18. August 2016
Der magische Raum
Hinderk M. Emrich (*1943) ist Hirnforscher, Nervenarzt, Philosoph, Hochschullehrer und stark an Film interessiert. Edgar Reitz (*1932), dessen Hauptwerk die mehr als 60stündige HEIMAT-Trilogie ist, gilt unter den deutschen Filmemachern als besonders reflektiert. Der vorliegende Band dokumentiert vier Gespräche, die Emrich und Reitz in den Jahren 2009 und 2010 geführt haben. Eingeleitet wird das Buch von dem Vortrag „Raum nehmen und die Ethik des Raumes im Film“, den Emrich 2010 an der HFF in Babelsberg gehalten hat; hier geht es u.a. um die Filme THE TRIAL von Orson Welles, HAMMERSMITH IS OUT von Peter Ustinov, TRÄUME von Akira Kurosawa, LETZTES JAHR IN MARIENBAD von Alain Resnais, VATER UND SOHN von Alexander Sokurov, RITUALS IN TRANSFIGURED TIME von Maya Deren und CHUNGKING EXPRESS von Wong Kar-wei. Dann folgen die Gespräche über „Die Anfänge der filmischen Erzählkunst“ (Hannover, 24. Juni 2009), „Die Epiphanie des Konkreten“ (München, 10. und 11. Dezember 2009), „Der Film als Sprache ohne Begriffe“ (München 28. Februar 2010) und „Sind Erzählräume dreidimensional?“ (Hannover, 20. September 2010). Natürlich erzählt Edgar Reitz von seinen eigenen Erfahrungen beim Filmemachen. Aber es kommen auch zahlreiche andere Filme zur Sprache. Eingefügt in die Texte sind kurze Zitate zu Themen wie Kathedrale, Erinnerungsarbeit, Bewegung, optische Identifikation, Nähe, Blicke, Montage, Gewalt, Parallelkosmos, Kontinuität, Geburt der Filmsprache, Film als Kunst, Darstellung von Greuel, die von Erwin Panowsky, Jean-Marie Peters, Béla Balázs, André Bazin, Claude Lanzmann, Thomas Elsaesser und Malte Hagener, Siegfried Kracauer und Susanne Kaul stammen. Mehr zum Buch: der-magische-raum.html
17. August 2016
Telling Images
Fabienne Liptay, die mit einer interessanten Arbeit über Märchen im Film an der Universität Mainz promoviert wurde, war von 2007 bis 2013 Juniorprofessorin für Film-geschichte an der Universität München und ist seit 2014 Professorin für Filmwissen-schaft an der Universität Zürich. Einer ihrer Forschungsschwer-punkte ist die Bildlichkeit des Films. Diesem Thema widmet sich auch ihre neueste Publikation, die kürzlich im Diaphanes Verlag erschienen ist. Zehn Essays fügen sich zu einer komplexen Gesamt-betrachtung. Sie behandeln die Filme CODE INCONNU (2000) von Michael Haneke („Unverständliche Bilder“), TROIS COULEURS: BLEU (1993) von Krzysztof Kieslowski („Nachdenkliche Bilder“), HUNGER (2008) von Steve McQueen („Unreine Bilder“), LA DOUBLE VIE DE VÉRONIQUE (1991) von Krzysztof Kieslowski („Veronikabilder“), LE SCAPHANDRE ET LE PAPILLON (2007) von Julian Schnabel („Potentielle Bilder“), THE LIMITS OF CONTROL (2009) von Jim Jarmusch („Bildwürdige Bilder“), BIS ANS ENDE DER WELT (1991) von Wim Wenders („Ikonoklastische Bilder“), PUNCH-DRUNK LOVE (2002) von Paul Thomas Anderson („Antagonistische Bilder“), WALTZ WITH BASHIR (2008) von Ari Folman („Unverfügbare Bilder“) und IN FILM NIST/DIES IST KEIN FILM (2011) von Jafar Panahi („Selbstverneinende Bilder“). Liptays Analysen sind immer nahe an den Filmsequenzen und werden von der Autorin durch Verweise auf die wissenschaftliche Literatur abgesichert. Sie erschließen sich auch, wenn man sie nicht hintereinander liest. Nach jedem Text sind farbige Fotos in guter Qualität abgedruckt. Coverfoto: CODE INCONNU. Mehr zum Buch: telling-images-3373
16. August 2016
Charlton Heston
Er hat, in den 1950er und 60er Jahren, große Rollen gespielt: Moses in THE TEN COMMANDMENTS von Cecil B. DeMille, Judah in BEN HUR von William Wyler, EL CID im Film von Anthony Mann, Johannes der Täufer in THE GREA-TEST STORY EVER TOLD von George Stevens, Major Dundee in SIERRA CHARRIBA von Sam Peckinpah, Michelangelo in THE AGONY AND THE ECSTASY von Carol Reed, den Astronauten George Taylor in PLANET OF THE APES von Franklin J. Schaffner. Er gehörte aber – anders als Humphrey Bogart, Henry Fonda, William Holden, Gregory Peck oder James Stewart – nie zu meinen Lieblingsschau-spielern. Ich fand ihn meist zu kraftstrotzend, er agierte für mich ohne Zwischentöne. Im Fachverlag für Filmliteratur von Reinhard Weber ist gerade ein Buch über Charlton Heston (1923-2008) erschienen, das noch einmal seine Filme und sein Leben in Erinnerung ruft. Jenna Eatough, Hans Reinhardt und Andrea Rennschmid haben gut recherchiert. Ihre Biografie (rund 30 Seiten) dokumentiert Hestons schauspielerische Karriere, nennt auch viele Rollenangebote, die er abgelehnt hat, und geht am Ende ausführlich auf sein Engagement als Bürgerrechtler und als Präsident der National Rifle Association ein; sein Auftritt in Michael Moores Film BOWLING FOR COLUMBINE hat seinem Image sehr geschadet. Die kommentierte Filmografie (rund 190 Seiten) enthält Inhaltsangaben, Produktionshintergründe und Reaktionen zu den 70 Filmen, in den Charlton Heston mitgespielt hat. Die Texte des Buches „Charlton Heston. Seine filmischen Werke“ von Reinhardt und Rennschmid (1993) wurden für die neue Publikation vollständig überarbeitet. Beeindruckend sind auch die zahlreichen Fotos in bester Druckqualität. Nicht nur für Charlton Heston-Fans eine interessante Lektüre. Mehr zum Buch: 20Filmografie
14. August 2016
DER APFEL IST AB (1948)
Die alte Geschichte von Adam und Eva, neu erzählt von Helmut Käutner, nach Motiven einer musikalischen Komödie aus dem Jahr 1936. Käutners zweiter Nach-kriegsfilm – nach dem Episodenfilm IN JENEN TAGEN – ist pures Kabarett. Es gibt einen realen Ausgangspunkt: die Direktionsetage des Apfelsaftfabrikanten Adam Schmidt in München kurz nach Kriegsende. Schmidt wird von zwei Frauen (seiner Ehefrau Lilith und seiner Freundin Eva) geliebt und kann sich nicht zwischen ihnen entscheiden. Er beschließt, sich das Leben zu nehmen, aber der Sprung von einer Brücke und der Versuch, sich zu erhängen, misslingen. So landet er zusammen mit seinem Dackel Männe in einem Sanatorium. Hier beginnt, architektonisch und im Spiel der Protagonisten, endgültig die Kunstwelt. Die Behandlung des Patienten Schmidt durch den Psychiater Professor Petri endet schnell, weil er verbotenerweise in einen Apfel gebissen hat. Aber die letzte Straßenbahn ist weg, und so verbringt Adam Schmidt die Nacht im Wartesaal des Sanatoriums. Im Traum kommt er zunächst in den Himmel zu Petrus und Luzifer, wo gerade Eva erschaffen wird, dann mit Eva ins Paradies, in die Hölle und wieder ins Paradies, wo aus der Schlange die Verführerin Lilith wird, und schließlich mit einer Mischung aus Eva und Lilith auf die Erde. Dann wacht Adam auf, geht zur Straßenbahn und trifft Lilith-Eva an der Haltestelle. Sie fahren mit der Bahn in die Stadt. Ende. Das alles ist kabarettistisch, also sehr pointiert gespielt von Bobby Todd (Adam), Joana Maria Gorvin (Lilith), Bettina Moissi (Eva), Helmut Käutner (Petri/Petrus), Arno Assmann (Luzifer). Die Kameraführung von Igor Oberberg wirkt elegant und ist insofern dem Sujet angemessen. Beeindruckend sind die Bauten vor allem der Traumsequenzen. Sie stammen von Wolfgang Znamenacek. Und für die Spezial-Effekte war der unvergessene Theo Nischwitz verantwortlich. Der Film ist jetzt erstmals bei den Filmjuwelen als DVD erschienen. Das Booklet von Roland Mörchen ist sehr lesenswert. Mehr zur DVD: Filmjuwelen/dp/B01AMU3LRQ
12. August 2016
Filmstile
Ein beeindruckendes Lehrbuch. Die vier Autoren – Christoph Hesse, Oliver Keutzer, Roman Mauer, Gregory Mohr – sind Absolventen der Mainzer Filmwissenschaft, also geprägt vom hermeneutischen Blick auf die Geschichte des Mediums. Fünf Kapitel strukturieren das Buch. Zunächst geht es um Stiltheorien der Filmwissen-schaft: Russischen Formalis-mus, André Bazin, Siegfried Kracauer, David Bordwell, postmoderne Kunstauffas-sungen, Barry Salt. Dann folgen die Stilepochen mit ausgewählten Nationalstilen: Stummfilm (Frühes Kino, Deutscher Expressionismus, Französischer Impressionismus, Sowjetisches Montagekino, Neue Sachlichkeit), Tonfilm der 1930er und 40er Jahre (Klassisches Hollywoodkino, Sozialistischer Realismus, Poetischer Realismus, NS-Propagandafilm), Kino der Moderne der 1940er bis 70er Jahre (Italienischer Neorealismus, Nouvelle Vague, British New Wave, New Hollywood, Neuer Deutscher Film), Postmoderne und Postklassik der 1980er und 90er Jahre (Blockbuster, Postmoderne, Cinéma du Look, US-Independent), die Gegenwart (Digitalisierung, Berliner Schule, New French Extremity); zwei eigenständige Texte handeln vom Dokumentarfilm und vom Experimentalfilm. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Individualstilen: Regie, Drehbuch, Kamera und Licht, Schauspiel, Montage, Filmmusik und Sound-Design, Architektur und Ausstattung. Dann richtet sich der Blick auf stilistische Kontinuität: Realismus, Fantastik, Surrealismus, Minimalismus, Opulenz. Zum Schluss wird etwas genereller die Stilistik audiovisueller Medien definiert: Kino, Fernsehen, Neue Medien. Jeder größere Abschnitt endet mit Hinweisen auf exemplarische Filme und Einführungsliteratur. Der Text, den die vier Autoren gemeinsam verantworten, ist für mich vorbildlich in seiner Konkretisierung und Gewichtung. Für alle, die in den Bereichen Film- und Kulturwissenschaft und Medienpädagogik tätig sind, eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Die Abbildungen sind leider von unterschiedlicher Qualität, vor allem die schwarzweißen Screenshots wirken oft zu dunkel. Mehr zum Buch: book/9783531184975
11. August 2016
Das Drehbuch als fiktionaler Erzähltext
Eine Dissertation, die an der Universität Hamburg ent-standen ist. Jan Heiner Gebhardt geht der Frage nach, ob das Drehbuch als Gebrauchs-text oder als literarisches Werk zu gelten zu hat. Als wissen-schaftliche Leitlinien benutzt er die Erzähltheorie des franzö-sischen Literaturwissen-schaftlers Gérard Genette und die filmnarratologische Grund-lagenarbeit von Markus Kuhn. Vier publizierte Drehbücher werden beispielhaft untersucht: DAS WEISSE BAND von Michael Haneke, GEGEN DIE WAND von Fatih Akin, NACHT VOR AUGEN von Johanna Stuttmann und LOLA RENNT von Tom Tykwer. Drei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Wer erzählt? Wie wird erzählt? In welcher Zeit wird erzählt? Es geht begrifflich um die narrativen Instanzen, den narrativen Modus und die Faktoren Ordnung, Dauer, Frequenz. Die Abgrenzungen zum Roman und zum Drama sind an verschiedenen Stellen in den Text eingearbeitet. Ein Kapitel zur Geschichte des Drehbuchs ist der Untersuchung vorangestellt. In seinem Fazit stellt der Autor fest, dass das Drehbuch als literarisches Werk zwar aufgrund seiner funktionalen Eigenschaften einigen Einschränkungen unterliegt, die aber durch eigenständige Erzählstrategien kompensiert werden können. Insofern gibt er Béla Balázs Recht, der schon mehr als 70 Jahren behauptet hat, dass das Drehbuch „eine der Arbeit von Dichtern würdige Form“ sei. Mehr zum Buch: 978-3-8300-9046-5.htm
10. August 2016
Marie Versini
Ein Film hat sie berühmt gemacht: WINNETOU 1. Teil (1963), die Karl-May-Verfilmung von Harald Reinl. Da spielte sie Winnetous Schwester Nscho-tschi, die sich in Old Shatterhand (Lex Barker) verliebt, sich für ihn aufopfert, aber am Ende von dem Banditen Santer (Mario Adorf) schwer verletzt wird und stirbt. Das hat viele Menschen im Kino zu Tränen gerührt. Im Karl May Verlag ist jetzt ein schönes Bilderbuch über die in Korsika geborene Schauspielerin Marie Versini (*1940) erschienen. Michael Petzel porträtiert sie in seinem Text sehr liebevoll, erinnert nicht nur an das Zusammenspiel der „glorreichen Drei“ – Pierre Brice, Lex Barker und Versini – im ersten Winnetou-Film, sondern auch an all die anderen Filme, die sie danach gedreht hat, u.a. die Karl-May-Verfilmungen DER SCHUT, DURCHS WILDE KURDISTAN, IM REICH DES SILBERNEN LÖWEN und WINNETOU UND SEIN FREUND OLD FIREHAND, an KENNWORT REIHER und BRENNT PARIS?. In den 1980er Jahren beendete sie weitgehend ihre Arbeit für Film und Fernsehen. „Bilder ihres Lebens“ verspricht der Band in seinem Untertitel – und die sind auch in großer Fülle zu sehen; mit zugeneigten Bildlegenden und vielen Rückblenden auf ihre Rolle als Nscho-tschi. Ein Vorwort von Marie Versini eröffnet das Buch. – Heute feiert die Schauspielerin ihren 76. Geburtstag. Mehr zum Buch: produkt.php?nummer=B-03076
09. August 2016
Ästhetik des Drastischen
Eine Dissertation, die an der Universität Bremen entstanden ist. Es geht um ästhetische Erfahrung, um Welterfahrung und um Gewalt im Horrorfilm. Benjamin Moldenhauer hat vier exemplarische Horrorfilme ausgewählt, um die genre-spezifische Ästhetik darzu-stellen, zwei aus den 1970er Jahren, zwei aus jüngerer Zeit. Es handelt sich um die Filme THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE (1974) von Tobe Hooper, THE LAST HOUSE ON THE LEFT (1972) von Wes Craven, THE HILLS HAVE EYES (2006) von Alexandre Aja und THE DEVIL’S REJECTS (2005) von Rob Zombie. In allen Filmen werden die Zuschauer mit Bildern einer exzessiven Gewalt konfrontiert. In einem ersten Kapitel rekapituliert der Autor eine Genregeschichte, in der zwischen dem klassischen Horrorfilm und dem modernen Horrorfilm unterschieden wird. Ein Exkurs informiert über die Freudianisierung des Horrorgenres. Dann geht es um die Wirklichkeit der Bilder im Rahmen der Filmwahrnehmung. Im zweiten Teil der Publikation erfolgen dann die konkreten Filmanalysen. Wissenschaftliche Literatur zum Thema ist zuverlässig eingearbeitet. Die Abbildungen haben, wie immer bei Bertz + Fischer, eine sehr gute drucktechnische Qualität. Die beiden Coverfotos stammen aus dem Film THE HILLS HAVE EYES. Mehr zum Buch: aesthetikdesdrastischen.html
07. August 2016
DER STUDENT VON PRAG (1913)
Das Jahr 1913 hat für die Anerkennung des Films als Kunstform in Deutschland große Bedeutung. Vor allem zwei abendfüllende Filme sind in diesem Zusammenhang wichtig: DER ANDERE von Max Mack mit Albert Bassermann und DER STUDENT VON PRAG von Hanns Heinz Ewers und Stellan Rye mit Paul Wegener. In beiden Filmen spielen Persönlichkeits-spaltungen eine wichtige Rolle. – In der „Edition Filmmuseum“ ist jetzt DER STUDENT VON PRAG in einer rekonstruierten Fassung als DVD erschienen. Erzählt wird die Geschichte des Studenten Balduin in Prag 1820. Er ist der beste Fechter in der Stadt, aber zu arm, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Er rettet eines Tages die Komtesse Margit vor dem Ertrinken und verliebt sich in sie. Um in der Adelswelt ernst genommen zu werden, verkauft Balduin sein Spiegelbild für 100.000 Gulden an den geheimnisvollen Sonderling Scapinelli. Damit begibt er sich auf ein Terrain, das ihn in den Abgrund führt. Am Ende erschießt er sich, nur sein Spiegelbild überlebt. Beeindruckend ist vor allem die Kameraführung von Guido Seeber. Unglaublich: die Einstellung, in der Scapinelli das Bild aus dem Spiegel holt und mit ihm Balduins Studentenbude verlässt. Die Rekonstruktion des Films wurde vom Filmmuseum München betreut. Stefan Drößler informiert darüber im Booklet, das außerdem Texte von Hanns Heinz Ewers enthält. Auf der DVD ist der Film einmal mit der originalen Klaviermusik und einmal mit einer Orchesterbegleitung zu sehen. Zum Bonusmaterial gehört der Kurzfilm DIE IDEALE GATTIN (1913) von Hanns Heinz Ewers mit Ernst Lubitsch, Grete Berger und Lydia Salmonova. Mehr zur DVD: Der-Student-von-Prag.html
05. August 2016
Bildprojektionen
Bildprojektionen spielen im Theater, in der Kunst, in der Architektur zunehmend eine wichtige Rolle. Der von Lilian Haberer und Annette Urban herausgegebene Band doku-mentiert die Referate des Work-shops „Reflexionsräume kinematographischer Ästhetik“, der 2010 an der Universität Köln stattgefunden hat; sie wurden für die Publikation überarbeitet und durch weitere Texte ergänzt. Die ausführliche Einleitung der Herausgeberinnen stellt das Thema in größere Zusammen-hänge. Insgesamt sind 14 Texte abgedruckt. Ich nenne hier acht Beiträge, die mir persönlich besonders gut gefallen haben. Annette Urban untersucht Rückprojektionen und Projektionen von Weiblichkeit bei Laurie Simmons und Cindy Sherman. Lilian Haberer vergleicht in zwei Fallstudien den Avantgardefilm MESHES OF THE AFTERNOON (1943) von Maja Deren mit Dorit Margreiters Beitrag für den österreichischen Pavillon auf der Biennale Venedig 2009 und konstatiert die unterschiedlichen Projektionsebenen: die des Films, des Blicks und der inneren Bilder. Volker Pantenburg verifiziert in acht Thesen die Differenzen zwischen Experimentalfilmen und Kunsträumen in einem Vergleich zwischen 1970 und 2010 und erinnert an Stan VanDerBeeks „Movie-Drome“ und Peter Kubelkas „Invisible Cinema“-Projekt. Maxa Zoller beschreibt die Entwicklung der Expanded Cinema-Bewegung in Großbritannien in den vergangenen vierzig Jahren, beginnend mit der Londoner FilmMakers Coop bis zu Karen Mirza und Brad Butler. Dennis Göttel widmet seinen Beitrag speziell dem “Movie-Drome“ von Stan VanDerBeek und kann die Visionen des Künstlers mit fotografischem Bildmaterial belegen. Doris Berger und Ursula Frohne nehmen uns mit auf eine Reise durch Los Angeles, ihr Kernstück ist der Essayfilm LOS ANGELES PLAYS ITSELF (2003) von Thom Andersen, aber sie erweitern den Blick mit Hilfe anderer Publikationen, zum Beispiel dem als Leporello angelegten Fotobuch „Every Building at the Sunset Strip“ (1966), oder der Filminstallation „10104 Angelo View Drive“ (2004) von Dorit Margreiter. Bei Eva Ehninger geht es im letzten Beitrag um 360°-Landschaftsprojektionen und ihr bildkritisches Potential. Eine interessante Lektüre. Mehr zum Buch: bildprojektionen?c=738

