DER HERR DER RINGE – Die Chronik

Der Roman „The Lord of the Rings“ stammt von John Ronald Reuel Tolkien, erschien 1954/55 und gilt als eines der erfolgreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. Eine erste Verfilmung 1978 von Ralph Bakshi wurde zum Flop. Dann machte Peter Jackson den Stoff zu seiner Herzenssache und realisierte zwischen 1999 und 2003 für fast 300 Millionen Dollar drei Filme, die 17 Oscars gewannen und weltweit rund drei Milliarden Dollar einspielten. Zwischen 2011 und 2014 folgte THE HOBBIT, wieder eine Trilogie, nicht ganz so aufwendig, nicht ganz so erfolgreich, aber ganz im Geist von Mittelerde, dem Schauplatz der Fantasy-Romane. Und seit dem Herbst 2022 gibt es die erste Staffel der Serie THE RINGS OF POWER, produziert von Amazon Studios, die die Vorgeschichte von DER HERR DER RINGE erzählt. Die Chronik, herausgegeben von Cinema, erschienen bei Panini Books, doku-mentiert in wunderbaren Bildern und kenntnisreichen Texten die Dreharbeiten der beiden Jackson-Trilogien und der Amazon-Produktion. Volker Bleeck, Oliver Noelle und Philipp Schulze sind die Autoren. 224 Seiten, Großformat, nicht nur für Fans lesenswert. Mehr zum Buch: der-herr-der-ringe-der-grosse-guide-ydcine006

Die Kunst der Drehbuchentwicklung

Oliver Schütte (*1960) ist ein erfahrener Dramaturg und Drehbuchautor. Vor 27 Jahren gründete er die Master School Drehbuch, 1999 veröffentlichte er das Buch „Die Kunst des Drehbuchlesens“, das inzwi-schen in vierter Auflage erschienen ist. Sein neues Buch handelt von der Zukunft des Geschichtenerzählens. Sechs Kapitel bilden die Struktur: „Stufen der Drehbuchent-wicklung“ (Pitch und Exposé, Treatment, Serienkonzept, Drehbuch), „Figuren und Konflikt“, „Aufbau“ (Geschichte und Plot, Spielfilmstruktur, Serienstruktur, Kurzfilmstruktur, Elemente der Feinarbeit), „Grundlagen der Drehbuchentwicklung“ (Spannung, Plausibilität, Genre, Diversität), „Die Kunst der erfolgreichen Drehbuchentwicklung“ (Akteure der Stoffentwicklung: Autor, Lektorat, Dramaturgie, Script Consultant, Script Doctor, Redaktion, Produktion) und „Analyse des Stoffs“ (Breakdown, Strukturdiagramm, Fragen an den Stoff, die Kunst der Bewertung, der Markt). 246 Seiten. Basisliteratur. Im Literaturverzeichnis vermisse ich den Drehbuch-Almanach „Scenario“, herausgegeben von Jochen Brunow. Band 100 der Reihe „Praxis Film“. Mehr zum Buch: produkt/die-kunst-der-drehbuchentwicklung/

ALS WIR TANZTEN (2019)

Der schwedische Regisseur Levan Akin hat diesen Film in Georgien gedreht. Er erzählt die Geschichte des Studenten Merab, der an der Akademie des Nationalballetts in Tiflis zum Tänzer ausgebildet wird. Er träumt von einer Karriere auf der Bühne. Als nach einiger Zeit der Student Irakli in die Klasse kommt, befürchtet Merab eine Konkurrenz. Aber es entwickelt sich eine Freundschaft, die bald auch zu körperlichen Kontakten führt. In der Ballettschule herrscht jedoch starke Homophobie. So müssen Merab und Irakli ihre Beziehung geheim halten. Daraus ergeben sich schwierige Momente. Der Film von Levan Akin hat große Qualitäten vor allem in der Kameraführung (Lisabi Fridell) und in der Darstellung. Levan Gelbakhiani als Merab und Bachi Valishvili als Irakli sind herausragend. ALS WIR TANZTEN lief sehr erfolgreich im Wettbewerb der  Filmfestspiele in Cannes. Bei Salzgeber ist jetzt die DVD des Films erschienen. Unbedingt sehenswert. Mehr zur DVD: film/1627-als-wir-tanzten-dvd.html

Weimar unter Palmen

In Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles, wohnen heute Steven Spielberg, Nicole Kidman, Anthony Hopkins und Sylvester Stallone, Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones. Zwischen der Bucht von Santa Monica und den Bergen gibt es traumhafte Villen. Der Ort hat eine Geschichte, die Thomas Blubacher in seinem Buch anschaulich erzählt. Die 13 Kapitel sind originell betitelt, zum Beispiel: „Fritz springt von der Klippe, die Sioux tanzen, und Christus kehrt auf die Erde zurück“ (hier wird über die Anfänge des Filmorts zu Zeiten von Thomas Harper Ince und William S. Hart erzählt), „Der König von Pacific Palisades hilft, die toten Mäuse wegzuschaufeln“ (über die Villa Aurora, das Haus von Lion und Marta Feuchtwanger), „Goethe in Hollywood lässt sich huldigen“ (über Thomas Mann und seine Haus), „Ronald Reagan spielt Helden, Henry Miller Pingpong und Jakob Gimpel Klavier“. Im Mittelpunkt stehen Personen, die dort in Zeiten des Exils, in den 1930er und 40er Jahren, gelebt haben. Einige von ihnen werden von Blubacher porträtiert Dazu gehören die Schriftstellerin Vicki Baum, der Regisseur William Dieterle, der Philosoph Max Horkheimer, die Schauspielerin Luise Rainer, der Regisseur Max Reinhardt, der Komponist Ernst Toch, das Ehepaar Salka und Berthold Viertel. Sehr präsent sind Bert Brecht, Charles Chaplin, Marlene Dietrich, Hanns Eisler, Greta Garbo, Fritz Lang, Peter Lorre und Helene Weigel. Blubacher hat 2002 drei Monate in der Villa Aurora als writer-in-residence gelebt. Sein erstes Buch über Pacific Palisades, „Paradies in schwerer Zeit“, erschien 2011. Die neue Publikation ist umfangreicher und detaillierter, enthält aber keine Abbildungen. Sehr lesenswert. Mehr zum Buch: weimar-unter-palmen-pacific-palisades-isbn-978-3-492-07207-6

Die Berliner Schule im globalen Kontext

Der Band, herausgegeben von Marco Abel und Jaimey Fisher, erschien vor vier Jahren bei Wayne State University Press in Detroit und wurde jetzt, von Valentina Djordjevic ins Deut-sche übersetzt, bei Transcript publiziert. Die Einleitung des Herausgeber-Duos informiert über die Verbindungen der „Berliner Schule“. Acht der insgesamt 15 Texte haben mir besonders gut gefallen: Hester Baer befasst sich mit der Berliner Schule und Filmen von Frauen. Lisa Haegele vergleicht Derek Cianfrances BLUE VALENTINE (2010) und Maren Ades ALLE ANDEREN (2009). Inga Pollmann sieht Angela Schanelecs MARSEILLE als Erbe von Michelangelo Antonioni. Bei Roger F. Cook geht es um Abbas Kiarostami und die Berliner Schule. Brad Prager beschreibt Bilder des Laufens in den Filmen von Benjamin Heisenberg. Jaimey Fisher beschäftigt sich mit Jugend, Arbeit und Körper in den Filmen von Christian Petzold und den Dardenne-Brüdern. Gerd Gemünden schlägt einen Bogen zwischen den New-Wave-Filmen in Berlin und Buenos Aires. Roland Végso verbindet Béla Tarr und die Berliner Schule. Es ist sehr zu begrüßen, dass dieses Buch jetzt auch in deutscher Sprache zu lesen ist. Mit Abbildungen in guter Qualität. Coverfoto: DER TRAUMHAFTE WEG von Angela Schanelec. Mehr zum Buch: die-berliner-schule-im-globalen-kontext/?number=978-3-8376-5248-2

Art-Horror

Der Horrorfilm erlebt immer wieder ein Comeback. Jüngere Generationen erfinden neue Varianten. Adrian Gmelch porträtiert in seinem Buch die amerikanischen Regisseure Ari Aster (*1986) und Robert Eggers (*1983), die mit künstlerischen Mitteln die Klischees des Genres unterlaufen. Die Filme HEREDITARY (2018) und MIDSOMMAR (2019) von Ari Aster, THE WITCH (2015), THE LIGHTHAOUSE (2019) und THE NORTHMAN (2022) erfüllen hohe Ansprüche. Gmelch schildert die Herkunft der Regisseure, ihre filmhistorische und künstlerische Prägung. Dann richtet er seinen Blick auf die genannten Filme. Bei Aster geht es um ein Netz aus Familie, Trauma und Trauer, bei Eggers um Geschichtstrips und Abtauchen in menschliche Abgründe. Es gibt gemeinsame Motive und stilistische Elemente: das innere Unbehagen, allein in der Welt zu sein, das äußere Unbehagen, Unheil durch Tier und Natur zu erleben. Der Anhang enthält detaillierte Filmografien von Aster und Eggers. Ein beeindruckendes Buch. Mit Abbildungen in sehr guter Qualität. Coverabbildung: „Hexensabbat“ von Francisco de Goya (1798). Mehr zum Buch: buechner-verlag.de/buch/art-horror/

„Frauen und Film“ Nr. 70

1974 wurde die Zeitschrift Frauen und Film von Helke Sander in Berlin gegründet. Inzwischen erscheint sie einmal jährlich im AvivA Verlag. Das aktuellste Heft ist die Nr. 70 mit dem Thema „Räume“. Zwölf Texte nehmen die Räumlichkeit aus unterschiedlichen Per-spektiven in den Blick. Annette Brauerhoch befasst sich mit Konfrontationen im Raum: Genre, Landschaft, Dinge. Im Mittelpunkt steht der Film WUTHERING HEIGHTS (2012) von Andrea Arnold. Ute Holl beschreibt die Dekolonialisierung des Raums in den Betten der argentinischen Filmemacherin Lucrecia Martel. Cecilia Valenti äußert sich zur Fernsehgeschichte aus globalkritischer und feministischer Perspektive: „Ungleich geteilte Räume der Solidarität“. Nanna Heidenreich erinnert an den Film 40 QM DEUTSCHLAND (1986) von Tevfik Baser. Bei Franziska Wagner geht es um relationale Räume und die Problematisierung von Empathie in VR-Filmen zu Flucht. VR-Filme können mit einer Virtual-Reality-Brille rezipiert werden. Sarah K. Becker sieht das Wasser als Imaginationsraum für Männer-phantasien in den Serien BIG LITTLE LIES (2017), TOP OF THE LAKE (2013) und UNBELIEVABLE (2019). Von Maria Matzke stammt eine Hommage an Dore O. (1946-2022). Dagmar Brunow entdeckt die Dynamik archivarischer Möglichkeitsräume und Orten des kulturellen Gedächtnisses. Laurette Rasch und Kirsti Renner würdigen die Editorinnen Alice Ludwig Rasch (1910-1973) und Barbara Henning (*1944). Insa Härtel reflektiert über die räumlich-sexuelle Differenz in THE TOMORROW MAN (2019) von Noble Jones. Stefanie Diekmann beschäftigt sich mit den kinematografischen Raumordnungen in Dokumentar- und Spielfilmen über Prostitution. Zu den Filmbeispielen gehören L’APPOLONIDE (2011) von Bertrand Bonello und FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE (2007) von Eva Heldmann. Heide Schlüpmann würdigt die Berlinale-Retrospektive „No Angels“. Ein interessantes Heft. Mehr zur Zeitschrift: aviva-verlag.de/programm/fuf-70-räume/

Hallervorden

Vor fünf Jahren erschien die Originalausgabe des Buches, jetzt gibt es eine aktualisierte Neuausgabe. Inzwischen ist Dieter Hallervorden 87 Jahre alt. Auf dem Titelbild der ersten Ausgabe schaut er uns sorgenvoll an, jetzt lacht er. Der Untertitel ist weiterhin „Ein Komiker macht ernst“. Der Journalist Tim Pröse hat Hallervorden ein Jahr lang begleitet. Sein Text ist eine Mischung aus Reportage, Biografie und Selbst-darstellung. Gegenwart und Vergangenheit, Berufs- und Privatleben wechseln ständig. Man kommt der Person Hallervorden dabei sehr nahe. Auf der Bühne, im Fernsehen und auf der Leinwand hat er die unterschiedlichsten Rollen gespielt, zuletzt den Walter Weiß in BENJAMIN BLÜMCHEN (2019) von Tim Trachte. Auch sein Engagement für das Berliner Schlosspark-Theater wird angemessen gewürdigt. Die letzten Kapitel handeln vom Kampf gegen Corona und der Planung seines Begräbnisses. Natürlich wünscht man ihm noch ein langes Leben und interessante Rollen vor der Kamera. Mehr zum Buch: Hallervorden/Tim-Proese/Heyne/e607183.rhd

PELÉ – DER FILM (2016)

Eigentlich heißt er Edson, aber seine Freunde nennen ihn Pelé. Sein Vater Dondinho stand 1950 beim Endspiel gegen Uruguay in der brasilianischen Fußballnationalmannschaft. Das Spiel ging verloren, Dondinho wurde geächtet, Pelé wuchs in ärmlichen Verhält-nissen auf. Aber dann werden seine Talente entdeckt, er spielt für den FC Santos und debütiert mit 16 Jahren in der brasilianischen Nationalmannschaft. Dreimal wird er Weltmeister und geht damit in die Fußballgeschichte ein. Das amerikanische Biopic von Jeff Zimbalist ist sehr unterhaltsam. Kevin de Paula spielt Pelé, Seu Jorge seinen Vater Dondinho, Mariana Nunes seine Mutter Celeste. Wenn man sich an frühere Weltmeisterschaften in Spielfilmform erinnern will, dann kann man den Film auf DVD anschauen. Mehr zur DVD: detail/-/art/pele-der-film/hnum/4604619

Steve McQueen

Der Schauspieler Steve McQueen (1930-1980) hatte seine beste Zeit in den 1960er Jahren. Er spielte Hauptrollen in DIE GLORREICHEN SIEBEN und GESPRENGTE KETTEN von John Sturges, in CINCINATTI KID und THOMAS CROWN IST NICHT ZU FASSEN von Norman Jewison, in NEVADA SMITH von Henry Hathaway, KANONENBOOT AM YANGTSE-KIANG von Robert Wise und BULLITT von Peter Yates. 1972 fuhr er vor der Kamera in einem Porsche 917 das 24-Stunden-Rennen in LE MANS. Über seine Leidenschaft für Autos gibt es einen Band in der Reihe „Motor-Legenden“.  Steve McQueen war außerdem ein begeisterter Motorradfahrer. Matt Stone hat darüber ein Buch geschrieben. Es beginnt mit dem Motorradfahren im Big Apple. Dann geht es um den Film GESPRENGTE KETTEN. 1964 erfolgte die Internationale Sechstagefahrt. In den späten 60er und frühen 70er Jahren ging es durch die Wüste. Steve McQueen war ein Sammler von Motorrädern. Was aus den Fahrzeugen bis heute geworden ist, wird auf 40 Seiten dokumentiert. Ein schönes Buch für McQueen-Fans und Motorradfahrer. Mehr zum Buch: AYaOMvPlUSX0t8VDD20221122165541&navid=