl Vint und Brian Willams. Der Band dokumentiert die 20. Bremer Film-konferenz in ausgewählten Beiträgen für internationale Interessenten. Eine deutschsprachige Ausgabe erschien bereits im Mai 2016 (die-zukunft-ist-jetzt/ ). Das Coverfoto stammt aus dem Film PREDESTINATION. Mehr zum Buch: realityunbound.html

„Die Toten“ von Christian Kracht

2016.Die TotenEin Roman aus der Filmwelt der frühen 1930er Jahre. Er verbin-det reale Personen jener Zeit mit drei fiktiven Figuren: dem Schweizer Filmregisseur Emil Nägeli, der den sehr erfolg-reichen Film „Die Windmühlen“ gedreht hat, seiner Verlobten, der Schauspielerin Ida von Üxküll, und dem japanischen Kulturbeamten Masahiko Amakasu, der eine „zelluloidene Achse“ zwischen Berlin und Tokio schmieden möchte, um den amerikanischen Kultur-imperialismus aufzuhalten. Ausführlich werden zunächst die Lebensläufe von Nägeli und Amakasu geschildert, bis – im zweiten Teil – die Filmwelt in den Blickpunkt rückt, beginnend mit einem Besuch von Charles Chaplin in Tokio, der dabei fast einem Attentat auf den japanischen Premier-minister zum Opfer fällt. Dann fliegt Emil Nägeli von Bern nach Berlin, um mit Alfred Hugenberg über ein Filmprojekt zu verhandeln, bei dem Heinz Rühmann eine Hauptrolle spielen soll. Er lernt Lotte Eisner und Siegfried Kracauer kennen, bei denen er übernachtet. Am nächsten Tag unterschreibt er den Vertrag im Büro von Hugenberg, während Eisner und Kracauer zusammen mit Fritz Lang im Zug nach Paris fahren und sich im Speisewagen betrinken. Nägeli fliegt dagegen nach Japan, trifft dort seine Verlobte und den Kulturbeamten Amakasu. Zusammen schauen sie sich einen Film von Yasujiro Ozu an. Dann beginnt Ida ein Verhältnis mit Amakasu, Nägeli reist mit seiner Bolex zornig durch Japan und kehrt mit einem impressionistischen Film auf vielen Umwegen in die Schweiz zurück, während Ida in Los Angeles landet, dort aber keine Rolle bekommt und ein tragisches Ende erlebt. Das alles findet auf 200 Seiten statt, ist über weite Strecken prätentiös formuliert, aber auch spannend zu lesen, wenn man es nicht allzu ernst nimmt. Das fällt, wenn es vom Anfang bis zum Ende immer wieder um den Tod geht, nicht ganz leicht. Mehr zum Buch: 978-3-462-04554-3/

Joel und Ethan Coen

2016.Joel und Ethan CoenIhr jüngster Film, HAIL, CAESAR, lief im vergangenen Jahr zur Eröffnung auf der Berlinale. 18 Filme haben sie bisher zusammen realisiert, sie sind, zusammen mit Jean-Pierre und Luc Dardenne, das kreativ-ste Brüderpaar im Filmbereich. Kein Wunder, dass gern über sie geschrieben wird. Das neueste Buch stammt von der Psycho-analytikerin Mechthild Zeul, hat den Untertitel „Meister der Überraschung und des viel-schichtigen Humors“ und ist kürzlich bei Transcript erschienen. Es beginnt mit einer „Einführung in das Universum der Coen-Brüder“, beschreibt die soziale und politische Situation in den USA, macht Anmerkungen zur Ästhetik der Coen-Filme und gibt eine Orientierung über den psychoanaly-tischen Umgang mit ihren Filmen. Zwölf Coen-Filme werden dann von der Autorin genauer analysiert. Der Inhaltsbeschreibung folgt jeweils eine psychoanalytisch fundierte Interpretation. Dabei spielen Erwartungsverletzungen, die Inszenierung von Humor und die Konfrontation von Bild und Musik eine besondere Rolle. Vor allem für Liebhaber der Coen-Filme ist dies eine lohnenswerte Lektüre. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: joel-und-ethan-coen?c=738

Musik und Medien

2016.Musik und MedienAuf insgesamt sechs Bände ist die Edition der Texte von Peter Weibel angelegt, die im Verlag Hatje Cantz erscheint. Der erste Band über „Architektur und Medien“ wurde im Herbst 2015 publiziert (architektur-und-medien/). Jetzt folgt Band 2: „Musik und Medien“. 31 Texte (mit vielen Fotos) sind hier versammelt, beginnend mit dem Aufsatz „Musik als numerische Sensi-bilität“, erstmals veröffentlicht 1984, überarbeitet 2000, aktualisiert 2016, endend mit den beiden englischen Texten „Digital Synesthesia“ und „Data Music“ (beide 2016). Die Beiträge sind – wie schon im Band 1 – nicht chronologisch geordnet, sie werden durch einen Index erschlossen. Besonders gut hat mir der längste Text gefallen: „Von den visuellen Musik zum Musikvideo“ (1987), der sich auf über 60 Seiten auf sein Thema einlässt. Schön sind auch die Porträts von Meredith Monk („Die Kehle als Klangkörper“, 1983 von Weibel als Ghostwriter für Susanne Widl verfasst), Milan Grygar („Inside the Sound“, 2016) und Ryoji Ikeda („Physik als Musik“, 2014), sowie das Gespräch mit Olga Neuwirth („Die Musik sollte Herrin der Zeit sein“, 2005). Als Leitsatz steht über dem Band das Weibel-Zitat: „Die Musik ist die Mutter aller technologischen Künste“. Mehr zum Buch: 6228-0.html