08. März 2015
BRONCO BUSTER
Seine sieben wunderbaren Western mit Randolph Scott hat er zwischen 1956 und 1960 gedreht. Das war in der Tat die große Zeit von Budd Boetticher (1916-2001). Aber man darf seine Filme davor und danach nicht unter-schätzen. Bei Koch Media ist jetzt die DVD des relativ unbekannten Rodeo-Films BRONCO BUSTER (deutsch: RIVALEN IM SATTEL) erschienen, den Boetticher 1951 gedreht hat. Er erzählt die Geschichte des erfah-renen Rodeo-Champions Tom Moody und des jungen, ehrgeizigen Reiters Bart Eaton, die aus einer anfänglichen Freundschaft zu einer erbitterten Feindschaft wird, bis am Ende der egomanische Bart die Kurve kriegt. Natürlich spielt dabei die attraktive Judy eine entscheidende Rolle, die von Tom und Bart umworben wird. Und Judys Vater, der Clown auf dem Rodeofeld, kommt durch Barts Verschulden fast ums Leben. Die Welt des Rodeo mit den Ritten auf Pferden und Ochsen ist als Schauplatz authentisch in Szene gesetzt. John Lund (Tom), Scott Brady (Bart), Joyce Holden (Judy) und Chill Wills (Judys Vater) spielen die Hauptrollen, auch die Nebenrollen sind professionell besetzt. Gedreht in Technicolor, für die DVD digital remastered. Mit kleinem Booklet (Text: Hank Schraudolph) und Bonusmaterial. Koch Media „Western Legenden No. 30“. Mehr zur DVD: DVM001207D&nav1=FILM
06. März 2015
Laurel & Hardy
In Deutschland hießen sie lange „Dick & Doof“, ich fand ihre Situations-komik als Kind ziemlich lustig, habe dann aber Chaplin, Keaton, Lloyd und die Marx Brothers mehr geschätzt. Dank Hanns Eckelkamp wurde Stan Laurel und Oliver Hardy ab Mitte der 1960er Jahren Gerechtig-keit zuteil: mit dem Film WAY OUT WEST (deutsch: ZWEI RITTEN NACH TEXAS) war das Komikerpaar bei uns sehr erfolgreich, es folgten DIE WÜSTEN-SÖHNE und DIE DOPPELGÄNGER VON SACRAMENTO. Im „Dick und Doof-Buch“ von Norbert Aping (Schüren Verlag 2004) kann man nachlesen, wie schwierig damals die Rechtslage war (Leo Kirch hatte seine Finger im Spiel) und wie die Rezeption von Laurel & Hardy in Deutschland überhaupt verlaufen ist. – Das Buch von Rainer Dick, das kürzlich im Reinhard Weber Verlag erschienen ist, konzentriert sich auf Leben und Werk von Stan & Ollie in den USA, auf ihre Filme, auf ihr Familienleben, auf die Rezeption. Da spielen Ehefrauen eine gewisse Rolle (Laurel war achtmal verheiratet, Hardy dreimal) und auch die Frauen auf der Leinwand, obwohl sie selten in ihren Rollen dominieren. Im Hintergrund zieht oft der Produzent Hal Roach die Fäden, und Hollywood ist der Schauplatz der Geschichten, die Rainer Dick sehr sorgfältig recherchiert hat. Es gibt Erfolge und Misserfolge, die Konkurrenzen sind groß, die Verbindung der beiden Hauptfiguren erscheint relativ eng. Das Buch handelt vor allem von den 1930er und 40er Jahren, als die vielen kurzen und wenigen langen Filme mit Laurel & Hardy entstanden. Eine Filmografie am Ende des Bandes informiert über die wichtigsten beteiligten Personen und über den Plot (dies meist in einem Kernsatz). Die Abbildungen sind ausgezeichnet in der technischen Qualität. Ottfried Fischer hat ein kurzes Vorwort beigesteuert. Für Laurel & Hardy-Fans unverzichtbar. Mehr zum Buch: Frauen%22);
05. März 2015
Vlado Kristl
Dieses Buch ist, im besten Sinne, eine Zumutung. Es verlangt von der Leserin, dem Leser mehr Geduld, Mitdenken und Empathie als die meisten anderen Publikationen. Zeichnungen und Briefe schieben sich ineinander. Die Adressaten sind mehr oder weniger bekannt. Die Briefe stammen von Vlado Kristl (1923-2004), dem Maler, Filmemacher, Schriftsteller, Künstler, der die Welt, in der er lebte, immer grundlegend in Frage gestellt hat. TOD DEM ZUSCHAUER hieß einer seiner Filme. Er hat sich jeder Konvention verweigert. Er wurde in Zagreb geboren, kam 1963 nach München, und diese Stadt wurde auch weitgehend sein Zuhause. Gelegentlich ist er nach Frankreich geflohen. Seine Zeichnungen und Briefe sind oft zärtlich und sensibel, aber auch ungeduldig und provokant. Der schriftliche Nachlass von Kristl befindet sich in der Deutschen Kinemathek. Wolfgang Jacobsen hat jetzt im Verbrecher Verlag eine Auswahl herausgegeben. Seine Anmerkungen kommentieren nicht die einzelnen Briefe und Zeichnungen, sondern begleiten die faksimilierten Dokumente wie ein Essay. Das ist hilfreich, erfordert vom Leser aber (siehe oben) vor allem Geduld. Die Empfänger der Briefe sind seine Großmutter, seine Kinder Pepe und Madeleine, Gabi (das ist seine wichtigste Galeristin Gabriele Frey in Berlin), Uwe und „Petruschka“ (das sind Uwe und Petra Nettelbeck, die mit ihm 1964 den Film DER DAMM gedreht haben), die von ihm offenbar sehr geliebte Dany (die Galeristin Dany Keller in München), Dieter (der Produzent Dieter Reifarth in Frankfurt), der Verleger Ernst Brücher, Klaus Volkmer von Münchner Filmmuseum. Thematisiert werden seine Lebensbedingungen, das Projekt eines Video-Theaters, das Projekt „SchStT“ (Abkürzung für Schweinestalltür), andere Projekte und Ideen. Die Briefe sind teils mit der Hand, teils mit der Maschine geschrieben. Cover: Fax an Dieter Reifarth 1999. Mehr zum Buch: /book/detail/773
03. März 2015
John Wayne
Er war die Inkarnation des amerikanischen Westernhelden: STAGECOACH (1939), THE SEARCHERS (1956), RIO BRAVO (1959). Er hat 13 Filme mit John Ford gemacht, fünf mit Howard Hawks, fünf mit Henry Hathaway. Sein Regie-Film ALAMO (1960) wurde in Deutschland von vielen als monumentaler Kriegsfilm politisch abgelehnt. Doch ohne John Wayne (1907-1979) wäre die amerikanische Filmgeschichte ärmer an Heldenfiguren. Im Knesebeck Verlag ist kürzlich ein Buch über ihn erschienen, das ihm ein Denkmal setzt. Es verzichtet auf Analysen und bietet dafür Erinnerungsdokumente. Der Autor Michael Goldmann durfte im Familienarchiv der „John Wayne Enterprises“ forschen und wurde fündig. Seine neun Textkapitel („Wurzeln“, „Abstecher in die Schauspielerei“, „Westernheld“, „Unsere ruhmreiche Branche“, „Mann in Uniform“, „Mann von nationalem Interesse“, „Für die Fans“, „Freunde und Vergnügen“, „In der Familie“) sind nicht nur mit vielen Fotos ausgestattet, es gibt – und das macht dieses Buch wirklich originell – herausnehmbare Faksimiles bisher unveröffentlichter persönlicher Dokumente: Pass, Führerschein, Fischer- und Jagdlizenz, Highschool Diplom, USC-Mitgliedkarte, Heiratsurkunde, Briefwechsel mit John Ford, Briefe von Kolleginnen und Kollegen wie Katharine Hepburn, Joan Crawford, Frank Sinatra und von Politikern (Ronald Reagan, Jimmy Carter, Richard Nixon), ein 20-seitiges Booklet „Western Outfit“ mit Kostüm-Entwürfen, sechs Seiten aus dem Drehbuch TRUE GRIT mit handschriftlichen Anmerkungen von Wayne und vier herausnehmbare Filmplakate. Ja, das Buch handelt von lange vergangenen Zeiten, aber es macht sie nicht nur in den Bildern sehr präsent. Mehr zum Buch: john-wayne/index.html
02. März 2015
STAR TREK
Fünf Fernsehserien, zwölf Kinofilme, diverse Computer-spiele, Comics, Romane. Man spricht bei STAR TREK von einem „Franchise“, also einem Medienproduktpaket oder: einem STAR TREK-Universum. Damit kann man sich auch wissenschaftlich beschäftigen. Sebastian Stoppe hat darüber an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg promoviert. Die Arbeit wurde jetzt im Büchner-Verlag publiziert. Die Zeitlinie dieses speziellen Universums erstreckt sich zwischen 2063 (STAR TREK: FIRST CONTACT) und 2379 (STAR TREK: NEMESIS). Der Autor unterscheidet zwischen „Utopie“ und „Science fiction“, also zwischen dezidiert soziopolitischen Gesellschaftsbildern (Utopie) und einer Perspektive von Wissenschaft und Technik (Science fiction). Seine vier Hauptkapitel handeln vom gesellschaftlichen Wandel durch Technologie, vom Raumschiff als utopischem Ort, vom politischen System von STAR TREK und von der Borg als dystopischem Gegenentwurf von STAR TREK. Stoppe liest STAR TREK als utopischen Text. Für ihn sind Captain Kirk, Mr. Spock, Captain Picard und der Androide „Data“ Protagonisten einer utopischen Gesellschaft. Das ist mit vielen Literaturverweisen (757 Zitate und Hinweise) überzeugend abgeleitet, sachkundig formuliert und immer nah am Thema. Nicht nur für STAR TREK-Fans interessant. – Der Darsteller des Mr. Spock, Leonard Nimoy, ist vor drei Tagen in Los Angeles gestorben. Er wurde 83 Jahre alt. Mehr zum Buch: programm/stoppe
01. März 2015
IN SARMATIEN
Vor einem Jahr kam dieser Film von Volker Koepp in die Kinos, inzwischen ist bei der Edition Salzgeber die DVD erschienen. Durch die politische Entwicklung in der Ukraine hat er eine unvorhersehbare aktuelle Bedeutung bekommen, die auch weiterhin besteht. Koepps Reise durch Sarmatien, einstmals ein antikes Reich zwischen Weichsel, Wolga, Ostsee und Schwarzem Meer, führte ihn durch die Republik Moldau, Weißrussland, Litauen und vor allem die Ukraine. Er befragte ein Dutzend Menschen, die dort leben, nach ihren Lebensbedingungen, ihrer Vergangenheit, ihren Zukunftshoffnungen. Und er zitiert aus seinen früheren Filmen GRÜSSE AUS SARMATIEN (1972), KALTE HEIMAT (1994), HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN (1998), KURISCHE NEHRUNG (2001) und DIESES JAHR IN CZERNOWITZ (2003). Die Wiederbegegnung mit den alten Protagonisten und das Kennenlernen neuer, interessanter Menschen ist, weil sie durch Volker miteinander verbunden werden, wie in den meisten seiner Filme berührend und öffnet den Blick in eine Welt, die eng mit Europa verbunden ist. Hinter der Kamera stand wieder Thomas Plehnert. Und Volker lässt seine Gesprächspartner wie immer ausreden. Man hört und sieht ihnen gern zu. Mehr zur DVD: SARMATIEN_ProdInfo.pdf
27. Februar 2015
Fünf Fälle des Kommissars Rath
Ich habe den Autor Volker Kutscher sehr spät entdeckt, aber die fünf Romane „Der nasse Fisch“, „Der stumme Tod“, „Goldstein“, „Die Akte Vater-land“ und „Märzgefallene“ jetzt hintereinander gelesen und bin beeindruckt, wie gut sich hier das Berlin der Jahre 1929 bis 1933 mit spannend erzählten Kriminalfällen verbindet. Die Hauptfigur, Kommissar Gereon Rath, kommt aus Köln, ist ein Individualist, der gern eigene Wege geht, arbeitet zunächst im Sittendezernat, dann in der Mordinspektion des Polizei-präsidiums, hat sympathische Vorgesetzte (den Buddha Ernst Gennat an der Spitze der Abteilung) und unsympathische (den Oberkommissar Wilhelm Böhm), verliebt sich in die Stenotypistin „Charly“ Ritter, die später Jura studiert und dann Kommissaranwärterin wird, und ermittelt in verschiedenen Mordfällen, die viel mit der deutschen Vergangenheit zu tun haben und komplizierter sind als alle erwarten. Rath, der ein heimliches Bündnis mit dem Unterweltboss Johann Marlow eingegangen ist und eine Zweckverbindung mit dem Journalisten Berthold Weinert pflegt, scheut bei seinen Ermittlungen keine Risiken, gerät mehrfach in persönliche Schwierigkeiten, streitet sich häufig mit Charly, fährt gern mit seinem Buick durch die Stadt, trinkt mehr als ihm gut tut und muss immer dafür sorgen, dass der Hund Kirie versorgt ist, dessen Besitzer ermordet wurde. Die vielen Wechsel im Kreis der Kollegen, der Vorgesetzten und Untergebenen, lasse ich mal beiseite, sie sorgen für persönliche Spannungen in allen fünf Bänden.
Im zweiten Fall, „Der stumme Tod“ (er spielt im Jahr 1930), geht es dezidiert ums Thema Kino, um den Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm, um die Konkurrenz zwischen Produktionsfirmen, um Schauspielerinnen, die ihre Stimmbänder verlieren, weil ein Serientäter ihnen nachstellt. Das ist vom Autor erstaunlich gut recherchiert, bringt technische Aspekte mit Publikums-wahrnehmungen in Verbindung und bleibt seinem Anspruch, Zeitgeschichte spannend zu erzählen, treu. Der dritte Band, „Goldstein“, die Erlebnisse des amerikanischen Gangsters ‚Abe‘ Goldstein in Berlin, hat mir bisher am besten gefallen. Auch hier werden verschiedene Geschichten miteinander verknüpft, und eine besondere Rolle spielt das obdachlose Mädchen Alexandra. Natürlich wird der Antisemitismus jener Jahre thematisiert, auch die Konflikte zwischen Nazis und Kommunisten spitzen sich immer wieder zu. Während Gereon Roth sich als Ermittler positioniert und politisch neutral bleiben will, engagiert sich Charly gegen die Nazis. Deren Machtübernahme 1933 (ein Thema des fünften Bandes, „Märzgefallene“) macht sie so krank, dass sie sich aus dem Kommissariat verabschiedet. Aber sie heiratet dann doch ihren Gereon, auch wenn sich die beiden viel streiten. Die Serie ist noch nicht zu Ende. Kutscher arbeitet am sechsten Band. Und Tom Tykwer bereitet die Verfilmung als Serie für die ARD und SKY vor. Sie hat den Arbeitstitel BABYLON BERLIN. Mehr zu den Büchern: www.gereonrath.de/die-buecher.html
26. Februar 2015
„Filmblatt“
Seit über zwanzig Jahren gibt es den Verein „CineGraph Babelsberg“, er gibt inzwischen im 19. Jahrgang die Zeitschrift Filmblatt heraus, und gerade ist die Doppelnummer 55/56 erschienen, auf die ich besonders hinweisen möchte. Sechs Beiträge dokumentieren die jüngsten Veranstaltungen der Reihe „Wiederentdeckt“ und widmen sich relativ unbekannten Filmen der Weimarer Republik, darunter sind ALLES FÜR GELD von Reinhold Schünzel und FRÄULEIN RAFFKE von Richard Eichberg aus dem Inflationsjahr 1923 (kommentiert von Philipp Stiasny), DAS SOUPER UM MITTERNACHT (1921) von Hans Werckmeister (Text: Heiko Kreft), DER FAVORIT DER KÖNIGIN (1922) von Franz Seitz sen. (Text: Stefan Eickhoff), 1 + 1 = 3 (1927) von Felix Basch (Text: Nicholas Baer), INS BLAUE HINEIN (1930) von Eugen Schüfftan (Text: Frederik Lang), und Margret Heymann schreibt über das Filmschaffen des Theaterschauspielers Albert Steinrück. Unter der Rubrik „FilmDokumente“ gibt es einen sehr informativen Text von Fabian Tietke über die Filmarbeit von Christian Ziewer, Max Willutzki, Cristina Perincioli und Helga Reidemeister im Märkischen Viertel in den 1970er Jahren („Die Politisierung der Filmproduktion“), der für mich durch die enge Verbindung zur dffb auch persönlich interessant ist. In den acht Buchrezensionen werden Publikationen besprochen, die auf meiner Website bereits vorgestellt wurden, darunter „A New History of German Cinema“, herausgegeben von Jennifer M. Kapczynski und Michael D. Richardson (rezensiert von Wolfgang Fuhrmann), „Charlie Chaplin in Deutschland“ von Norbert Aping (Rezensent: Michael Grisko), „Flic Flac. Aufsätze, Kritiken, Glossen zu Theater, Film und Alltag“ von Hanns Brodnitz (Rezensent: Frederik Lang) und „Last Features. East German Cinema’s Lost Generation“ von Reinhild Steingröver (Rezensentin: Stella Donata Haag). Es ist immer wichtig, andere Meinungen zu Filmpublikationen zur Kenntnis zu nehmen. Mehr zum „Filmblatt“: www.filmblatt.de/index.php?filmblatt-aktuell
25. Februar 2015
Christian Geissler
Anfang der 1970er Jahre war er Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin: politisch radikal, ästhetisch sensibel, an einer Verständigung mit den Studenten interessiert. Er kam – wie Klaus Wilden-hahn – aus der Egon Monk-Schule des NDR-Fernsehens. Wir haben uns damals (ich war als Studienleiter für die Dozenten zuständig) gut verstanden. Seine Fernseh-arbeiten habe ich sehr bewundert. Meine Verbindung zu Christian Geissler (1928-2008) ist dann irgendwann abgerissen. Im Verbrecher Verlag sind jetzt zwei Texte von ihm erschienen, die ich mit großem Respekt gelesen habe: das Drehbuch zu seinem Fernsehfilm SCHLACHTVIEH (1963) und seine Erzählung „Kalte Zeiten“, eine Prosaversion des Fernsehspiels WILHELMSBURGER FREITAG (1965). Im ersten Text geht es um eine Reisegruppe in einem Zug, die isoliert wird und sich letztlich in ihr Schicksal fügt, im zweiten um ein junges Ehepaar im Hamburger Alltag, im einen Fall lässt man sich auf die Metaphorik einer Situation ein, im anderen auf die Realität. In seinem sehr lesenswerten Nachwort („Erzählen in Bildern, Nachdenken in Worten“) würdigt Michael Töteberg die Film- und Fernseharbeit von Christian Geissler, erinnert an die interessante Zeit im NDR der 50er und 60er Jahre und analysiert die großen Stärken des Autors, der als Schriftsteller oft unterschätzt wurde. Mehr zum Buch: book/detail/744
19. Februar 2015
Spike Jonze
Mit seinem Film HER ist Spike Jonze (*1969) in der oberen Liga des unabhängigen Hollywoodkinos angekommen. Für sein Drehbuch einer Liebesgeschichte zwischen Mensch und Computer-Betriebssystem bekam er 2014 einen Oscar und einen Golden Globe. Es war sein vierter Regiefilm. Johannes Wende hat jetzt (als Nummer 37) ein Heft der „Film-Konzepte“ über Spike Jonze herausgegeben, das höchst lesenswert ist. Sieben Beiträge öffnen den Blick auf ein vielseitiges Werk, das auch im Bereich der Musikvideos Bedeutung erlangt hat. Henry Keazor & Thorsten Wübbena unternehmen den „Versuch einer Spektralanalyse“ von Spike Jones. Sie liefert die Basis auch für die folgenden Texte. Hans Krah reflektiert über „Bewegung und Stillstand in Spike Jonzes Musikvideos“. Der Herausgeber Johannes Wende verortet Jonze im Independentkino. Bei Marie-Luise Angerer geht es um die „akusmatische Liebesbeziehung“ in HER, bei André Wendler um „Medien, Netzwerk, Liebe“, bei Anna Steinbauer um das Verhältnis von Sehen und Hören („Kameraauge und Ohrstöpsel“). Das ist immer theoretisch abgesichert und mit Zuneigung formuliert. Nicolas Freund begibt sich im letzten Text auf Motiv- und Spurensuche in Jonzes zweitem Film ADAPTION. Was mir fehlt, ist eine Analyse von Jonzes erstem Film BEING JOHN MALKOVICH, der ja sein Einstieg in die Kinowelt war. Dennoch: wieder eine Bestätigung der großen Qualität der „Film-Konzepte“. Mehr zur Publikation: VOToARzxmT0

