30. Dezember 2021
Filmbuch des Jahres
Zwölfmal wähle ich ein „Film-buch des Monats“ unter den aktuellen Neuerscheinungen aus, und am Ende gibt es ein „Filmbuch des Jahres“. Dies ist für 2021 das „Handbuch Filmgenre“, herausgegeben von Marcus Stiglegger, erschienen im Verlag Springer VS. Fünf Teile strukturieren das Buch: I. Einleitung. II. Definition & Begriffsgeschichte. III. Film-Genre-Theorie. IV. Historische und lokale Perspektiven. V. Filmgenres in Einzelstudien. Motive, Standardsituationen und Transformationen. 38 Autorinnen und Autoren hat Marcus Stiglegger als Herausgeber für die Mitwirkung an diesem Buch gewinnen können, darunter befindet sich auch einige akademische Prominenz. Die jahrelange Arbeit an dem Projekt hat sich am Ende sehr gelohnt. Das Ergebnis ist ein 690-Seiten-Werk, das auch international einen neuen Standard für die Genre-Forschung setzt. Mehr zum Buch: filmbuecher/handbuch-filmgenre/
29. Dezember 2021
35 Millimeter: Metro-Goldwyn-Mayer
Dem Studio MGM widmet das neueste, 44. Heft der Zeitschrift 35 Millimeter seinen Schwer-punkt. In 12 Texten geht es um Genres, Regisseure und einzelne Filme. Tonio Klein schreibt über „Die unverschämtesten Pro-Code-Filme der MGM“, Matthias Merkelbach richtet seinen Blick auf den Film Noir bei MGM, Marco Koch erinnert an MGM British und Miss Marple, Robert Zion beschreibt drei Western mit Stewart Granger, bei Bernward Knappik geht es um den kurzen Flirt mit Cinerama 1962, Carsten Henkelmann sieht Science-Fiction als Nischen-Genre in der MGM-Glamour-Welt. Porträtiert werden die Regisseure George W. Hill und Jack Conway (Autor: Bernward Knappik). Als einzelne Filme werden THE MASK OF FU MANCHU (1932) von Charles Brabin (Autor: Clemens G. Williges), THE LAST OF MRS. CHEYNEY (1937) von Dorothy Arzner, DANCE, FOOLS, DANCE (1931) von Harry Beaumond und FURY (1936) von Fritz Lang (Autor: Tonio Klein) gewürdigt. Auf zehn Seiten gibt es DVD- und Buchkritiken. Lars Johansen erinnert an Hanns Heinz Ewers zu dessen 150. Geburtstag. Clemens G. Williges schwärmt von der Vorführung des Films DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM mit der Originalmusik von Hans Landsberger in Braunschweig. Bernward Knappik beschäftigt sich mit den frühen Filmen der Darstellerin Anne Bancroft, Michael Klein äußert sich zur Verfilmung der SCHACHNOVELLE von Gerd Oswald 1960. Tonio Klein hat ein interessantes Interview mit Catherine Wyler, der Tochter von William Wyler, geführt. Kleine Kolumnen informieren über dies und das. Im April erscheint die Nr. 45 von 35 Millimeter. Titelstory: Animationsfilm. Mehr zur Zeitschrift: produkt/35-millimeter-44-dezember-2021/
28. Dezember 2021
Hilde Knef und das Lied des Lebens
Heute kann man den 96. Ge-burtstag von Hildegard Knef feiern und mit dem Roman von Maxine Wildner in ihr Leben eintauchen, an ihren Erfolgen als Schauspielerin und Sängerin teilhaben, die Männer kennen-lernen, die sie durch verschiedene Phasen begleitet haben, die Schicksalsschläge miterleben, die sie erlitten hat. Es beginnt 1951 in Hollywood mit den Dreharbeiten zu SCHNEE AM KILIMAND-SCHARO. Henry King ist der Regisseur, Gregory Peck ihr Partner. In der Garderobe lernt sie Marilyn Monroe kennen, der sie den „Zauberberg“ von Thomas Mann leiht, den sie nicht zurückbekommt. Ein Zeitsprung ins Heute von Berlin-Mitte. Der Computergrafiker Tobias Gremmler geht ins Babylon-Kino. Dort findet gerade eine Hildegard-Knef-Retrospektive statt. Bei der Vorführung von SCHNEE AM KILIMANDSCHARO ist Tobias der einzige Zuschauer. Einige Tage später sieht er sich den Film noch einmal an. Mitten im Film steigt Hildegard Knef von der Leinwand, nimmt Tobias an die Hand und verlässt mit ihm das Kino. Das Paar streift durch die Stadt Berlin. Zeitwechsel sind ein Prinzip dieses Romans. Die 26 Kapitel sind jeweils mit Ort und Jahr überschrieben. Viel Raum beansprucht die Arbeit an dem Musical „Silk Stockings“ von Cole Porter, in dem sie am Broadway die Hauptrolle der Ninotschka spielt. Rückblenden führen uns in die 40er Jahre und erinnern an ihre Beziehung zu dem Reichsfilmdramaturgen Ewald von Demandowsky. Natürlich wird auch die Produktion des Willi-Forst-Films DIE SÜNDERIN (1950) geschildert. In den 60er Jahren war Hilde Knef mit dem britischen Schauspieler David Cameron liiert. Und 1968 sang sie erstmals das Lied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Am Ende kehrt sie im Babylon auf die Leinwand zurück und Tobias verlässt das Kino. Der Roman ist mit großer Empathie geschrieben, es gibt amüsante Passagen und dramatische Momente. Lesenswert nicht nur für Hildegard Knef-Fans. Mehr zum Buch: hilde-knef-und-das-lied-des-lebens-t-9783458681885
24. Dezember 2021
Frohe Weihnachten
Wir wünschen frohe Weihnachten.
Hans Helmut Prinzler + Antje Goldau
Fotos: Rosemarie Schatter
23. Dezember 2021
Erika Rabau 100
Heute wäre die Foto-grafin Erika Rabau 100 Jahre alt geworden. Mehr als 30 Jahre war sie die offizielle Fotografin der Berlinale. Ihr Outfit, ihre Stimme und ihre Beweglichkeit sind unvergessen. Gern hat sie in ungewöhnlichen Filmen Nebenrollen gespielt, vor allem, wenn Lothar Lambert Regie führte. In seinem Film ERIKA, MEIN SUPER-STAR ODER FILMEN BIS ZUM UMFALLEN (2015) ist sie die Hauptfigur. Sie starb am 10. April 2016. Ich habe Erika bei ihrer Arbeit für die Berlinale oft beobachtet und ihre Professionalität als Fotografin schätzen gelernt. 2004 wurde Erika Rabau mit der Berlinale-Kamera ausgezeichnet. Hier ist meine Laudatio: 2004/02/erika-rabau/
22. Dezember 2021
Westwärts
Im November fanden in Hamburg das 18. Cinefest und der 34. Internationale Filmhistorische Kongress statt. Thema: Osteuropäische Filmschaffende in Westeuropa. Der Katalog, redaktionell verantwortet von Olaf Brill und Jörg Schöning, enthält Porträts von Marija Leiko, Lya Mara, Anna Sten, Johannes Guter, André Andrejew und Igor Luther, 26 Einführungen zu einzelnen Filmen, ein kleines Wanderer-Lexikon von Hans-Michael Bock und sechs Texte zum Thema: Russische Filmkünstler im deutschsprachigen Film 1917-1933 (Autor: Olaf Brill), Ostler, die vom Westen kamen – Regiekarrieren im Nationalsozialismus (Jörg Schöning), Vom Münchner Abkommen bis zum Prager Frühling – Wellen des tschechischen Filmexils (Tereza Czesany Dvorakova), Slatan Dudow bei der DEFA (René Pikarski), Osteuropäische Filmschaffende im Film der Bundesrepublik (Olaf Brill). Mit einer Einführung von Hans-Michael Bock. Coverabbildung: DER MÖRDER DIMITRI KARAMASOFF. Mehr zum Buch: ISBN=9783967076738#.Ya-DAy9XZHc Im kommenden November wird die Dokumentation der Veranstaltung erscheinen.
21. Dezember 2021
Karlsruhe als Filmkulisse
Karlsruhe ist die drittgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Sie hat eine erstaunliche mediale Präsenz. Dies dokumentiert das Buch von Oliver Langewitz und Nadine Knobloch. 31 Filme aus den vergangenen 60 Jahren, die in Karlsruhe gedreht wurden, werden detailliert beschrieben, beginnend mit MEINE FRAU FÜR EINE STUNDE (1960) von Eduard von Borsody, endend mit RÄUBERHÄNDE (2020) von Ilker Çatak. Darunter sind auch ALLEIN UNTER FRAUEN von Sönke Wortmann, KASPAR HAUSER von Peter Sehr, DIE MORAL DER RUTH HALBFASS von Volker Schlöndorff, DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN von Maren Ade, GLÜCKSKIND von Michael Verhoeven und IN DEN GÄNGEN von Thomas Stuber. Zwölf Gespräche mit den Regisseuren Volker Schlöndorff, Achim Bornhak, Burghard Feige, Ilker Catak, Dietrich Brüggemann, der Regisseurin Nina Franoszek, der Film-Commision-Leiterin Simone Schmidt, dem Stunt-Koordinator Marko König, dem Aufnahmeleiter René von Bodisco, dem Special-Effects-Koordinator Gerd Nefzer, der Szenenbildnerin Silke Buhr, dem Tatort-Forscher Stefan Scherer begleiten uns durch den Band. Zwölf TATORTE wurden teilweise in Karlsruhe gedreht, drei aus den 70er und 80er Jahren spielen in der Stadt. Die Einführung des Autorenduos „Architektur und Filmraum“ ist sehr informativ. Das Buch insgesamt gibt einen tiefen Einblick in die Struktur der Stadt mit dem Blick hinter die Filmkulissen. Mehr zum Buch: home/Karlsruhe-als-Filmkulisse-p395678523
19. Dezember 2021
BE NATURAL (2019)
Sie war die erste Filmregisseurin der Welt. Alice Guy (1873-1968) drehte 1896 ihren ersten Film, LA FÉE AUX CHOUX, und realisierte in den folgenden 25 Jahren als Autorin, Produzentin und/oder Regisseurin über 700 kurze Filme. Pamela Green hat vor zwei Jahren den Dokumentarfilm BE NATURAL über sie gedreht, der jetzt auf DVD erschienen ist. In einer fast eyperimentellen Montage sehen wir Ausschnitte aus Filmen von Alice Guy, verbunden mit heutigen Aufnahmen der Drehorte, hören Zitate von prominenten Filmleuten wie John Bailey, Geena Davis, Julie Delpy, Ben Kingsley und begegnen der Filmemacherin in Interviews, die sie Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre gegeben hat. Den Kommentar des Films spricht Jodie Foster. 100 spannende Minuten, ein wichtiger Beitrag zur Filmgeschichte und ein schönes Weihnachtsgeschenk. Mehr zur DVD: https://filmperlen.com/filme/be-natural/
17. Dezember 2021
Der blaue Vorhang
Isadora Duncan (1877-1927) hat die Welt des Tanzes radikal verändert. Sie lehnte das klassische Ballett ab und wurde zu einer Protagonistin des solistischen Ausdruckstanzes mit Bezügen zur Antike. Ihre Auftritte begannen meist barfuß vor einem blauen Vorhang. Das Publikum konzentrierte sich auf ihre Bewegungen und die Klänge der Musik. Geboren ihren Amerika, hatte sie ihre großen Erfolge in London, Paris, Berlin und Moskau. Sie gründete 1904 zusammen mit ihrer Schwester eine Tanzschule in Berlin, wechselte mehrfach ihre Lebenspartner, verlor 1913 zwei Kinder bei einem Autounfall in Paris, arbeitete während des Ersten Weltkriegs in Ascona und danach vor allem in Moskau, Berlin und Paris. Sie starb 50jährig bei einem Autounfall in Nizza. Barbara Sichtermann und Ingo Rose erzählen in ihrer Romanbiografie das Leben von Isadora Duncan höchst spannend, wir begleiten die Protagonistin zu den unterschiedlichen Schauplätzen und nehmen teil an den künstlerischen Erfolgen und persönlichen Ereignissen. Ein sehr lesenswertes Buch und ein schönes Weihnachtsgeschenk für kulturell interessierte Menschen. Mehr zum Buch: der-blaue-vorhang.html
16. Dezember 2021
Romy spielt sich frei
Gibt es nicht schon genug Romy Schneider-Biografien? Seit ihrem Tod vor 39 Jahren sind rund zwanzig Bücher über ihr Leben, ihre Filme und ihr Sterben erschienen. Auch Günter Krenn hat bereits zwei Bücher über Romy publiziert: eine Biografie 2008 und das Amour-fou-Buch „Romy & Alain“ 2013, beide im Aufbau-Verlag. In seinem neuen Werk beschreibt er „Glanz und Tragik einer Schauspielerdynastie“. Das erste Kapitel ist der Familie von Rosa Albach-Retty, Romys Großmutter, gewidmet, das zweite ihrer Mutter, Magda Schneider, die 1996 gestorben ist. Im dritten, umfangreichsten Kapitel wird Romys Leben erzählt, das private und das berufliche, die Veränderungen nach dem Wechsel ins französische Umfeld, die Zusammenarbeit mit großen Regisseuren, Romys Tod und die Zeit danach. Krenn ist ein hervorragender Rechercheur, er hat in den Archiven einige neue Dokumente entdeckt, sein Text verbindet sich mit zahlreichen Abbildungen, die man nicht schon alle kennt. Ein interessantes Buch über drei starke Frauen und ein schönes Weihnachtsgeschenk. Mehr zum Buch: romy-spielt-sich-frei.html

