Nico Hofmann

Er ist seit 1. September 2017 Chef der UFA und damit einer der großen Produzenten in diesem Land. Nico Hofmann (*1959) hat jetzt ein Buch publiziert, das er nicht als Autobiografie verstanden wissen will, sondern als „Debattenbeitrag zur Analyse des Zustands unserer Gesell-schaft und zu der Frage, in welcher Welt wir heute und in Zukunft leben wollen“. Der Titel „Mehr Haltung, bitte!“ und der Untertitel „Wozu uns unsere Geschichte verpflichtet“ verwei-sen auf die Zielrichtung: den Leserinnen und Lesern mit seiner Lebensgeschichte die Verantwortung für die filmische Thematisierung gesellschaftlicher Konflikte zu vermitteln. Ich fühle mich mit Nico seit vielen Jahren befreundet, er war einige Zeit unser Nachbar in der Sybelstraße. In seinem Buch schreibt er über Eckpunkte in seinem Leben: die Verbindung zu seinen journalistisch tätigen Eltern, die sich beide bei der Mannheimer Filmwoche engagierten, aber scheiden ließen, als Nico 15 Jahre alt war, die Filmarbeit mit Super-8 seit der Schulzeit, das Sehen der amerikanischen Fernsehserie HOLOCAUST, die Ausbildung an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen, der Abschlussfilm DER KRIEG MEINES VATERS, der Film LAND DER VÄTER, LAND DER SÖHNE, die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Götz George, der Abschied von der Filmregie nach SOLO FÜR KLARINETTE, die Gründung der Firma teamWorx, die Produktion speziell der Filme DER TUNNEL, DRESDEN, UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER, die Übernahme der Chefposition in der UFA. Nicos Text, bei dessen Formulierung er von dem Dramaturgen Thomas Laue unterstützt wurde, hat eine große Empathie. Immer wieder kommen Menschen ins Spiel, denen sich der Autor zu Dank verpflichtet fühlt, zum Beispiel der Theaterregisseur Dieter Dorn, die Produzentin Regina Ziegler, die Produzenten Bernd Eichinger, Fred Kogel und Jan Mojto. Auch die Tätigkeit an der Filmakademie in Ludwigsburg wird thematisiert. Es gibt Lücken, die mir aufgefallen sind (zum Beispiel die Nibelungenfestspiele in Worms), aber es gibt eine Konstante, die deshalb auch im Titel genannt ist: Haltung! Das ist für Nico Hofmann nicht nur ein Begriff, sondern eine Forderung. Mehr zum Buch: 488550.rhd

Film-Konzepte 50: Wim Wenders

Dies ist Band 50 der Reihe „Film-Konzepte“, die 2006 von Thomas Koebner gegründet wurde. Jährlich erscheinen vier Bände, Herausgeber *innen sind inzwischen Michaela Krützen, Fabienne Liptay und Johannes Wende. Jeder Einzelband hat einen verantwortlichen Heraus-geber, Jörn Glasenapp hat das jetzt erschienene Buch über Wim Wenders ediert. Sein einleitender Essay legt das Fundament: „Vom Geschichtenverweigerer, der bisweilen Geschichten erzählt, zum Geschichtenerzähler, der bisweilen Geschichten verweigert“. Er richtet den Blick auf Wim Wenders und seine Spielfilme. Corina Erk reflektiert über den Roadmovie-Stil von Wenders am Beispiel von ALICE IN DEN STÄDTEN, FALSCHE BEWEGUNG und IM LAUF DER ZEIT. Brad Prager untersucht die Autorenrolle von Wenders in NICK’S FILM: LIGHTNING OVER WATER („Angst um die Echtheit des Gefilmten“). Christina Bartz beschäftigt sich mit dem Dokumentarfilm TOKYO-GA und den Möglichkeiten eines filmischen Erinnerns. Bei Florian Lehmann geht es um die Sehnsucht nach der Gegenwart in DER HIMMEL ÜBER BERLIN und IN WEITER FERNE, SO NAH!. Jessica Nitsche reflektiert über Wenders’ Figuren der Fotografie in PALERMO SHOOTING, ALICE IN DEN STÄDTEN und SALZ DER ERDE. Felix Lenz äußert sich zu den späten US-Filmen von Wenders. Lisa Gotto entdeckt den Raumzauber des 3D-Kinos in PINA. Die acht Beiträge fügen sich zu einem Gesamtbild, das das Werk von Wenders angemessen würdigt. Mit Biografie und Filmografie. Coverfoto: Nastassja Kinski in PARIS, TEXAS. Mehr zum Buch: WtuYMun-BW8

Tarantino

Man kann ihn noch immer als Kultregisseur bezeichnen, er hat international viele Fans und sein Werk – von RESERVOIR DOGS (1992) bis THE HATE-FUL 8 (2015) – ist sehr präsent. Quentin Tarantino (*1963) bereitet einen Film über die Morde der Manson Family vor, war im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Weinstein-Skandal kurzfristig in den Schlagzeilen, hat sich aber in akzeptabler Weise daraus befreit. Im Knesebeck Verlag ist jetzt eine voluminöse Publikation über ihn erschienen. Sie beeindruckt sofort durch ihren Bilderreichtum. Immer wieder schaut uns der Regisseur (wie auf dem Coverfoto) direkt an. Standfotos, Aufnahmen von den Dreharbeiten, meist in Farbe, einige auch in Schwarzweiß, erinnern an die neun Filme, die Tarantino als Regisseur realisiert hat. Sie stehen im Mittelpunkt des Buches. Mit dem Autor Tom Shone kommen wir zur zweiten wichtigen Ebene der Publikation, einem Text, der sehr gut recherchiert ist, die Filme angemessen würdigt und der Persönlichkeit Tarantinos gerecht wird. Als Übersetzerin hat Claire Roth gute Arbeit geleistet. Von Tarantinos Filmen gefallen mir PULP FICTION, INGLORIOUS BASTARDS und DJANGO UNCHAINED am besten. Das liegt natürlich auch an den Schauspielern. Mehr zum Buch: tarantino/t-1/675

Erzählte Moderne

Immer wieder werden die künstlerischen Aufbrüche der Weimarer Republik themati-siert. In diesem von Andreas Blödorn, Christof Hamann und Christoph Jürgens herausge-gebenen Buch geht es um „Fiktionale Welten in den 1920er Jahren“. Der erste und umfangreichste Teil – 13 Texte – ist der deutschsprachigen Literatur gewidmet. Drei Beiträge haben mir besonders gut gefallen: Susanne Catreins und Christof Hamanns Essay über „Betrachten und Beschreiben in Robert Walsers ‚Seeland’“, Jacques Le Riders Anmerkungen zu Karl Kraus („Der Mann, der Romane nicht mochte“) und Luisa Bankis Gedanken zu „Leidenschaft und weiblichem Genießen in Stefan Zweigs ‚Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau’“. Die fünf Texte des zweiten Teils richten den Blick auf die internationale Literatur, spannend: „Der enzyklopädische Strukturplan des ‚Ulysses’ von James Joyce“ von Ulrich Ernst. Im dritten Teil geht es um „Mediale Aspekte des Erzählens in der Moderne“. Kristina Fink hat Arthur Schnitzlers Typoskripte untersucht und daraus eine Textgenese von „Fräulein Else“ und „Flucht in die Finsternis“ entwickelt. Metin Genç schreibt über „Medienpositionen und -negationen in Melchior Vischers ‚Sekunde durch Hirn’“ („Gehirnkino“). Stephan Brössel entdeckt die drei Filmromane von Arnold Höllriegel (eigentlich: Richard A. Bermann) wieder und gibt ihnen eine neue Bedeutung. Michael Töteberg erinnert daran, wie die Filmindustrie mit dem Drehbuchautor einen Schriftsteller-Typus kreierte („Die Ufa sucht keine Dichter“). Andreas Blödorn beschäftigt sich mit Dr. Mabuse als einer intermedialen Reflexionsfigur zwischen Film (Fritz Lang) und Roman (Norbert Jacques). Und Christoph Jürgensen äußert sich schließlich zum Exotismus im Schlager der Zwanziger Jahre („Was macht der Maier am Himalaya?“). Eine interessante Publikation, erschienen im Wallstein Verlag. Mehr zum Buch: erzaehlte-moderne.html

Dennis Hopper: Photographs 1961-1967

In den 1960er Jahren war der Schauspieler Dennis Hopper (1936-2010) von der Fotografie besessen. Die Kamera wurde zu seiner ständigen Begleiterin. Er hat auf dem Filmset, im gesellschaftlichen Umfeld von Los Angeles und New York, auf Highways und bei politischen Ereignissen fotografiert. Im Resultat ist dies eine Bildchronik des Jahrzehnts. Zusammen mit dem Galeristen Tony Shafrazi hat Hopper eine Auswahl der Fotos zusammengestellt, die erstmals 2011 im Taschen Verlag in einer limitierten Auflage publiziert wurde. Jetzt ist dort eine Neuausgabe erschienen, die man wie eine Schatztruhe öffnet. Die über 400 meist schwarzweißen Abbildungen sind sechs Kapiteln zugeordnet: „Visions of Dennis“, „Abstract Expression“, „On the Road“, „Inside Hollywood“, „Just a Gallery Bum“, „The Scene“. Texte von Dennis Hopper, Walter Hopps, Tony Shafrazi, Jessica Hundley und Interviews von Victor Bokris mit porträtierten Stars erschließen den Hintergrund der Bilder; sie sind in englischer, deutscher und französischer Sprache zu lesen. Mit Biografie und Filmografie. Die Abbildungen sind drucktechnisch von höchster Qualität. Mehr zum Buch: W6EE94FE

Bücher zum Jahr 68

Fünf Bücher zum Jahr 1968 sind kürzlich im Verlag Klaus Wagenbach erschienen. Drei habe ich spontan gelesen.

„Ungehorsam als Tugend“ von Peter Brückner (1922-1982) doku-mentiert sieben Texte: Psycholo-gie des Mitläufers, Analyse des Vorurteils, Pathologie des Gehor-sams, Nachruf auf die Kommune-bewegung, Zivilcourage am unsi-cheren Ort, Anarchismus und linke Moral. Die Analyse gesell-schaftlicher Strukturen und menschlicher Verhaltensweisen erscheint noch immer aktuell. Das Vorwort stammt von seiner Witwe, der von mir sehr geschätzten Autorin Barbara Sichtermann. Mehr zum Buch: tugend.html /

„Bambule“ von Ulrike Meinhof (1934-1976) ist ihr Drehbuchtext zu einem Fernsehspiel, das 1970 von Eberhard Itzenplitz realisiert, aber nicht gesendet wurde, als die Autorin in den Untergrund ging. Gezeigt wird der Befreiungsver-such eines Mädchens aus den Zwängen eines Erziehungsheims. Hervorragende Dramaturgie, pointierte Dialoge, sensible Alltagsbeschreibung. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach, einem Erinnerungstext von Itzenplitz und Abbildungen. Mehr zum Buch: bambule.html

„Ansprachen“ von Peter Schneider (*1940) enthält Reden, Notizen und Gedichte des Schriftstellers, der sich in der Studentenbewe-gung sehr engagiert hat. Eine der Reden richtet sich gegen die „Bild-Zeitung“ als „ein Kampfblatt gegen die Massen“, eine andere ist an deutsche Leser und ihre Schriftsteller adressiert, beide stammen aus dem Jahr 1968. Und bei einem Sit-In im Audimax der FU im April 1967 heißt es am Ende, „daß wir gegen den ganzen alten Plunder [den der Autor zuvor aufgelistet hat] am sachlichsten argumentieren, wenn wir aufhören zu argumentieren und uns hier in den Hausflur auf den Fußboden setzen. Das wollen wir jetzt tun.“ Peter Schneiders Reden sind emotional aufgeladen, haben aber in ihrer Zuspitzung große Stärken. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Jetzt werde ich noch die Bücher „Geschichte ist machbar“ von Rudi Dutschke und „und Vietnam und“ von Erich Fried lesen. Mehr zum Buch:  ansprachen.html

Filme zur Studentenbewegung 1967-69

Neun Filme auf zwei DVDs dokumentieren Stationen der Studentenbewegung in den Jahren 1967-69. Schauplätze sind Tübingen, Berlin, Frank-furt, Hannover und Freiburg. Das Projekt wurde damals vom Institut für Filmgestaltung der Hochschule für Gestaltung Ulm mit finanzieller Unterstützung der Volkswagen-Stiftung rea-lisiert. DIE VORBOTEN VON 1968, ein 13-Min.-Ausschnitt aus dem Film DIE WAHL (1965) von Wilfried E. Reinke, zeigt Studentendemonstrationen während einer Wahlkampfveranstaltung von Bundeskanzler Erhard in Tübingen. RUHESTÖRUNG von Hans Dieter Müller und Günther Hörmann (70 min.) – der aus meiner Sicht beste Film – schildert Proteste in Westberlin nach dem Tod von Benno Ohnesorg. WAS TUN? (37 min.) von Hans Dieter Müller zeigt Ereignisse in Berlin vor dem Attentat auf Rudi Dutschke 1968. DJANGO UND DIE TRADITION (43 min.) von Günther Hörmann dokumentiert die letzte Delegierten-konferenz des SDS in Hannover Ende 1968. AKTIVER STREIK (52 min.) von Günther Hörmann schildert die Besetzung des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt. Vier Filme, die alle von Hans Dieter Müller stammen, haben Freiburg im Fokus: DIE GRÜNDUNGSVERSAMM-LUNG DER UNIVERSITÄT FREIBURG (30 min.), PROFESSOREN IN FREIBURG (30 min.), REFORM-VERSUCHE VON PROFESSOREN (24 min.) und STUDENTEN IN FREIBURG (33 min.). Es fällt heute auf, dass die Bilder weniger wichtig sind als die Worte und Reden. Die Kamera ist sehr beweglich, das führt auch zu Hektik und Unschärfen, manchmal läuft der Ton auf Schwarzbild weiter oder Informationen werden auf Schrifttafeln vermittelt. Sechs authentische Stunden aus einer Zeit, die fünfzig Jahre zurückliegt. Das informative Booklet enthält Beiträge von Günther Hörmann, Ulrich Bröckling und Sylvia Paletschek, Wolfgang Kraushaar und Kay Hoffmann. Teil 2 der von Absolut Medien herausgegebenen „Ulmer Dramaturgien“. Mehr zur DVD: 1967+–+1969

„Die Freibadclique“

Vor einem Monat war in der ARD der Film DIE FREIBAD-CLIQUE von Friedemann Fromm zu sehen, ein Blick zurück in die Jahre 1944/45. Der Film basiert auf dem Roman von Oliver Storz, der kürzlich im Verlag Schirmer/Mosel in einer Neuausgabe erschienen ist. Ich habe ihn inzwischen gelesen und bin sehr beeindruckt. Erzählt wird die Geschichte von fünf Jungen des Jahrgangs 1929, die sich regelmäßig im Schwimmbad einer schwäbi-schen Kleinstadt treffen und über ihre Situation reden: Heiner Kuss, genannt „Zungenkuss“, Hubert, genannt Bubu, Sigurd Rosenacher, genannt „Hosenmacher“, Karl Knuffke aus Berlin und der Ich-Erzähler. Sie streiten sich darüber, wie das mit den Mädchen funktioniert, spekulieren darüber, ob und wann sie von der SS oder der Wehrmacht vereinnahmt werden und hören nachts die Musik von Benny Goodman, Duke Ellington und Glenn Miller auf dem Feindsender „American Broadcasting Station in Europe“. Im Oktober gastiert ein Wanderkino in der Stadt, und der Erzähler landet nach der Vorführung mit der erfahrenen Britta im Bett. Dann erwischt es Heiner Kuss – er wird bei einem Tieffliegerangriff in einem Maisfeld getötet. Mitte Januar 45 werden Knuffke und Hosenmacher zur Waffen-SS einberufen, nur Knuffke überlebt den Krieg. Im April 45 müssen Bubu und der Erzähler zum Volkssturm, aber sie bleiben in der Nähe ihrer Heimatstadt. Die beiden haben die engste Beziehung und sind die einzigen Überlebenden der Freibadclique, denn Knuffke, der mit den amerikanischen Besatzern eng zusammenarbeitet, wird das Opfer eines „Riesendings“, das er am Laufen hat, um anschließend mit seiner geliebten Gunda zu verschwinden. Niemand erfährt, wer ihn schließlich umbringt. Der Roman endet im Oktober 1946. Der Ich-Erzähler erinnert sich nach sechzig Jahren an die Geschehnisse jener Zeit. Es gibt Lücken, Vermutungen und unendlich viele Details, die mich als Leser sehr berührt haben. Oliver Storz, Jahrgang 1929, ist im Juli 2011 gestorben. Mehr zum Buch: products_id=515

Hundert Jahre Thalia

2016 wurde das „Thalia“ in Babelsberg von unserer Kultur-staatsministerin Monika Grütters als das bundesweit beste Pro-grammkino ausgezeichnet. Im Februar 2018 konnte es sein hundertjähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass ist im Eigen-verlag eine schöne und informa-tive Publikation erschienen, die von der Ethnologin Jeanette Toussaint verfasst wurde. Sie hat dafür viele Jahre geforscht, zahl-reiche Quellen erschlossen, mit Zeitzeugen gesprochen und ein sehr lesenswertes Kinogeschichtsbuch geschrieben. Eröffnet wurde das Thalia-Theater im Potsdamer Ortsteil Nowawes (heute: Babelsberg) mit einer Aufführung der Lichtspieloper MARTHA, inszeniert von Gustav Schönwald. Das Ereignis fand noch während des Ersten Weltkriegs statt. Die Autorin informiert über die wechselnden politischen Verhältnisse in den folgenden Jahrzehnten, nennt die unterschiedlichen Besitzer und Betreiber des Kinos, weist auf die technischen Veränderungen hin und schildert besonders heraus-ragende Ereignisse, die dort stattgefunden haben. Die örtliche Nähe zu den Studios der DEFA hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Programm. So wurde hier am 15. Juni 1966 der später verbotene Film SPUR DER STEINE von Frank Beyer mit Manfred Krug uraufgeführt und am Tag nach der Berliner Premiere, am 10. November 1989, Heiner Carows Film COMING OUT in Anwesenheit des Regisseurs in einer Galavorstellung gezeigt. 1994 übernahm der Filmproduzent Stefan Arndt mit der Berliner „Sputnik-Film GmbH und Co.“ das sanierungs-bedürftige Objekt, sorgte für den dringend notwendige Umbau und die Erweiterung um drei Kinosäle. Die Zukunft scheint gesichert. Beein-druckend sind die zahlreichen Abbildungen des Buches. Ich werde das Kino demnächst endlich einmal besuchen. Dank an Rolf Aurich für den Hinweis auf dieses Buch. Mehr zum Buch: hundert-jahre-thalia/

Karlheinz Böhm

Es gab viele Eckpunkte in seinem Leben: den dominanten Vater, Karl Böhm, der als Dirigent eine Insti-tution war, die drei SISSI-Filme mit Romy Schneider Mitte der 1950er Jahre, die ihn populär machten, den englischen Film PEEPING TOM von Michael Powell, der sensible Kinobesucher verstört hat, die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder Mitte der 1970er Jahre, die ihn mit dem Neuen Deutschen Film verband, und schließlich das soziale Engagement in der von ihm gegründeten Stiftung „Menschen für Menschen“, beginnend 1981. Karlheinz Böhm (1918-2014) war fünfmal verheiratet, hat in 70 Kino- und Fernsehfilmen mitgespielt, stand von 1947 bis 1983 regelmäßig auf der Bühne, hatte große Erfolge und zahlreiche Misserfolge. Da gibt es viel Stoff für eine Biografie, die der Österreicher Günter Krenn jetzt im Aufbau Verlag publiziert hat. Sie ist sorgfältig recherchiert, basiert auf Gesprächen mit Zeitzeugen, Auswertung von Nachlässen und Nutzung von Pressearchiven. Sie würdigt sehr detailliert Böhms Theaterarbeit (Titel des Buches: „Die Welt ist Bühne“), erinnert aber auch an die Zusammenarbeit mit internationalen Filmregisseuren und die Präsenz im Fernsehen. 2008 hat Karlheinz Böhm (in Zusammenarbeit mit Beate Wedekind) seine Autobiografie veröffentlicht: „Mein Leben. Suchen, Werden, Finden“. Krenns Biografie erweitert und objektiviert den Blick auf das Leben des Schauspielers. Mit Abbildungen, Theatrografie und Filmografie. Mehr zum Buch: die-welt-ist-buhne.html