19. März 2014
Das Ende
Das Ende eines Films kann glücklich, traurig oder offen sein. Und dann folgt der lange Abspann mit Cast und Credits. Im jüngsten Band des Schweizer Jahrbuchs „Cinema“ machen sich elf Autorinnen und Autoren etwas grundsätzlicher Gedanken über das Filmende. Die Texte (und ein Bildbeitrag) sind überwiegend originell und konkretisieren ihr Thema mit Beispielen. Am originellsten finde ich den Essay des Schriftstellers Catalin Dorian Florescu. Er erinnert sich (mit jeweils einem Filmtitel) an elf unterschiedliche Enden: das trotzige Ende (À BOUT DE SOUFFLE), das versöhnliche Ende (AMERICAN BEAUTY), das taube Ende (LA DOLCE VITA), das geflüsterte Ende (LOST IN TRANSLATION), das verschlüsselte Ende (2001), das missratene Ende (TAXI DRIVER), das ultrakurze Ende (THERE WILL BE BLOOD), das beiläufige Ende (der rumänische Film HINTER DEN HÜGELN), das pessimistische Ende (DAS TURINER PFERD), das optimistische Ende (8 ½), das persönliche Ende (LES QUATRE CENTS COUPS). Johannes Binotto verteidigt mit drei schönen Beispielen das Happyend: mit der amerikanischen Fassung von Fassbinders MUTTER KÜSTERS FAHRT ZUM HIMMEL, dem Ende von Todd Haynes’ FAR FROM HEAVEN und der Schlusssequenz von Delmer Daves’ 3:10 TO YUMA. Hans J. Wulff beschreibt, wie manche Filme „opernhaft“ enden, Willem Strank reflektiert über „das überraschende Ende“. Auf je einen einzelnen Film und sein Ende konzentrieren sich Ulrike Hanstein (MELANCHOLIA) und Simon Koenig (ALI). Bei Patrick Straumann geht es um Apokalypse und Kino, bei Felix Lieb um die Alzheimer-Demenz im Spielfilm, bei Rasmus Greiner um Vergangenheitsbilder im aktuellen Spielfilm und bei Gina Bucher um die digitale Zeitenwende. Die wunderbare Bildgeschichte mit internationaler Dimension (12 Länder) handelt vom Ende des Films nach dem Ende des Films. Sechs kleine Texte mit Bildern von Schlusseinstellungen begleiten uns durch das Buch. – Der Anhang erfüllt aufs beste die Pflichten eines Schweizer Filmjahrbuchs. Mehr zum Buch: ende.html
17. März 2014
IN SARMATIEN
Gestern fand in der Akademie der Künste am Hanseatenweg die Premiere des Films IN SARMATIEN von Volker Koepp statt. Durch die politische Entwick-lung in der Ukraine hat er eine unvor-hersehbare aktuelle Bedeutung bekommen. Denn Koepps Reise durch Sarmatien, einstmals ein antikes Reich zwischen Weichsel, Wolga, Ostsee und Schwarzem Meer, führte ihn durch die Republik Moldau, Weißrussland, Litauen und vor allem die Ukraine. Er befragte ein Dutzend Menschen, die dort leben, nach ihren Lebensbedingungen, ihrer Vergangenheit, ihren Zukunftshoffnungen. Und er zitiert aus seinen früheren Filmen GRÜSSE AUS SARMATIEN (1972), KALTE HEIMAT (1994), HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN (1998), KURISCHE NEHRUNG (2001) und DIESES JAHR IN CZERNOWITZ (2003). Die Wiederbegegnung mit den alten Protagonisten und das Kennenlernen neuer, interessanter Menschen ist, weil sie durch Volker miteinander verbunden werden, wie in den meisten seiner Filme berührend und öffnet den Blick in eine Welt, die eng mit Europa verbunden ist. Der Film hat mich sehr bewegt. Ich wünsche ihm viele Zuschauer. Mehr zum Film: 20ph_vorab.pdf
16. März 2014
TRUE HEART SUSIE
Ich habe viele Griffith-Filme gesehen, und unter seinen Melodramen war bisher WAY DOWN EAST mein Favorit. TRUE HEART SUSIE (1919) kannte ich noch nicht und bin sehr beeindruckt von den Bildern, dem Spiel der Darsteller und der Montage. Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Susie, das ohne Eltern aufwächst, von einer Tante erzogen wird und sich in den Nachbarjungen William verliebt. Susie finanziert ohne sein Wissen seine Ausbildung, er wird nach dem Studium Nachfolger des Dorfpastors und heiratet die verwöhnte Hutmacherin Bettina, die sich eine gute Partie verspricht. Susie scheint als Opfer auf der Strecke zu bleiben. Aber Bettina macht viele Fehler, betrügt ihren Mann, gerät in ein Unwetter und stirbt nach kurzer Krankheit. Von Susies Tante erfährt William, wie selbstlos das Mädchen sich verhalten hat, und so steht schließlich einem Happyend nichts mehr im Wege. Lillian Gish spielt mit all ihrem Charme das Mädchen Susie, die viragierten Bilder sind betörend schön, die Begleitmusik von Rodney Sauer klingt unaufdringlich und melodiös. Die Sendung auf Arte im November 2009 habe ich versäumt. Wie wunderbar, dass jetzt bei Absolut Medien die DVD erschienen ist. Mehr zur DVD: thema&list_item=53
14. März 2014
Im Netz der Filmgenres
Eine Dissertation aus Bayreuth. Sonja Schmid plädiert – bevor sie sich auf ihr zentrales Thema, den Fantasyfilm einlässt – für eine Flexibilisierung der Genre-begriffe und für ihre Dynamisie-rung im Sinne der New Film History. Sie will definitive Festschreibungen, wie sie in der Genretheorie lange Zeit üblich waren, überwinden und stellt die Frage, „ob man tatsächlich von ‚Geburt’ und ‚Tod’ eines Genres sprechen kann, oder ob sich bedingt durch einen diskursiven Genrebegriff nicht auch Genregeschichte als ein Netz aus unterschiedlichen synchronen und diachronen Diskursfäden verstehen lässt, das den Zugriffen, Verhandlungen und Interaktionen der generic user ausgesetzt ist und sich analog zu diesen Diskursen im Laufe der Zeit verändert.“ Die Argumentation der Autorin klingt schlüssig. In komparatistischen Bestimmungsversuchen grenzt sie Fantasy von Science Fiction, Horror, Phantastik und Märchen ab und nimmt für die Historiographie des Fantasyfilm als Beispiele für Anfänge und Entwicklung des Genre die frühen Filme von George Méliès, Fritz Langs DIE NIBELUNGEN (1923) und Raoul Walshs THE THIEF OF BAGDAD (1924). Zur exemplarischen Erprobung einer vernetzten Genrebetrachtung dient Sonja Schmid dann Peter Jacksons THE LORD OF THE RINGS (2001-03). Ihre Analysen der Charaktere und der Handlungsstruktur, ihre Verweise auf filmökonomische Entwicklungen, die Einbindung in sozio-historische Diskurse und – am Ende – die intertextuellen Bezüge zum Epos, zum Horrorfilm, zum Kriegsfilm und zum Actionfilm sind komplex in der Wahrnehmung und werden den Ansprüchen des Films gerecht. Mehr zum Buch: im-netz-der-filmgenres.html
13. März 2014
Medienreflexion im Film
Das Buch ist mit Verspätung erschienen, was angesichts des Umfangs und der Kom-plexität des Themas gut zu verstehen ist. 32 Autorinnen und Autoren haben 26 Texte beigesteuert. Die theoreti-schen Ansprüche sind relativ hoch, und wenn man sich in das Buch vertieft, wächst der Respekt vor den Heraus-gebern. Kay Kirchmann (Erlangen) und Jens Ruchatz (inzwischen Marburg) lassen darüber schreiben, wie der Film die anderen Medien darstellt. Den Anfang machen drei Texte über die Darstel-lung der Vorgeschichte des Films im Film: Licht und Schatten, Laterna magica und Camera obscura, Mikroskop, Teleskop, Fernglas, Brille. Dann geht es um die filmische Konstruktion von Verwandtschafts- und Konkurrenzverhältnissen: die Darstellung des Theaters im Kino, die Malerei im Film, den Comic im/als Film, die Fotografie im Film, Fernsehen und Video im Film, das mobile Aufzeichnen. Kapitel 3 ist der filmischen Konstruktion von Differenz-verhältnissen gewidmet: Schrift und Blindenschrift, Pinsel, Feder und Schreibmaschine, Dichtung, Brief, Postkarte und E-Mail in filmischer Reflexion, die Zeitung im Film, Film und Tätowierung (auf das Thema wäre ich nicht unbedingt gekommen), Diagramme und Karten, Computer im Film. Dann folgen weitere mediale Funktionen: Radio, Grammophon, Schallplatte und CD, das Telefon und der Anruf-beantworter (ein schöner Text). Es geht weiter mit Telegrafie und Telefax, speziellen Reproduktionsmedien und, ja, dem Geld. Den Abschluss bildet eine Utopie: die Darstellung nicht-existenter Medien als Medialitätsreflexion. Ich nenne einige Autorinnen und Autoren, die daran beteiligt sind: Stefanie Diekmann, Jan Distelmeyer, Oliver Fahle, Jörn Glasenapp, Lisa Gotto, Petra Maria Meyer, Norbert M. Schmitz, Thomas Weber, Hans J. Wulff. Es gibt unendlich viele Verweise auf Filme, aber leider kein Filmregister. Die Abbildungen sind akzeptabel. Titelbild: Marilyn Monroe in GENTLEMEN PREFER BLONDES. Nun muss das Handbuch sich als nützlich erweisen. Mehr zum Buch: medienreflexion-im-film?c=738
12. März 2014
Bilder des Gefühls
Die Dissertation von Maren Butte entstand in einer Zusammenarbeit der Universität Basel mit der Freien Universität Berlin. Sie unter-sucht die Ausdrucksformen des Melodrama-tischen im Theater des 19. Jahrhundert und im Film des 20. Jahrhunderts. Sie kon-zentriert ihre Analysen im Filmbereich auf die Schauspielerin Lilian Gish und ihre Leidensdarstellung in den Filmen von David W. Griffith, auf den Film LES ENFANTS DU PARADIS (1943-45) von Marcel Carné und die spezielle Funktion der Großaufnahmen als Blick in einen Seelen-zustand, sowie auf drei Regisseure, deren Werk mit dem Melodram verbunden ist: Douglas Sirk, Rainer Werner Fassbinder und Lars von Trier. Bei Sirk ist es der Film WRITTEN IN THE WIND, der im Detail analysiert wird. Der Blick der Autorin für die Figurenkonstellationen und die filmischen Tableaux Vivants konkretisiert sich in genauen und sensiblen Beschreibungen. Sie spannt dann einen Bogen zum Sirk-Verehrer Fassbinder, vergleicht dessen Film ANGST ESSEN SEELE AUF mit Sirks ALL THAT HEAVEN ALLOWS und wählt für ihre Einzelanalyse DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS aus, der in seiner Dramaturgie und seinen Bildern als beispielhaftes Melodram gilt. Nicht zuletzt ist das der Darstellerin Rosel Zech zu verdanken. Drei Filme von Lars von Trier bilden den Abschluss des umfänglichen Film-Kapitels: DANCER IN THE DARK (2000) mit Björk, BREAKING THE WAVES (1996) mit Emily Watson und DOGVILLE (2003) mit Nicole Kidman. Hier wird der spezielle Umgang des Regisseurs mit melodramatischen Vorbildern thematisiert. Am Ende des Buches findet Maren Butte im Theater und in der Kunst der Gegenwart Bezüge zum Melodram, bei René Pollesch, Cindy Sherman, Vanessa Beecroft und Lindy Annis. Die wissenschaftliche Literatur (Kappelhoff, Elsaesser, Koch, Peucker) ist sachkundig eingearbeitet. In den Theater-Kapiteln sind die Abbildungen akzeptabel, im Film-Teil deutlich zu klein. Mehr zum Buch: titel/978-3-7705-5625-0.html
11. März 2014
John Lasseter
Mit dem 33. Band widmen sich die Film-Konzepte erstmals dem Thema Animationsfilm. John Lasseter ist in diesem Bereich natürlich eine Schlüsselfigur. Seine TOY-STORY (1995) war das erste abendfüllende Werk der Filmgeschichte, das vollständig am Computer animiert wurde. Sieben Texte gehen aus unterschiedlichen Perspektiven auf Lasseter und die Pixar Studios ein. Peter Krämer beschreibt in seinem Einführungskapitel „Disney, George Lucas und Pixar“ die Entwicklung der amerikanischen Filmindustrie seit den 1970er Jahren. David Steinitz beschreibt (relativ kurz) die Pixar-Studios im Spiegel der Filmkritik. Jens Schröter konzentriert sich auf den Film MONSTERS, INC. (2001). Malte Hagener reflektiert etwas grundsätzlicher die digitalen Transformationen des Films. Der für mich interessanteste Text stammt vom Herausgeber Johannes Wende. Er macht sich Gedanken über die Vergänglichkeit des Spielzeugs (es geht im realen Leben kaputt oder wird durch neues ausgetauscht) – und fragt logischerweise, was das fürs Überleben der Filmfiguren in den bisher drei Folgen der TOY STORY bedeutet. Das Thema wird im Beitrag von Christian Stewen etwas variiert. Und Tobias Scheffzick schildert zum Abschluss, wie Woody und Buzz in der TOY STORY zu Freunden werden. Viele Quellenverweise, gute Abbildungen. Mehr zum Heft: Ux30UhxiBgs
09. März 2014
ORLAC’S HÄNDE (1924)
Dieser österreichische Film aus dem Jahr 1924 ist ein „Gothic-Thriller“ mit expressionistischer Lichtsetzung und vielen dramatischen Höhepunkten. Der geniale Pianist Orlac (gespielt von Conrad Veidt) erleidet bei einem Eisenbahnunglück so schwere Handverletzungen, dass der Chirurg beschließt, ihm die Hände eines gerade hingerichteten Raubmörders zu transplantieren. Die Operation gelingt, aber Orlac wird zunächst zum Psychoopfer seiner selbst, er kann mit den neuen Händen nicht mehr Klavierspielen, und gerät dann in die Falle des Erpressers Nera (Fritz Kortner), der ihn in die Rolle des Vatermörders versetzt. Ein spätes Happyend sorgt für Familienfrieden. Der Regisseur Robert Wiene und der Kameramann Günther Krampf haben mit dem Hauptdarsteller Veidt ein Drama geschaffen, das große Qualitäten hat. Das Filmarchiv Austria hat jetzt eine DVD des Films publiziert; für die teils digitalisierte Restaurierung wurde auch neu gefundenes Material verwendet. Die Musik von Donald Sosin bringt Klavier und Konzertorgel ins Spiel. Filmlänge: 105 Minuten. – Die beigefügte Publikation, deutlich mehr als ein „booklet“, enthält auf über 200 Seiten Essays und Materialien zum Film, verfasst von Ines Steiner Armin Loacker, Günter Krenn, Gerhard Vana und Thomas Ballhausen. Ein vorbildlicher Wegweiser mit brillanten Abbildungen. Mehr zur DVD: meta_id=-1#ov_item_778
07. März 2014
Farbe, Licht, Empathie
1989 hat sie das Institut für Filmwissenschaft an der Universität Zürich gegründet und bis 2002 war sie dessen Leiterin. Christine N. Brinckmann hat in Forschung und Lehre Maßstäbe gesetzt, viele Promotionen auf hohem Niveau betreut und selbst zu den verschie-densten Themen publiziert. Ihre Spezialgebiete sind der Experi-mentalfilm, der amerikanische Dokumentarismus und das Hollywoodkino. Seit 1995 gibt sie die Reihe „Zürcher Filmstudien“ heraus, die seit 2001 im Schüren Verlag erscheinen und für mich eine der führenden wissenschaftlichen Filmbuchreihen sind. Als Band 31 ist jetzt zum zweiten Mal (nach „Die antropomorphe Kamera“, 1997) eine Anthologie mit Brinckmann-Texten erschienen. Ihre Lektüre ist in der Sache und im Stil ein Genuss, weil die Autorin sich in keinem theoretischen Überbau verirrt, sondern konkret beschreibt, was sie in bestimmten Filmen sieht und für mitteilenswert hält. 16 Texte aus den Jahren 1995 bis 2012 hat sie zusammen mit der Herausgeberin Britta Hartmann für den Band ausgewählt. Sie handeln von Farbe, Licht und Empathie. Ich halte alle Texte für lesenswert, aber einige haben mir besonders gut gefallen. Der Essay „Filmische Farbe als Abbild und Artefakt“ (2001) beschreibt die speziellen Schwierigkeiten im Umgang mit der Farbe in Fotografie und Film. Zur Konkretisierung werden dann zwei Filme gegenübergestellt, die extrem unterschiedlich mit der Farbe umgehen: PAL JOEY (1957) von George Sidney und CHUNGKING-EXPRESS (1994) von Wong Kar-wai. Brinckmanns Analyse ist phänomenal in der Differenzierung und Genauigkeit. Sie wird gestützt durch 16 Abbildungen von höchster Qualität. In dem Text „Dramaturgische Farbakkorde“ (2006) geht es um fünf Hollywood-Filme der 1950er und 60er Jahre: THE GIRL CAN’T HELP IT von Frank Tashlin, DESIGNING WOMAN von Vincente Minnelli, LES GIRLS von George Cukor, BACHELOR IN PARADISE von Jack Arnold und LOVER COME BACK von Delbert Mann. Wunderbare Farbbeschreibungen, 22 exzellente Fotos. Im Licht-Kapitel (vier Texte) handelt der wohl wichtigste Essay von „Diegetischem und nondiegetischem Licht“(2007). Brinckmann unterscheidet da zwischen neun Formen des Lichts. Die theoretische Begriffsbestimmung wird zum Schluss mit einem Filmbeispiel konkretisiert: der Sterbeszene am Ende von G. W. Pabsts westfront 1918 (1930). Im Empathie-Kapitel haben mich zwei Texte besonders begeistert: die „Fallstudie“ über „Empathie im Dokumentarfilm“ (2005), die sich mit Georg Stefan Trollers Film BEGEGNUNG IM KNAST (1984) beschäftigt und als eine große Hommage für den von mir sehr verehrten Dokumentaristen zu lesen ist. Und schließlich der Essay „Zuschauerempathie und Mosaikstruktur in Wisemans PRIMATE“ (2009), über die Beobachtungen in einem wissenschaftlichen Institut, das Primatenforschung betreibt. Die Analyse der Zuschauergefühle bei einem berühmten Dokumentarfilm aus dem Jahr 1974 wirkt in keinem Moment spekulativ. – Man wünscht sich noch viele Texte von Christine N. Brickmann, einzeln und gesammelt. Mehr zum Buch: farbe-licht-empathie.html
06. März 2014
Zur Medialität von Liebe
Der konstitutive Zusammenhang von Mediennutzung und Liebe ist Thema dieser Dissertation, mit der Roman Giesen an der Ludwig-Maximilian-Universität in München promoviert hat. Es geht dabei nicht nur um die visuellen und auditiven Medien, sondern um das ganze beziehungs-stiftende Kommunikationssystem (Gesten, Blicke, Liebesbriefe, Gedichte). In einigen komplizierten Abstrahierungen kann ich dem Text nicht immer folgen. Aber der Autor stellt dann doch ein Dutzend Filme in den Fokus der Untersuchung. Dazu gehören A.I. artificial INTELLIGENCE von Steven Spielberg, GILBERT GRAPE und CHOCOLAT von Lasse Hallström, ROMEO + JULIET von Baz Luhrmann, DREAMERS von Bernardo Bertolucci, BIUTIFUL von Alejandro Goñzález Inárritu, MELANCHOLIA von Lars von Tier, POLL von Chris Kraus, LE SCAPHANDRE ET LE PAPILLON von Julian Schnabel und LE FABULEUX DESTIN D’AMELIE von Jean-Pierre Jeunet. Einzelne Szenen werden dann schnell in einen kommunikationstheoretischen Zusammenhang gestellt. Schön, wenn der Aufenthalt bei einem Film etwas länger dauert. Dann wird die Medialität konkreter. Das letzte Kapitel heißt natürlich „Liebesmedien und Vernetzung“. Das Titelbild stammt vom Autor. Das Buch enthält keine Abbildungen. Mehr zum Buch: bd67ivt5ropq170