Problemzone

2017.ProblemzoneDas Schweizer Filmjahrbuch erscheint jeweils im Januar und hat – neben den Rubriken „CH-Fenster“, „Filmbrief“ und „Sélection Cinema“ – immer ein Schwerpunktthema. In den vergangenen Jahren waren das „Rausch“ und „Verwandlung“, diesmal geht es um „Problem-zonen“. Acht Essays sind ihm gewidmet. Thorsten Singer schreibt über den Science-Fiction-Film EX MACHINA von Alex Garland und die „Problem-zone als filmischen Labor-raum“. Judith Wiemers untersucht die (afro-) amerikanische Idiomatik in deutschen Musikfilmen der Jahre 1930 bis 1945. Bei Konstantinos Tzouflas geht es um „Filmmaking in Economic ‚Trouble Zones’“, konkret: um „The New Argentine Cinema and the Greek New Wave“. Rasmus Greiner richtet den Blick auf „Filmton und Politik in THE GREAT DICTATOR“ („Als Chaplin nicht mehr schweigen konnte.“). Die schweizerisch-rumänische Schriftstellerin Dana Grigorcea erinnert sich an Isaura, die Frau eines Zwergs in einer Telenovela. Charlotte Trippolt beschäftigt sich mit dem jugoslawischen Film der 1960er Jahre. Vera Schamal analysiert das Kartografieren im Animationsfilm. Von Hans J. Wulff stammt ein Beitrag über den Film THE LADY IN THE VAN von Nicholas Hytner. Im CH-Fenster informiert Mattia Lento über den Gotthardtunnel im Film und interviewt Rowena Raths die Filmemacherin Babette Bürgi. Ausführlich werden in der „Sélection Cinema“ 34 Schweizer Filme der Saison 2015/16 vorgestellt. An der Realisierung des interessanten Jahrbuchs hat das Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich wieder großen Anteil. Mehr zum Buch: problemzone.html

DIE BLUMEN VON GESTERN (2016) – das Drehbuch

2017.Blumen von gesternDen Film DIE BLUMEN VON GESTERN meines Freundes Chris Kraus – er ist Absolvent der dffb und seit zwanzig Jahren Mitglied unserer Skatrunde – habe ich als Premiere bei den Hofer Filmtagen gesehen, und er hat mir, bis auf kleine Ein-schränkungen, sehr gut gefal-len. Im Diogenes Verlag ist kürzlich das Drehbuch erschie-nen, dessen Lektüre sich lohnt, auch wenn man den Film gesehen hat. Es gibt Abwei-chungen vom fertigen Film, und es ist sehr spannend, noch einmal die Dialoge zu lesen, die in ihrem Tempo und der Pointierung viel Aufmerksamkeit erfordern und bei der Lektüre ihre eigene Wirkung haben. Der Film erzählt die Geschichte des Holocaust-Forschers Totila Blumen mit den Schau-plätzen Ludwigsburg, Wien und Riga. Die Rahmenhandlung spielt in New York. Die zweite Hauptfigur ist die französische Assistentin von Totila, Zazie Lindeau, die ein französisiertes Deutsch spricht, das einen eigenen Charme hat. Sie wird im Film von der wunderbaren Darstellerin Adèle Haenel gespielt. Mit einem Bildteil und einem Nachwort von Chris Kraus. Coverabbildung: das Filmplakat. Mehr zum Buch: 9783257300499.html

„4 3 2 1“ von Paul Auster

2017.Paul AusterDer Roman „4 3 2 1“ von Paul Auster liegt schwer in den Hän-den (1.264 Seiten) und ist spannend zu lesen. Ich habe eine knappe Woche dafür gebraucht. Erzählt wird die Geschichte von Archibald Ferguson, geboren – wie Auster – 1947 in Newark (New Jersey), dessen Coming of Age der Autor uns in vier Varianten erleben lässt. Das Familienleben (mit der Mutter Rose als zentraler Figur), der Sport (Baseball, Basketball), die Politik (Vietnamkrieg, Ermor-dung von John F. Kennedy, Rassenkonflikte), die Universitäten (Columbia University, Princeton), die Literatur (mit Werklisten, die abgearbeitet werden müssen), Freundschaften und Liebesbeziehungen werden von Auster differenziert und detailliert dargestellt. Auch das Kino hat in diesem Buch eine große Bedeutung. Die wichtigste Rolle spielen in diesem Zusammenhang Laurel & Hardy, deren Filme Auster wunderbar charakterisiert (S. 299-306). In Paris schreibt sein Archie 3 das Buch „Wie Laurel & Hardy mir das Leben retteten“ (S. 790ff.). Oft sitzt Archie mit seiner Mutter in der letzten Reihe des Kinos, und sie raucht Chesterfields. Sehr konkret werden zwei Filme beschrieben, die er mit einem schwulen Freund im Thalia-Kino am Broadway sieht: KINDER DES OLYMP (S. 473-77) und PANZERKREUZER POTEMKIN (S. 479-82). Beeindruckend die Reaktion auf DIE EINSAMKEIT DES LANGSTRECKENLÄUFERS (S. 521-23), berührend die Erinnerung an Carole Lombard (S. 599-600). Paris-Filme (S. 606) und neue französische Filme (S. 624) werden speziell thematisiert. Kinos in New York 1964 werden in Erinnerung gerufen (S. 635-36). Archie 3 – dem Kino am engsten verbunden – liest Filmzeitschriften und Filmbücher (S. 971), besucht die Cinémathèque française und andere Kinos (S. 972), sieht dreimal hintereinander den Film ZUM BEISPIEL BALTHAZAR von Robert Bresson (S. 1007) und beginnt, ein Buch über „Kindheit im Film“ zu schreiben (S. 1012-13), das er aber nicht vollenden kann. Lang ist die Liste britischer Schauspielerinnen und Schauspieler, die in amerikanischen Filmen mitgespielt haben (S. 1025-26). Gedanken zu Godards WEEKEND beenden die Filmverweise (S. 1117). Die Affinität des Autors zum Kino ist im gesamten Buch deutlich erkennbar. – Paul Auster war übrigens ein Überraschungsgast bei der Feier meines 70. Geburtstags in der Akademie der Künste am Pariser Platz 2008. Mehr zum Buch: auster-4-3-2-1.html

HUNGERJAHRE – IN EINEM REICHEN LAND (1979)

2017.DVD.HungerjahreEin Blick zurück in die Bundes-republik der 1950er Jahre. Über einen Zeitraum von drei Jahren erleben wir, wie die anfangs 13-jährige Ursula Scheuer, als einziges Kind in einer kleinbür-gerlichen Familie, zunehmend in Konflikte mit ihren Eltern gerät und dabei viele Fragen stellt, auf die sie wenige Antworten bekommt. Der Abstand zwischen ihren inneren Gefühlen und den äußeren Umständen vergrößert sich. Jutta Brückner hat diesen Film, der auf autobiografischen Erfahrungen beruht, in Schwarz-weiß realisiert, eine eigene Tonebene mit inneren Monologen ergänzt die dialogischen Szenen. Immer wiederkehrende Bildmotive sind Blicke aus dem Fenster und in den Spiegel, schlaflose Momente im Bett, Häuserfassaden mit offenen Fenstern, aus denen die Nachbarn neugierig Ausschau halten. Auch die Kleidung spielt eine wichtige Rolle. Dokumentarische Aufnahmen politischer Ereignisse (17. Juni 1953, Verbot der KPD) ergänzen die gespielten Szenen. Jutta Brückners Film macht Verdrängungen und Ängste jener Jahre konkret spürbar. Bei Absolut Medien ist jetzt eine DVD des Films erschienen, der von der Deutschen Kinemathek digital restauriert wurde. Als Bonusmaterial enthält die DVD pdf-Dokumente zur Entstehung des Films und den Fotofilm TUE RECHT UND SCHEUE NIEMAND, auf den ich kürzlich bereits hingewiesen habe (tue-recht-und-scheue-niemand/). Mehr zur DVD: 7019/HUNGERJAHRE+-+in+einem+reichen+Land

Mediennutzung in der Bundesrepublik

2016.Massenkommunikation IXSeit fünfzig Jahren werden durch repräsentative Umfragen verlässliche Daten zur Medien-nutzung in der Bundesrepublik ermittelt. Anfangs ging es nur um die Optionen Fernsehen, Rundfunk, Presse und Bücher (das Kino war immer ausge-klammert). Inzwischen sind Internet, Video/DVD/Blu-ray und CD/MC/LP/MP3 hinzuge-kommen; bei der Presse wird zwischen Tageszeitung und Zeitschriften unterschieden. Unter dem Titel „Massen-kommunikation IX“ ist jetzt bei Nomos die jüngste Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medien-bewertung für die Zeit von 1964 bis 2015 erschienen. Sie enthält in Textform und in Tabellen Daten in 14 Kapiteln: Reichweite und Nutzung der Medien – Nutzungsoptionen in einer konvergierenden Medienwelt – Geräteausstattung in der Bevölkerung – Exklusive und parallele Mediennutzung – Mediennutzung im demografischen Wandel – Mediennutzung im Kohortenvergleich – Bindung an die Medien – Funktionen und Images der tagesaktuellen Medien – Öffentlich-rechtliche und private Fernsehprogramme im Urteil der Zuschauer – Öffentlich-rechtliche und private Programme als Informationsquelle über das politische Geschehen – Typenbildung der Mediennutzung – Einschätzungen zur Medienentwicklung in der Zukunft – Medien-nutzung und -bewertung von Trendsettern – Mediennutzung und Medienbewertung im Wandel. Trotz aller Unkenrufe über das „Auslaufmodell“ Fernsehen hat sich dieses Medium fest positioniert, auch wenn die Entwicklung des Internets immer wieder neue Angebote bereithält. Es ist sehr interessant, die Vergleichzahlen über die Jahrzehnte zu verfolgen, in fünf Jahren wird die nächste Studie vorgelegt. Mehr zum Buch: product=28420

Gertrud Koch

2016.Zwischen RaubtierSeit 18 Jahren ist Gertrud Koch (*1949) Professorin für Film-wissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ihre inter-nationale Reputation ist groß, sie hat, mit hohem theoretischem Anspruch, nicht nur vielen Studierenden zu wissen-schaftlichen Erkenntnissen verholfen, sondern durch Forschungsprojekte auch das Ansehen der FU deutlich gesteigert. In diesem Zusam-menhang ist vor allem der Sonderforschungsbereich „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ zu nennen. Judith Keilbach (Amsterdam) und Thomas Morsch (Berlin) haben im Fink Verlag einen Band mit 27 Texten von Gertrud Koch aus den Jahren 1989 bis 2012 herausgegeben, der die Breite und Tiefe ihres Denkens und Schreibens beeindruckend belegt. Programmatisch ist der Einleitungstext „Zwischen Raubtier und Chamäleon“ (so heißt auch der Titel der Anthologie), der das „Schicksal der Filmwissenschaft“ beschreibt, ihre Bedeutung betont und die Perspektiven erkennbar werden lässt. Die weiteren Texte sind fünf Kapiteln zugeordnet: „Kultur der Massen-medien“, „Bilder und Politik“, „Erinnern und Vergessen: der Holocaust im Film“, „Der Körper und sein Schatten“ und „Zeigen, Berühren, Bewegen: Film und Affekt“. Die Beiträge stammen aus den unterschiedlichsten Büchern und Zeitschriften, ihre interdisziplinäre Bandbreite ist beachtlich, viele waren mir bisher unbekannt. Sie wurden aus über 200 publizierten Aufsätzen ausgewählt, und das scheint mir sehr gut gelungen. Besonders eindrucksvoll fand ich mehrere Beiträge im letzten Kapitel: „Alexander Kluges Phantom der Oper“, „Zu Tränen gerührt – Zur Erschütterung im Kino“ oder „Zwischen Berührungsangst und Schutzfunktion. Das Tabu und seine Beziehung zu den Toten“. Mehr zu dem Buch: 5836-0.html

2016.Gertrud KochEin Resultat von Gertrud Kochs Arbeit im oben genannten Sonderforschungsbereich ist die Publikation „Die Wiederkehr der Illusion“, die im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Die Autorin holt hier „eine schein-bar antiquierte Begrifflichkeit aus dem Feld der Psychologie wieder zurück in die Filmästhe-tik“ (Koch). Die drei Kapitel haben die Überschriften „Das ästhetische Potential des Films zwischen ‚Illudierung’ und ‚Massenbetrug’“, „Das illusions-ästhetische Potenzial des Films zwischen und in den anderen Künsten“ und „Präsenzästhetik und Wiederholbarkeit: Zu den Paradoxien, die Illusion bewältigen kann“. Auch hier beeindruckt, wie das Phänomen Film theoretisch, aber auch konkret mit den anderen Künsten verbunden wird. Mit 88 Abbildungen. Mehr zu dem Buch:29759.html

Martin Scorsese

2017.ScorseseSeit 15 Jahren findet in Mann-heim im Winter oder Frühjahr ein Seminar statt, bei dem sich Psychoanalyse und Filmwissen-schaft mit einem Regisseur beschäftigen. Im Januar war Akira Kurosawa das Thema. Zeitgleich ist im Psychosozial-Verlag die erweiterte Dokumen-tation des 14. Seminars erschie-nen, das Martin Scorsese gewid-met war. Drei Texte haben sein Gesamtwerk im Blick: Georg Seeßlen beschäftigt sich mit Scorseses Publikum, mit Motiven, Themen und Metho-den und verortet ihn in der amerikanischen Filmgeschichte. Marcus Stiglegger stellt eine Verbindung zwischen René Girards Opfertheorie und dem Kino von Scorsese her. Dietrich Stern untersucht die Bedeutung des Soundtracks in den verschiedenen Filmen. Die elf anderen Beiträge richten den Blick auf einzelne Filme: Helmut Däuker analysiert TAXI DRIVER (1976), Gerhard Bliersbach THE KING OF COMEDY (1982) und THE COLOR OF MONEY (1986), über den auch Jochen Hörisch schreibt, Kai Naumann GOODFELLAS (1990), Hannes König CAPE OF FEAR (1991), Katharina Leube-Sonnleitner THE AGE OF INNOCENCE (1993), Isolde Böhme THE DEPARTED (2006), Rolf Zwiebel und Martin Bölle SHUTTER ISLAND (2010). Zum Abschluss untersuchen die beiden Herausgeber den Film HUGO CABRET (2011) – Gerhard Schneider aus psychoanalytischer Perspektive, Peter Bär aus filmischer Sicht. Die Texte sind oft sehr persönlich grundiert und machen interessante Entdeckungen im Werk dieses Regisseurs. Mit Abbildungen. – Der neue Film von Martin Scorsese, SILENCE, ist gerade in unseren Kinos angelaufen. Mehr zum Buch: hb7iq9tmi7s3

WO ICH WOHNE (2014)

2016.DVD.Wo ich wohneIm November des vergangenen Jahres ist die Schriftstellerin Ilse Aichinger in Wien gestorben. Sie wurde 95 Jahre alt. Der Film WO ICH WOHNE von Christine Nagel entstand noch zu ihren Lebzeiten. Er ist jetzt bei good!movies als DVD erschienen. Man kann hier durchaus von einem experimen-tellen Film sprechen, denn es mischen sich viele, oft geheim-nisvolle Elemente, die man als Zuschauer in Verbindung bringen muss. Eine Ebene sind Texte von Ilse Aichinger, aus ihrer Erzählung „Wo ich wohne“, aus Gedichten, Briefen und anderen Quellen. Die Bildebene ist dreigeteilt: es gibt Farbaufnahmen aus Wien und London in der Gegenwart, Spielszenen in Schwarzweiß, in denen eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn in verschiedenen Stockwerken eines Hauses – vom vierten Stock bis in den Keller – lebt und ihre Gedanken äußert, und Super-8-Aufnahmen von Ilse Aichinger aus den 60er und 70er Jahren. Die Schriftstellerin selbst ist nur in einer historischen Aufnahme aus dem Jahr 1971 zu sehen. Sehr präsent ist ihre Zwillingsschwester Helga, die in London lebt und von der Vergangenheit erzählt. Eine zentrale Rolle spielt die Stadt Wien, die vor allem mit Straßenbahnfahrten erschlossen wird. Gegen Ende werden Bilder aus einem Fotoalbum aus den 1930er Jahren gezeigt. Zwei Filmausschnitte haben spezielle Bedeutung: AUF WIEDERSEHEN, KINDER von Louis Malle verweist an einer wichtigen Stelle auf die Nazi-Zeit; DER DRITTE MANN von Carol Reed verbindet den Handlungsort Wien mit der Filmbegeisterung von Ilse Aichinger, die regelmäßig ins Kino gegangen ist und darüber eine eigenwillige Autobiografie verfasst hat („Film und Verhängnis“, 2001). „Abschiede“ in vielen Formen prägen das Werk von Ilse Aichinger – und dieser Film ist ein angemessener Abschied von ihr selbst. Mehr zur DVD: 81&cid=14076

MAD MEN (2007-2015)

2017.Mad Men

Dies war eine der erfolgreichsten Serien aus Amerika, und der Taschen Verlag widmet ihr jetzt zwei Bände in seinem legendären Querformat mit insgesamt über 1.000 Seiten. Der erste Band (840 Seiten) erinnert uns mit Fotos und Auszügen aus den Dialogen an den Verlauf aller sieben Staffeln. Der zweite Band (208 Seiten) öffnet den Blick hinter die Kulissen mit Fotos von den Dreharbeiten, Notizen aus dem „Writers’ Room“ und Interviews mit Autorinnen und Autoren (Lisa Albert, Semi Chellas, Jonathan Igla, Andre und Maria Jacquemetton, Janet Leahy, Erin Levy, Tom Smuts, Carly Wray), mit Scott Hornbacher (Ausführen-der Produzent und Regisseur), Phil Abraham (Kameramann und Regisseur), Chris Manley (Kameramann), Dan Bishop (Szenenbild-ner), Janie Bryant (Kostümbildnerin) und Jon Hamm (Schauspieler und Regisseur). Eine Schlüsselrolle in der Publikation spielt natürlich der Initiator, Autor und Regisseur der Serie, Matthew Weiner, der auch mit eigenen Texten präsent ist. Es ist wirklich ein Erlebnis, die Welt des Werbeagenten Don Draper in dieser Form noch einmal präsentiert zu bekommen. Alle Texte in englischer Sprache. Mehr zum Buch: mad_men.htm

Ende 2015 erschien im Diaphanes Verlag ein kleines analytisches Buch über MAD MEN von Elisabeth Bronfen, an das ich hier gern erinnern möchte (mad-men-2/), und Anfang 2014 das auch sehr empfehlens-werte Büchlein „Lost in the Sixties“ von Daniela Sannwald (mad-men/).

Claus Peymann

2016.Claus PeymannKein Film-, sondern ein Theaterbuch, von der ersten bis zur letzten Seite. Eine Würdi-gung zum 80. Geburtstag und ein Abschiedsgeschenk für den Noch-Intendanten des Berliner Ensembles, der im Juli 2017 das Zepter an seinen Nachfolger Oliver Reese übergibt. Claus Peymann (*1937) hat – wenn man die Zwischenspiele in Frankfurt, München, Wuppertal und Hamburg ausspart – als Theaterdirektor vier Bühnen beherrscht: das Stuttgarter Staatstheater (1974-79), das Schauspielhaus in Bochum (1979-86), das Wiener Burgtheater (1986-99) und das Berliner Ensemble (1999-2017). Er hat mit Inszenierungen und mit politischen Provokationen Aufsehen erregt. Das Buch, erschienen im Alexander Verlag, dokumentiert seine Lebens- und Arbeitsgeschichte in Bildern, Texten und Gesprächen auf über 500 Seiten. Acht Exkurse gelten Peter Handke, Uraufführungen, Klassikern, Thomas Bernhard, William Shakespeare, Bertolt Brecht, Weggefährten und dem Fußball. Der Titel „Mord und Totschlag“ bezieht sich auf eine Aktion, bei der (ohne Peymanns) Wissen eine Fahne mit den drei Worten auf dem Burgtheater gehisst wurde. Die Anregung kam von Thomas Bernhardt. Für Theaterfans – wenn sie nicht gerade Gegner von Peymann sind – ist dieses Buch ein Muss. Ich habe ihn mehrfach im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses erlebt; seine Auftritte dort waren beeindruckend und durchaus lustig. Mehr zum Buch: Mord_und_Totschlag.html