25. Februar 2023
Bären-Verleihung
Heute um 18.30 Uhr werden im Berlinale-Palast die Bären verliehen: der „Goldene Bär“ für den besten Film im Wettbewerb, sieben „Silberne Bären“ für die beste Regie, die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle und einer Nebenrolle, das beste Drehbuch, eine herausragende künstlerische Leistung, den Preis der Jury und den Großen Preis der Jury. Jurypräsidentin Kristen Stewart und die Mitglieder Golshifteh Farahani (Iran/Frankreich), Valeska Griesebach (Deutschland), Radu Juda (Rumänien), Francine Maisler (USA), Carla Simón (Spanien) und Johnnie To (Hongkong, China) werden hoffentlich kluge Entscheidungen treffen. Prognosen wage ich nicht, weil ich zu wenig Filme des Wettbewerbs gesehen habe. Natürlich hoffe ich auf einen Preis für Christian Petzold und seinen Film ROTER HIMMEL, den ich herausragend finde. Heute Abend wissen wir mehr.
24. Februar 2023
Entfesselte Körper
Eine Dissertation, die an der Universität Basel entstanden ist. Clea Wanner reflektiert darin über den modernen Menschen im frühen russischen Film. Die fünf Kapitel tragen die Überschriften I. Luzide, opak und semipermeabel. Die Be-schaffenheit von kinemato-graphischen Menschen. II. Körperutopien. III. Ekstase. IV. Tanzmanien 1908-1914. V. Tanzmanien 1915-1918. Unter den analysierten Filmen findet man DAS PORTRÄT von Vladislav Starevic, DIE VOM FILM GEFESSELTE von Nikandr Turkin, TAGTRÄUME, DER STERBENDE SCHWAN, NACH DEM TOD und DAS KIND DER GROSSSTADT von Evgenij Bauer, SCHLÜSSEL ZUM GLÜCK von Vladimir Gardin und Jakov Protazanov, KINOAUGE. DAS ÜBERRUMPELTE LEBEN von Dziga Vertov, DRAMA IM FUTURISTENCABARET von Vladimir Kas’janov, DANSE MACABRE von Jakov Protazanov. Die Befunde der Autorin sind schlüssig, Abbildungen in sehr guter Qualität konkretisieren die Analysen. Es gibt bisher wenig Literatur über die Frühzeit des russischen Films. Insofern liegt hier ein Basiswerk vor. Mehr zum Buch: titel/724-entfesselte-koerper.html
23. Februar 2023
Einblendungen
In vierzig kurzen Texten werden Elemente einer jüdischen Film-geschichte der Bundesrepublik versammelt. Fünf Kapitel strukturieren das Buch: Dinge – Schreiben – Orte – Überliefe-rungen – Szenen. Zu den Dingen gehören ein Nerzmantel, ein Fotoalbum, ein Koffer, eine Nähmaschine. Beim Schreiben geht es um Zuschauerzettel, Protokolle, Notizen, Briefe. Orte sind u.a. die Filmstadt Barcelona als Fluchtstation, das CCC-Studio in Spandau, Trebitschs Mahnmal, das Haus der Wannseekonferenz, Überlieferungen finden sich in einer Cinémathèque des Holocaust, in Moszkowicz-Tapes, im Nachlass von Günter Peter Straschek, in Michael Kanns unliebsamen Diplomfilm. Szenen stammen aus OLIVER TWIST von David Lean, der Serie FILMEMIGRATION AUS NAZI-DEUTSCHLAND von Straschek, dem Dokumentarfilm SWIMMINGPOOL AM GOLAN von Esther Zimmering, der Serie DER GANZ NORMALE WAHNSINN von Helmut Dietl, dem Spielfilm DIE VERLIEBTEN von Jeanine Meerapfel. Zwölf Autorinnen und Autoren sind mit Texten vertreten, herausgegeben wurde der Band von Johannes Praetorius-Rhein und Lea Wohl von Haslberg. Die kleine Form ergibt Sinn, man kann Entdeckungen machen. Mehr zum Buch: 1063/einblendungen?number=9783958084131
22. Februar 2023
Fritz Lang – Die Comic-Biografie
Tobias Kniebe hat in der Süddeutschen Zeitung vom 18./19. Februar eine wun-derbare Kurzbesprechung über dieses Buch geschrie-ben. Ich zitiere sie hier, weil man das Buch kaum besser in wenigen Worten vor-stellen kann: „Ein nacktes Paar beim Sex, überrascht von einer Frau, kurz darauf fällt ein Schuss. Es geht dramatisch los in ‚Fritz Lang – Die Comic-Biografie‘ von Arnaud Dalalande und Eric Liberge (Knesebeck Verlag, 25 Euro). Die Liebenden, das sind Fritz Lang und seine Drehbuchautorin Thea von Harbou, mit dem Stummfilm METROPOLIS werden sie berühmt werden. Zunächst aber sind sie ertappt von Langs Ehefrau, und diese stirbt kurz darauf. War es Suizid? Wir schreiben das Jahr 1920. Pickelhauben tauchen auf, Kommissare ermitteln, im französischen Original heißt diese tolle Graphic Novel denn auch ‚Fritz Lang Le Maudit‘, der Verfluchte. Von Tragik ausgehend wird das ganze Leben des großen Regisseurs erzählt, in unglaublich detailreichen, kaum kolorierten Zeichnungen – die immer wieder in Kinobilder, nicht nur Langs eigene, abtauchen.“ Ja, dieses Buch ist beeindruckend und unter den neuen Comic-Biografien die wohl beste. Allerdings wird nicht das ganze Leben von Fritz Lang erzählt, sondern nur die Zeit bis zur Auswanderung nach Amerika 1934. Aber das in bildgewaltiger Form. Sehr zu empfehlen. Mehr zum Buch: knesebeck-verlag.de/fritz_lang/t-1/1140
21. Februar 2023
Die Narrativität der Musik im Film
Aus verschiedenen Gründen spielt die Musik im Film eine besondere Rolle. Der öster-reichische Medienwissenschaft-ler und Komponist Alexander Lederer beweist dies mit der Analyse von zwölf Fall-beispielen. Die sind: der Kriegsfilm DUNKIRK (2017) von Christopher Nolan mit der Musik von Hans Zimmer, der Horrorfilm ES (2017) von Andrés Muschietti mit der Musik von Benjamin Wallfisch, das Musical LA LA LAND (2017) von Damien Chazelle mit der Musik von Justin Hurwitz, der Erotikfilm FIFTY SHADES OF GREY (2015) von Sam Taylor-Johnson mit der Musik von Danny Elfman, der Kriminalfilm MURDER ON THE ORIENT EXPRESS (2017) von Kenneth Branagh mit der Musik von Petrick Doyle, der Sciencefiction-Film ARRIVAL (2016) von Denis Villeneuve mit der Musik von Jóhann Jóhannson, die Komödie HANGOVER (2009) von Todd Phillips mit der Musik von Christophe Beck, der Piratenfilm PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL (2003) von Gore Verbinski mit der Musik von Klaus Badelt, der Western DJANGO UNCHAINED (2012) von Quentin Tarantino mit der Musik von Ennio Morricone, der Liebesfilm THE CURIOUS CASE OF BENJAMIN BUTTON (2008) von David Fincher mit der Musik von Alexandre Desplat, der Fantasyfilm THE HOBBIT: AN UNEXPECTED JOURNEY (2012) von Peter Jackson mit der Musik von Howard Store und der Gangsterfilm OCEAN’S ELEVEN (2001) von Steven Soderbergh mit der Musik von David Holmes. Die Analysen von Lederer sind beeindruckend. Ihnen geht im ersten Teil des Buches eine Verortung der Filmmusik innerhalb der Filmtheorien(n) voraus. Das Buch ist ein Basiswerk. Mehr zum Buch: die-narrativitaet-der-musik-im-film/?number=978-3-8376-6392-1
20. Februar 2023
Filme in Kinderaugen
An jedem Freitagabend ging die Familie Rutschmann in Stuttgart mit der kleinen Tochter Liv ins Kino, und am nächsten Morgen malte Liv, was ihr vom Film an Figuren und Schauplätzen in Erinnerung geblieben war. Zeichnungen zu 56 Filmen hat der Vater Nicolas für diese Publikation ausgewählt. 29 davon sind Animationsfilme. Aber es gibt auch wunderbare Zeichnungen zu THE GREAT DICTATOR von Charles Chaplin, ONE, TWO, THREE von Billy Wilder, THE PINK PANTHER und THE PARTY von Blake Edwards, THE LOVE BUG von Robert Stevenson, MOONRAKER von Lewis Gilbert; DER SCHUH DES MANITU von Michael Herbig, DUMBO von Tim Burton oder WEIL DU NUR EINMAL LEBST – DIE TOTEN HOSEN AUF TOUR von Cordula Kablitz-Post. Auf jeweils einer Seite findet man Informationen zum Film, auf der gegenüberliegenden die Zeichnungen von Liv. Sie war im Alter zwischen sieben und zehn, als sie mit viel Fantasie die Erlebnisse des vergangenen Abends im Kino zu Papier gebracht hat. Eine tolle Idee, ein originelles Buch. Mehr zum Buch: booktitle/Filme_in_Kinderaugen/W-556-885-918
19. Februar 2023
Berlinale Classics
Acht Filme werden in der Reihe „Berlinale Classics“ gezeigt. Es handelt sich um Restaurierungen und Wiederentdeckungen historischer Filme, die lange nicht zu sehen waren: A WOMAN IN PARIS (1923) von Charles Chaplin, ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE (1941) von Valerien Schmidely und Hans Trommer, UNDERCURRENT (1956) von Kózaburó Yoshimura, GUESS WHO’S COMING TO DINNER (1967) von Stanley Kramer, SOGNI D’ORO (1981) von Nanni Moretti, MAPANTSULA (1988) von Oliver Schmitz, TWILIGHT (1990) von György Fehér und NAKED LUNCH (1991) von David Cronenberg (Foto). Die Vorführungen finden vorwiegend im Cubix statt. Es lohnt sich, für diese Filme zum Alexanderplatz zu fahren. Mehr zur Reihe: 2023/news-pressemitteilungen/225739.html
18. Februar 2023
Steven Spielberg: Hommage und Ehrenbär
Die Hommage ist in diesem Jahr dem amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gewidmet. Am kommenden Dienstag wird er mit dem Ehrenbären ausgezeichnet. Aus diesem Anlass wird im Berlinale-Palast sein neuer Film THE FABELMANS gezeigt, der autobiografisch geprägt ist. Zu sehen sind außerdem seine Filme DUEL (1972), JAWS (1975), RAIDERS OF THE LOST ARC (1981), E. T. THE EXTRA-TERRESTRIAL (1982), SCHINDLER’S LIST (1993), MUNIC (2005) und BRIDGE OF SPIES (2015). Spielberg ist 19mal für einen Oscar nominiert worden und hat drei gewonnen. Sein Werk ist umfangreich und vielfältig. Über die Würdigung im Zusammenhang der Berlinale freut er sich bestimmt. Er war zuletzt 1999 Gast der Berlinale. Die Hommage wird von der Deutschen Kinemathek verantwortet. Mehr zur Hommage: berlinale-programm.html?sort=1§ion_id=63&day_id=0
17. Februar 2023
Berlinale: Retrospektive
Thema der Retrospektive ist „Young at Heart – Coming of Age at the Movies”. 28 Film-schaffende haben ihren per-sönlichen Favoriten für das Programm der Reihe ausge-wählt: Maren Ade (SANS TOIT NI LOID von Agnès Varda), Pedro Almodóvar (SPLENDOR IN THE GRASS von Elia Kazan), Wes Anderson (LITTLE FUGITIVE von Ray Ashley und Morris Engel), Juliette Binoche (TROIS COLEURS: BLEU von Krysztof Kieslowski), Lav Diaz (MANILA IN THE CLAWS OF LIGHT von Lino Brocka), Alice Diop (À NOS AMOURS von Maurice Pialat), Ava DuVernay (RUE CASES-NÈGRES VON EUZHAN PALZI), Nora Fingscheidt (GOUNDHOG DAY von Harold Ramis) , Kateryna Gornostai (THE VIRGIN SUICIDES von Sofia Coppola), Luca Guadagnino (CRUEL STORY OF YOUTH von Nagisa Oshima), Ryūsuke Hamaguchi (TOUKI BOUKI von Djibril Diop Mambéti), Ethan Hawke (RUMBLE FISH von Francis Ford Coppola), Karoline Herfurth (MURIEL’S WEDDING von P. J. Hogan), Niki Karimi (WHERE IS THE FRIEND’S HOUSE von Abbas Kiarostami), Nadine Labaki (FERRIS BUELLER’S DAY OFF von John Hughes), Nadav Lapid (DE BRUIT ET DE FUREUR von Jean-Claude Brisseau), Sergei Loznitsa (GRAZUOLE von Arunas Zebriunas), Mohammad Rasoulof (JEDER FÜR SICH UND GOTT GEGEN ALLE von Werner Herzog), Céline Sciamma (NOT A PRETTY PICTURE von Martha Coolidge), Martin Scorsese (PRIMA DELLA RIVOLUTIONE von Bernardo Bertolucci), Aparna Sen (APARAJITO von Satyajit Ray), M. Night Shyamalan (THE LAST PICTURE SHOW von Peter Bogdanovich), Carla Simón (EL ESPIRITU DE LA COLMENA von Victor Erice), Kristen Stewart (NOW AND THEN von Lesli Linka Glatter), Tilda Swinton (BAG OF RICE von Mohammad-Ali Talebi), Wim Wenders (REBEL WITHOUT A CAUSE von Nicholas Ray; Foto), Jasmila Žbanić (TAUSENDSCHÖNCHEN von Véra Chytilová). Eine Buchpublikation gibt es in diesem Jahr leider nicht. Mehr zum Programm der Retrospektive: berlinale-programm.html?query=Retrospektive&page=1
16. Februar 2023
73. Berlinale
Heute beginnt die 73. Berlinale. Eröffnungsfilm ist SHE CAME TO ME von Rebecca Miller. Im Wettbewerb konkurrieren insgesamt 19 Filme um den „Goldenen Bären“, fünf stam-men aus Deutschland, das gab es noch nie: BIS ANS ENDE DER NACHT von Christoph Hochhäusler, INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE von Margarethe von Trotta, IRGENDWANN WERDEN WIR UNS ALLES ERZÄHLEN von Emily Atef, MUSIC von Angela Schanelec und ROTER HIMMEL von Christian Petzold. Ich bin auch gespannt auf DER SCHATTENLOSE TURM von Zhang Lu (China), DISCO BOY von Giacomo Abbruzzese (Frankreich) mit Franz Rugowski, LE GRAND CHARIOT von Philippe Garrel (Frankreich), PAST LIVES von Celine Song (USA). Als „Berlinale Special“ ist der Dokumentarfilm SUPERPOWER von Sean Penn und Aaron Kaufman über den Krieg in der Ukraine zu sehen. Präsidentin der Jury ist die amerikanische Schauspielerin Kristen Stewart. Am 25. Februar werden die Bären verliehen. Mehr zum Programm: https://www.berlinale.de/de/home.html