EIN LIED GEHT UM DIE WELT (1933 / 1958)

2015.DVD.Joseph SchmidtJoseph Schmidt (1904-1942) war ein begnadeter lyrischer Tenor. Seine Medien waren der Rundfunk und die Schallplatte, für die Opernbühne galt er mit 1,54 m als zu klein. Richard Oswald drehte mit ihm 1933 den Film EIN LIED GEHT UM DIE WELT, der die Geschichte des Sängers Riccardo (gespielt von Joseph Schmidt) und seines Freundes Rigo (Viktor de Kowa) erzählt, die gemeinsam Karriere machen, sich in die Schallplatten-verkäuferin Nina (Charlotte Ander) verlieben, die Rigo den Vorzug gibt, aber die Freundschaft der beiden Männer nur kurzfristig aus dem Gleichgewicht bringt. Der Film spielt in Venedig, hat viele Musiknummern und wurde am 9. Mai 1933 in Berlin uraufgeführt. Am Tag danach emigrierte Schmidt wegen seiner jüdischen Herkunft nach Österreich und fünf Jahre später in die Schweiz, wo er 1942 in einem Internierungslager an Herzversagen starb. 1958 drehte Géza von Bolváry den Film EIN LIED GEHT UM DIE WELT – DIE JOSEPH-SCHMIDT-STORY, der die Biografie des Sängers, seine Erfolge in Deutschland, seine Flucht vor den Nazis, die Liebe zu einer Verehrerin, ihre gewaltsame Trennung und seine Hoffnungen auf ein Überleben in der Schweiz schildert. Die Hauptrollen spielten damals Hans Reiser und Sabina Sesselmann. Es war Bolvárys letzter Film. Er starb 1961. Die beiden Joseph-Schmidt-Filme sind jetzt auf DVD bei den Filmjuwelen erschienen. Friedemann Beyer hat ein sehr informatives Booklet verfasst, das die politischen Hintergründe differenziert thematisiert. Mehr zur DVD: keywords=%22filmjuwelen%22

Programmentscheidungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen

2015.ProgrammentscheidungenEine Dissertation, die an der Universität Bonn entstanden ist. Charlotte Echterhoff stellt die Frage, ob die öffentlich-rechtlichen Rundfunk-anstalten auch heute noch ihren Programm-auftrag erfüllen. Zugespitzt: „Qualität vs. Quote“ oder „Öffentlich-keit vs. Publikum“. Was war die Gründungsidee der Öffentlich-Rechtlichen und welche Veränderungen gibt es insbesondere seit der Dualisierung 1984? Natürlich wird die Quote als Kriterium für Programmentscheidungen in Frage gestellt. Ein interessanter Exkurs führt nach England, zur Qualitätsbestimmung in der BBC anhand des „Public Value“. Dem ersten Teil der Arbeit, einer relativ differenzierten historischen Darstellung bis in die Gegenwart, folgen ein empirisch-analytischer Teil mit Leitfaden-Interviews zu Kriterien für Programmentscheidungen (Programmschema, rechtlicher Rahmen, Konkurrenz, Protagonisten, öffentlich-rechtliches Profil, Zuschauer, Gesellschaft, individueller Anspruch) und die Interpretation des Kriterienkatalogs. Zu den Programmverantwortlichen, die für Interviews zur Verfügung standen, gehörten der ARD-Programm-direktor Volker Herres und der Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung, Martin Berthoud. Das methodische Vorgehen wird von der Autorin ausführlich begründet, interessant sind vor allem die Zitate der Programmverantwortlichen, die am Ende des Bandes noch einmal aufgereiht sind. Mit umfangreicher Bibliografie, ohne Abbildungen. Mehr zum Buch: product=25356

James Bond

2015.James BondSeit heute ist der neue James Bond-Film in unseren Kinos zu sehen: SPECTRE von Sam Mendes. Es ist der 24. Bond-Film. Die Reihe begann 1962, also vor mehr als fünfzig Jahren, mit DR. NO. Sean Connery, unvergessen, spielte damals – und dann bis 1971 – die Hauptrolle: „Mein Name ist Bond – James Bond“. So heißt auch das sehr lesenswerte Buch von Andreas Jacke, das gerade im Psychosozial-Verlag erschienen ist. Der Autor verbindet in seinen Publikationen häufig Filmwissenschaft mit Psychoanalyse, auch das neue Buch ist eine „filmpsychoanalytische Studie“. Ein Kapitel handelt von den „ödipalen Duellen zwischen Bond und den Schurken, zwischen Ost und West“, ein späteres von den „psychotischen und faschistoiden Charakterzügen der Schurken“, ein drittes von „spektakulären Todesarten, oralen Aggressionen und Erotik“. Verbindungen stellt Jacke auch zur Philosophie her („Bond und der Derrida’sche Andere: Paranoide und erotische Strukturen“) und zur Semiotik von Umberto Eco („Codenamen, Gegensatzpaare, Serialität und die Aufgabe der Ironie“). Ein eigenes Kapitel gilt dem Autor der James Bond-Romane, Ian Fleming („Manie, Bindungsängste, Süchte, Ehe und die Bond-Familie“), in einem Exkurs werden John le Carrés Agententhriller zum Vergleich herangezogen („Mr. Smileys schlechtes Gespür für Frauen“). Das für mich schönste Kapitel porträtiert die verschiedenen Bond-Darsteller und schildert ihre Charaktere: Sean Connery ist „der souveräne Vater/Sohn“, George Lazenby (er spielte den Bond nur einmal) „der unfreiwillig Komische“, Roger Moore „der snobistische Ironiker“, Timothy Dalton „der gehobene Moralapostel“, Pierce Brosnan „der postmoderne Draufgänger“ und Daniel Craig „der traumatisierte Realist“. Am Ende findet man ein kommentiertes Verzeichnis der Bond-Filme, in dem Andreas Jacke auch seine Vorlieben und Abneigungen formuliert. Wenige Abbildungen, weil der Autor sehr bildhaft formulieren kann. Coverfoto: Daniel Craig in SKYFALL Mehr zum Buch: sa58j7k2j715

Das Kriegstagebuch von Konrad Wolf

2015.Kriegstagebücher„31. Dezember 1943. (…) Ja, dieses Jahr hat mir sehr viel gegeben. Zum ersten Mal stand ich auf eigenen Füßen und begann ein selbständiges Leben. Wie schwer war es anfangs, sich an die Armee zu gewöhnen, an all die neuen Menschen. Jetzt hat sich schon vieles in mir verändert: Ich fühle mich selbständig und kenne mich ein wenig in den Menschen aus. Wirklich, du Jahr 1943 hast mir viel Nützliches gegeben, und ich scheide mit beinahe nur guten Erinnerungen von dir.“ (S. 146). Vom 18. März 1943 bis zum 18. April 1945 hat Konrad Wolf Kriegstagebuch geführt. Er gehörte damals zu Politabteilung der 47. Armee und war Dolmetscher, Interviewer von Gefangenen, Verfasser von Flugblättern und Sprecher von Sendungen für deutsche Soldaten unmittelbar hinter der Front. Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich haben in ihrer Konrad Wolf-Biografie ausführlich darüber berichtet. Jetzt ist das Tagebuch, herausgegeben von Paul Werner Wagner in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, übersetzt von Jürgen Schlenker, in der Edition „Die Möwe“ in deutscher Sprache erschienen. Eine spannende Lektüre, denn der junge Rotarmist hat – oft mit Unterbrechungen – seinem Tagebuch viel Persönliches anvertraut, über Lieben und Freundschaften, über Krankheiten und Reisen, über den Alltag an der Front, über seine Gefühle gegenüber den Deutschen. Die Publikation enthält – neben dem Kriegstagebuch – ein Vorwort von Wolfgang Kohlhaase, ein Nachwort des Herausgebers, Briefe von Konrad Wolf aus den Jahren 1942-1945 an die Eltern Friedrich und Else Wolf, den Bruder Markus, die Schwester Lena, die Jugendfreundin Zilja, Vernehmungsprotokolle mit deutschen Soldaten, einen Flugblatttext und das Treatment zu dem Filmprojekt „Heimkehr 45“, das 1968 unter dem Titel ICH WAR NEUNZEHN als DEFA-Film realisiert wurde. Eine DVD des Films ist beigeheftet. Da ich Konrad Wolf für einen bedeutenden Regisseur halte, ist dies eine auch für mich persönlich wichtige Publikation. Mehr zum Buch: www.edition-die-moewe.de/

Filmsynchronisation

2015.Synchronisation kleinIn Deutschland werden ausländische Filme für die Kinovorführung und die Fernsehausstrahlung in der Regel synchronisiert. Nur in wenigen Großstädten – Berlin ist da führend – kann man Original-fassungen mit oder ohne Untitel sehen. Die Synchronisation gibt es seit den 1930er Jahren, aber sie ist von der Wissenschaft bisher kaum erforscht worden. Das Buch „Film im Transfer-prozess“, herausgegeben von Thomas Bräutigam (Verfasser eines Lexikons der Film- und Fernsehsynchronisation und eines Lexikons der Synchronsprecher) und Nils Daniel Peiler, enthält 13 Beiträge aus sehr unterschiedlichen Perspektiven, die sich zu einem interessanten Spektrum formen. Die beiden Herausgeber beginnen mit einem Grundsatztext: „Erkenntnispotentiale einer Beschäftigung mit Filmsynchronisation“. Auch Gerd Naumann, der über dieses Thema promoviert hat, äußert sich „Zu grundlegenden Aspekten der Synchronarbeit“. Claudia Leinert, Synchron-Supervisorin bei Constantin, fragt „Kann Synchronisation dem Original gerecht werden?“ und berichtet von eigenen Erfahrungen. Der Regisseur Ingo Haeb und der Tonmeister Stephan Colli definieren ihre Synchronisationsphilosophie und erzählen von der Zusammenarbeit bei dem Film DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN. Andreas Blum reflektiert in seinem interessanten sprachwissenschaftlichen Beitrag über „Höfliche und vertrauliche Anrede in der Filmübersetzung“. Da ich nicht alle Beiträge nennen kann, hier noch drei Texte, die mir besonders gefallen haben: Ralf Junkerjürgen schreibt über „Herausforderungen an Synchronisationen aus dem Spanischen“ am Beispiel der Filme von Pedro Almodóvar, Nils Daniel Peiler über die Synchronisation von Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY“ und Joseph Garncarz über die verschiedenen Fassungen von Walt Disneys SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS in Deutschland. An dem Thema sollte weitergearbeitet werden. Mehr zum Buch: transferprozess.html

Percy Adlon

Heute findet in der Akademie der Künste am Hanseatenweg die Archivpräsentation von Percy Adlon statt. Ab 15 Uhr sind drei Dokumentarfilme von ihm zu sehen, dann folgt der Film FÜNF LETZTE TAGE (1982). Torsten Musial unterhält sich anschließend mit den Hauptdarstellerinnen Lena Stolze und Irm Hermann. Und ab 19.30 Uhr spricht Percy Adlon, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, anhand von Filmausschnitten über sein Leben und seine Filme.

2015.DVD.Percy AdlonIn der Arthaus-Reihe von StudioCanal ist soeben eine Box mit insgesamt zwanzig Filmen von Percy Adlon erschienen. Es sind vor allem die starken Frauenfiguren in seinen Spielfilmen, die dank beeindruckender Darstel-lerinnen bis heute faszinieren: die langjährige Haushälterin von Marcel Proust, CÉLESTE (1981), gespielt von Eva Mattes, die im Gestapo-Hauptquartier Inhaftierten Sophie Scholl und Else Gebel, verkörpert von Lena Stolze und Irm Hermann in FÜNF LETZTE TAGE (1982), die drei Töchter des bayerischen Hofgärtners Lautenschlager, gespielt von Anja Jaenicke, Lena Stolze und Susanne Herlt in DIE SCHAUKEL (1983) – und dann dreimal Marianne Sägebrecht in ihren Paraderollen: als Beifahrerin eines Leichenwagens in ZUCKERBABY (1985), als Betreiberin des ‚Bagdad Cafés’ irgendwo in der amerikanischen Wüste in OUT OF ROSENHEIM (1987) und als Mutter mit ungeahnten Fähigkeiten in ROSALIE GOES SHOPPING (1989). Die letzte der großen Percy-Adlon-Frauen war dann Rosel Zech als Bibliothekarin in Alaska in SALMONBERRIES (1991). In den anschließenden drei Filmen, die man jetzt auf DVD sehen kann, spielen Männer die Hauptrollen: Donald Sutherland als durchgeknallter Lagerbetreiber Jonathan in YOUNGER AND YOUNGER (1993), André Eisermann als Verleger Baldur Graf auf der Suche nach einem in L.A. untergetauchten Autor in HAWAIIAN GARDENS (2001) und Johannes Silberschneider als Gustav Mahler in MAHLER AUF DER COUCH (2010), den Percy Adlon gemeinsam mit seinem Sohn Felix realisiert hat. Die frühen Filme gefallen mir persönlich besser als die späten. Aber man sollte nicht vergessen, dass Adlon auch eine Reihe guter Dokumentarfilme gedreht hat. Zehn davon sind in der Box enthalten, darunter TOMI UNGERERS LANDLEBEN (1973 – ein Besuch bei dem großen Zeichner in seinem Haus in Irland), FRÄULEIN ANNETTE KOLB (1977 – ein Porträt der couragierten Dichterin), IM HAUS DES AFFENMALERS (1980 – über den Maler Gabriel Max), FLUCHTWEGE EINES FRIEDLIEBENDEN MANNES (1982 – über die Flucht des Schriftsteller Leonhard Frank ins Exil) und IN DER GLANZVOLLEN WELT DES HOTEL ADLON (1996 – mit Zeitzeugen und Spielszenen). Die Auswahl der Filme hat Percy Adlon selbst vorgenommen. Mehr zur DVD: die_filme_von_percy_adlon

Zombie Society

2015.Zombie Society„Wenn die Zombies kommen, trifft es jeden, überall, es ist eine Katastrophe von noch nie dagewesenem Ausmaß, und die Welt, wie wir sie kennen, hört auf zu existieren. So wird es uns zumindest in den aktuellen Zombiefilmen, -Games, -Büchern und -TV-Serien vorgeführt. Doch worin liegt die Faszination für dieses ‚entleerte’ Monster begründet und wieso verfolgen wir (zumindest in der Fiktion) mit Begeisterung diesen Untergang von allem, was uns lieb und teuer ist?“, fragt die Autorin Vanessa Kleinschnittger in der Einleitung und findet in ihrer wissenschaftlich abgesicherten und klug strukturierten Untersuchung einleuchtende Antworten. Sie klärt zunächst die Herkunft und Genese des Zombie, der aus Haiti stammt, religiöse Ursprünge hat und 1929 durch einen Reisebericht des amerikanischen Journalisten William Seabrook bekannt wurde. Der erste Leinwandauftritt erfolgte 1932 in dem Film WHITE ZOMBIE von Victor Halperin. Mit George A. Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968), einem der bedeutendsten Horrorfilme des 20. Jahrhunderts, fand die „68er-Zombie-Revolution“ statt, gefolgt von Romeros DAWN OF THE DEAD (1979). Es gab in den späteren Jahren italienische Varianten, Wendungen ins Komische, Übertragungen in den Game-Bereich, und neuerdings tauchen Zombies auch in amerikanischen TV-Serien auf. Die Filmliste der Autorin nennt 112 Titel. Für die Untersuchung der Rezeption hat Vanessa Kleinschnittger ein Fallbeispiel entwickelt und mit Hilfe von Facebook erstaunliche Ergebnisse erzielt. Darauf zielt auch der Titel der Publikation, die als Dissertation an der Universität Basel entstanden ist. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: product=25222

Filmskandale in der Weimarer Republik

2015.Projektionen MoralEine Dissertation, die an der Universität Gießen entstanden ist. Kai Nowak (*1977) geht mit wissenschaftlicher Genauigkeit und Gründlichkeit an sein Thema heran. 481 Textseiten, 31 Seiten Forschungsliteratur, 2.114 Quellenverweise, Aufenthalte u.a. im Bayerischen Haupt-staatsarchiv, im Bundesarchiv, im Deutschen Filminstitut, im Geheimen Staats-archiv Preußischer Kulturbesitz, im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Landes-archiv Berlin, im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. Für alle Feststellungen gibt es Belege. Das macht die Lektüre etwas mühsam. Andererseits sind Nowaks Darstellungen ausgewählter Filme bildhaft und anschaulich, sie verstecken sich nicht hinter Formulierungen aus zweiter Hand; er hat die Filme, die hier verhandelt werden, gesehen. Es gibt vier Hauptkapitel: I. Verbrechen, Gewalt und Tod. II. Sexualität und Geschlechterordnung. III. In den Schützengräben der Nachkriegszeit: Die Skandalisierung von Weltkriegsfilmen als Mittel der Erinnerungspolitik. IV. Die Politik des Filmskandals: Politisch-weltanschauliche Konflikte. Zunächst wird der „Skandal“-Begriff geklärt, und der Autor Paul Werner, der dies bei seinem Buch „Die Skandalchronik des deutschen Films von 1900 bis 1945“ (1990) versäumt hat, wird entsprechend abgemahnt. Für eine wissenschaftliche Arbeit ist eine solche Definition natürlich unabdingbar. Zu den Filmen, die in diesem Buch ausführlicher behandelt werden gehören: AFRIKA SPRICHT! (1930) von Paul L. Hoefler mit authentischen Todesszenen, ANDERS ALS DIE ANDERN (1919) von Richard Oswald mit dem Thema Homosexualität, WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT (1925) von Wilhelm Prager mit der Darstellung von Nacktheit, FRAUENNOT – FRAUENGLÜCK (1929/30) von Eduard Tissé mit dokumentarischen Aufnahmen eines Geburt und eines Kaiserschnitts, ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (1930) von Lewis Milestone, dessen Blick auf den Ersten Weltkrieg von den Nazis abgelehnt wurde, der vierteilige FRIDERICUS REX (1922/23) von Arzén von Cserépy mit seiner Glorifizierung der Monarchie und PANZERKREUZER POTEMKIN (1925) von Sergej Eisenstein, der als bolschewistische Propaganda denunziert wurde. Beeindruckend an Nowaks Buch ist die sorgfältige Auswertung der zeitgenössischen Filmkritik. Über 4000 Zeitungsartikel wurden dafür herangezogen, in denen natürlich das Pro und Contra zu den Skandalfilmen lebhaft hin- und herwogte. Insgesamt: ein großes Kompliment für diese Arbeit! Mehr zum Buch: projektionen-der-moral.html

Amerikanische Fernsehserien

2015.Amerikanische FernsehserienDie amerikanischen Fernsehserien werden zurzeit wie Drogen konsumiert. Über ihre unterschiedlichen Themen und Genres wird heftig debattiert. Die zwölf Beiträge des vorliegenden Bandes – sieben in englischer, fünf in deutscher Sprache – beschäftigen sich mit BREAKING BEAD (Krebskranker wird zum Kriminellen, 2008-13), LOST (Überlebende eines Flugzeugabsturzes auf einer Insel im Pazifik, 2004-10), THE WIRE (Drogenszene in Baltimore, 2002-08), MAD MEN (Werbebranche im New York der 1960er Jahre, 2007-15), THE GOOD WIFE (Anwaltskanzlei in Chicago, seit 2009), 30 ROCK (Sitcom aus dem Showbusiness, 2006-13), FRINGE (Sonderabteilung des FBI in Boston für übernatürliche Phänomene, 2008-13), TRUE BLOOD (Vampire in einer fiktiven Stadt in Louisiana, 2008-14), THE WEST WING (Alltag des amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus, 1999-2006), ROME (Untergang der römischen Republik, 2005-07), DEXTER (Serienmörder in Miami, 2006-13) und dem Autor Joss Whedon, der vier Serien erfunden hat (BUFFA, ENGEL, FIREFLY und DOLLHOUSE. Unter den Autorinnen und Autoren findet man Frank Kelleter, Elisabeth Bronfen (großartiger Text über THE WIRE), Katharina Gerund, Katja Kanzler, Carolin Lamo, Sebastian M. Herrmann, Karin Hoepker und Sven Grampp. Für alle Serienfreaks müsste man das Buch zur Pflichtlektüre machen, damit sie sich auch einmal über Bedeutungen und Subtexte klar werden. Mehr zum Buch: amerikanische-fernsehserien-der-gegenwart

Barbara Rütting

2015.RüttingIn den 1950er und 60er Jahren spielte sie Hauptrollen in mehr als dreißig Filmen. Ich erinnere mich an DIE SPUR FÜHRT NACH BERLIN von Franz Cap, DIE LETZTE BRÜCKE von Helmut Käutner, CANARIS von Alfred Weidenmann, DIE GEIWALLY ebenfalls von Franz Cap und auch an einige Edgar Wallace-Filme wie DER ZINKER und NEUES VOM HEXER. Sie gehörte damals nicht zu meinen Lieblingsschauspielerinnen, aber sie hat mich beeindruckt mit ihrer physischen Präsenz und der charakteristischen Stimme. Barbara Rütting (*1927) hat jetzt im Herbig Verlag ihre Autobiografie veröffentlicht. Die Arbeit als Schauspielerin war für sie wichtig, um Anerkennung zu finden und eine Basis für weiterreichende Aktivitäten. Sie hat sich seit den 1980er Jahren vor allem im Umweltschutz, für Menschenrechte und Tierrechte engagiert und war zeitweise Abgeordnete der Grünen im Bayerischen Landtag. Sie erzählt ihre Lebensgeschichte selbstbewusst, aber ohne Eitelkeit, die Schilderung der Filmarbeit vermeidet weitgehend Anekdoten, würdigt die Leistung der Regisseure und das Zusammenspiel mit Kolleginnen und Kollegen. Sie verabschiedet sich von der Filmarbeit auf Seite 142, weil ihr die Wallace-Filme und deren Grausamkeiten Unbehagen verursachten und der ‚junge deutsche Film’ nicht mit ihr anzufangen wusste – „oder ich nichts mit ihm?“. Ihr Leben führte sie dann in andere Bereiche. Mehr zum Buch: autobiografie.html