15. April 2016
Metapoietische Filme
„Metapoietische Filme“ sind Filme über das Filmemachen. Die Dissertation von Ruth Benner entstand an der Universität der Künste in Berlin. Ihr filmtheoretischer Ausgangs-punkt sind die Publikationen zum Bewegungs-Bild und zum Zeit-Bild von Gilles Deleuze. Nach einer filmtheoretischen Positionierung wird die erste Erprobung der Deleuzschen Klassifikation an zwei Filmen erprobt: SULLIVAN’S TRAVELS von Preston Sturges (Bewe-gungsbilder) und 8 ½ von Federico Fellini (Zeitbilder). Die systematische Analyse zum Genre metapoietischer Filme erfolgt in drei Kapiteln. Im ersten geht es um die Filmemacher, um die Aspekte Geld (Filmbeispiele sind THE BAD AND THE BEAUTIFUL von Vincente Minnelli, DER STAND DER DINGE von Wim Wenders und THE PLAYER von Robert Altman), Tod (SUNSET BOULEVARD von Billy Wilder, STARDUST MEMORIES von Woody Allen, LOS ABRAZOS ROTOS vom Pedro Almodóvar) und Schaffenskrise (SULLIVAN’S TRAVELS, 8 ½ und BARTON FINK von den Coen Bros.). Im zweiten Kapitel geht es um die Filmkunst, um die Aspekte Film-im-Film (SULLIVAN’S TRAVELS, LE MÉPRIS von Jean-Luc Godard und ADAPTATION von Spike Jonze) und Schauspieler (SUNSET BOULEVARD, LA NUIT AMÉRICAINE von François Truffaut und MULHOLLAND DRIVE von David Lynch). Im dritten Kapitel geht es um die Zuschauer (HELLZAPOPPIN’ von Henry C. Potter, THE PURPLE ROSE AUF CAIRO von Woody Allen, BE KIND REWIND von Michel Gondry). Die Analysen sind sehr konkret und genau. Die zum Teil sehr kleinen Abbildungen haben eine gute Qualität. Eine anregende Lektüre. Das Coverfoto stammt aus dem Film MULHOLLAND DRIVE. Mehr zum Buch: metapoietische-filme.html
13. April 2016
Tanz auf dem Vulkan
Auch wenn über den Schau-spieler und Regisseur Gustaf Gründgens (1899-1963) vor drei Jahren die hervorragende Biografie von Thomas Blubacher erschienen ist: ein Doppelporträt über Gründgens und den Schriftsteller Klaus Mann (1906-1949) macht Sinn, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie eng die beiden Künstler zunächst in Freundschaft verbunden und später in Feindschaft zerstritten waren. In zwölf Kapiteln erzählt die Kunsthistorikerin Renate Berger zwei Leben in politisch wechselnden Zeiten. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Homosexualität der beiden Protagonisten, die vor allem für Gründgens in der Zeit des Nationalsozialismus sehr problematisch war. Er verdankte damals viel dem Schutz von Hermann Göring, der als preußischer Ministerpräsident für die Theater zuständig war. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre und in den frühen Dreißigern war die Verbindung zu Klaus Mann noch relativ eng, Gründgens war bekanntlich drei Jahre mit dessen Schwester Erika verheiratet, zusammen mit Pamela Wedekind standen sie als Quartett in „Anja und Ester“ und in „Revue zu Vieren“ auf der Bühne. Sie profitierten von den künstlerischen Freiheiten der Weimarer Republik. Der Bruch kam spätestens 1933. Klaus und Erika Mann verließen Deutschland, Gründgens blieb. Sehr detailliert entschlüsselt die Autorin die Figuren des Romans „Mephisto“, den Klaus Mann in den Jahren 1935/36 verfasste: er handelt von der Karriere des Schauspielers Hendrik Höfgen, der wie ein Duplikat von Gründgens wirkt. Renate Berger hat beachtliche Quellenforschung unternommen, das Buch liest sich aber trotz vieler Zitate flüssig, weil die Quellenhinweise in den Anhang verschoben sind. Der Titel zitiert einen berühmten Film mit Gustaf Gründgens in der Hauptrolle aus dem Jahr 1938; Regie: Hans Steinhoff. Der Film selbst wird von der Autorin allerdings nicht erwähnt. Mehr zum Buch: tanz-auf-dem-vulkan
12. April 2016
Film als Idee – Texte von Birgit Hein
Sie war eine Protagonistin des Experimentalfilms in der Bundesrepublik vor allem in den 1970er und 80er Jahren. Birgit Hein (*1942) hat, zum Teil zusammen mit Wilhelm Hein, experimentelle Filme gedreht (ich erinnere mich an LOVE STINKS – BILDER DES TÄGLICHEN WAHNSINNS oder VERBOTENE BILDER) und 1971 das Buch „Film im Underground“ publiziert, ein frühes Basiswerk zum Thema. Sie war Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und ist Mitglied der Akademie der Künste nicht in der Sektion Film- und Medienkunst, sondern in der Bildenden Kunst – wie VALIE EXPORT und Heinz Emigholz. Im Verlag Vorwerk 8 ist jetzt, herausgegeben von Nanna Heidenreich, Heike Klippel und Florian Krautkrämer, ein Band mit Texten von Birgit Hein erschienen. Der erste Teil (Texte in deutscher Sprache) ist in vier Kapitel strukturiert: „Experimentalfilmgeschichte“ (u. a. mit einem umfangreichen Auszug aus „Film im Underground“), „Film als Idee“ (u.a. mit zwei Interviews aus den Jahren 1977 und 1997), „Filmarbeit“ (mit zwei Texten aus der Zeitschrift Frauen und Film und drei Interviews), „Filmklasse“ (mit drei Texten zur Arbeit an der Kunsthochschule in Braunschweig). Nach einer gut ausgewählten Fotostrecke (56 Abbildungen) folgt der zweite Teil mit elf ins Englische übersetzten Texten und dem Beitrag „Return to Reason“ aus dem Jahr 1975, der im deutschen Teil nicht enthalten ist. Der Anhang enthält eine Bibliographie und ein detailliertes Werkverzeichnis mit Hinweisen zu den vorhandenen Materialien und ihrer Vollständigkeit. Der Band ist sorgfältig ediert und dokumentiert die Denk- und Arbeitsweise von Birgit Hein bis in die Gegenwart. Mehr zum Buch: php?id=192&am=6
10. April 2016
IHR GRÖSSTER ERFOLG (1934)
Martha Eggerth (1912-2013) war eine sehr populäre ungarisch-österreichische Operettensängerin, die in den frühen 1930er in einer Reihe deutscher Unterhaltungs-filme mitwirkte. Sie heiratete 1936 den Sänger Jan Kipura, mit dem sie zunächst in Wien lebte und 1938 nach New York emigrierte. Mit der „Lustigen Witwe“ hatte sie jahrelang einen großen Erfolg am Broadway. 1996 habe ich sie in ihrem Haus in der Nähe von New York besucht. Sie hatte den Charme einer Diva. Vor gut zwei Jahren ist sie im Alter von 101 Jahren gestorben. Bei den Filmjuwelen ist jetzt eine DVD des Films IHR GRÖSSTER ERFOLG erschienen, den sie 1934 noch in Berlin gedreht hatte. Sie spielt darin ein Wäschermädel in Wien um 1830, das durch Vermittlung des Schauspielers Ferdinand Raimund (dargestellt von Leo Slezak) zum Theater kommt, sofort zum Publikumsliebling wird, in Betrugsverdacht gerät, aber am Ende in einer Postkutsche auf die Bühne zurückkehrt und gefeiert wird. Ich kannte den Film bisher nicht, er ist sehr unterhaltsam, in Nebenrollen sind viele bekannte Schauspieler zu sehen (Gustav Waldau, Margarete Kupfer, Max Gülstorff, Aribert Mog, Theo Lingen, Albrecht Schoenhals) und die Musik von Franz Grothe verhilft Marta Eggerth zu temperamentvollen Bühnenauftritten. Der Regisseur Johannes Meyer beherrscht sein Handwerk, die außergewöhnliche Begabung von Wilhelm Thiele oder Erik Charell hatte er leider nicht. Das informative Booklet zur DVD stammt von Friedemann Beyer. Mehr zur DVD: %22filmjuwelen%22
07. April 2016
Dziga Vertov
Dziga Vertov (1895-1954) war der wichtigste Dokumentarist des sowjetischen Kinos der 1920er und 30er Jahre. Er hat in vielen Texten über sein Werk reflektiert und seine Filme gelten als experimentell. Adelheid Heftberger, Kuratorin der Vertov-Sammlung des Österreichischen Filmmuseums, hat jetzt bei edition text + kritik ein umfangreiches Buch über ihn publiziert. Sie stellt das Werk in größere Zusammenhänge der modernen Archivierung, verortet es im Bereich der Digital Humanities und gewinnt damit auch eine Reihe neuer Erkenntnisse über Vertov. Die sind vor allem für Spezialisten interessant. Sehr beeindruckt hat mich das Kapitel über Dziga Vertovs Filme (S. 171-267). Hier werden die acht bekanntesten Filme – KINO-AUGE (1924), VORWÄRTS, SOWJET! (1926), EIN SECHSTEL DER ERDE (1926), DAS ELFTE JAHR (1928), DER MANN MIT DER KAMERA (1929), DIE DONBASS-SINFONIE (1930), DREI LIEDER ÜBER LENIN (1934) und WIEGENLIED (1937) detailliert dargestellt: Inhalt und Produktion, Hinweise auf vorhandene Filmkopien, Rezeption in der Filmkritik der 20er/30er Jahre, formale Besonderheiten der Filme. Das ist als Einstieg höchst lesenswert. Im darauf folgenden Kapitel geht es um „filmische Struktur als Visualisierung“ in Verbindung mit dem Onlineprojekt „Cinemetrics“. DER MANN MIT DER KAMERA wird hier einer Detailstudie unterzogen. Ein eigenes Kapitel ist den Grafiken und Diagrammen von Dziga Vertov gewidmet. Der letzte Teil („Von der filmischen Form zur Bedeutung“) führt uns zu Vertovs Intervalltheorie, zu innerbildlichen Bewegungen, zu Gesichtern des Kommunismus und zu Lenin und Stalin als Filmmotiv. In ihren Formulierungen ist die Autorin sehr konkret und gut verständlich. Zahlreiche Abbildungen in guter Qualität ergänzen den Text. Band 2 der neuen Reihe „Filmerbe“, herausgegeben von Chris Wahl. Mehr zum Buch: VvrIHyhhrV4
06. April 2016
Michael Tschesno-Hell
Er war als Drehbuch-autor an den beiden Ernst Thälmann-Filmen (Regie: Kurt Maetzig) und an den beiden Karl Liebknecht-Filmen (Regie: Günter Reisch) beteiligt. Michael Tschesno-Hell (1902-1980) war überzeugter Kommunist, lebte ab 1945 in Ost-Berlin und hat Spuren hinterlassen. Der Schriftsteller Ralph Hammerthaler, vor allem als Romanautor bekannt, machte sich vor zwei Jahren auf eine intensive Spurensuche, forschte im Archiv der Akademie der Künste und im Bundesarchiv, sprach mit Zeitzeugen (u.a. Hermann Kant, Wolfgang Kohlhaase, Irma Münch, Horst Schulze) und publizierte jetzt in der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung ein interessantes, lesenswertes Buch: „Der Bolschewist“. Es handelt von einer sehr realen Person, geboren in Vilnius, 1922 übergesiedelt nach Leipzig, vor den Nazis nach Frankreich und dann in die Schweiz geflüchtet, im September 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, Gründer des Verlages „Volk & Wissen“, Funktionär und Drehbuchautor in der DDR. Er war 1922 in die KPD eingetreten. Von seinen Überzeugungen hat ihn nie jemand abgebracht. Hammerthalers Buch ist klug strukturiert: nach einer ersten Annäherung an den Protagonisten folgt das Kapitel über die Produktionsgeschichte der Thälmann-Filme. In einer Rückblende wird dann die erste Hälfte des Lebens von Tschesno-Hell (1902-1945) erzählt. Es folgen Berichte über drei Filme, an denen er auch als Autor mitwirkte: DER HAUPTMANN VON KÖLN (1956), DIE MUTTER UND DAS SCHWEIGEN (1965) und DER MALER MIT DEM STERN (1969). Dann: die zweite Hälfte des Lebens (1945-1980) und die zwei Filme über Karl Liebknecht. Das letzte Kapitel heißt „Einsamkeit des Alters“. Ich hätte nicht gedacht, dass man über Tschesno-Hell ein so interessantes Buch schreiben kann. Mit einem Vorwort von Ralf Schenk und einem Nachwort von Rudi Schmidt. Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: products_id=482
05. April 2016
Spoiler Alert!
Unvermutete, über-raschende Enden gibt es im Hollywood-Film seit den 1990er Jahren. Sie beruhen auf einer Täuschung der Zuschauer/innen, die in der Dramaturgie und Erzählweise verborgen ist. Große Erfolge waren in dieser Hinsicht THE SIXTH SENSE von M. Night Shyamalan und FIGHT CLUB von David Fincher. Cornelia Kleckers Dissertation „Spoiler Alert! Mind-Tricking Narratives in Contemporary Hollywood Film“ ist am Institut für Amerikastudien der Universität Innsbruck entstanden und jetzt im Universitätsverlag Winter in Heidelberg veröffentlicht worden. In vier Kapiteln setzt sie sich – nach einer kurzen Einführung – mit ihrem Thema auseinander: 1. „Mind-Tricking Narratives: Between Classical and Art-Cinema Narration“. Hier beschreibt sie die Herausforderungen eines neuen, komplexen Erzählens im Mainstream-Film für Drehbuchautoren, Regisseure und Zuschauer. 2. „Manifestations of Mind-Tricking Narratives. Some Case Studies“. Ausgehend von der Fernsehserie THE SIMPSONS vergleicht die Autorin zunächst die beiden Filme THE PRESTIGE von Christopher Nolan (positives Beispiel) und THE ILLUSIONIST von Neil Burger (negatives Beispiel) in ihrer Erzählweise. Dann folgen Analysen von FIGHT CLUB und MEMENTO. 3. „The Sophistication of the Viewer: How We Have ‚Learned’ to Understand Complex Narrative“. Hier geht es vor allem um Zeit und Montage. Case Studies sind 21 GRAMS von Alejandro González Iñárritu und PULP FICTION von Quentin Tarantino. 4. „Don’t Spoil the Ending! A Cognitive Approach“. In ihrem Abschlusskapitel reflektiert die Autorin über Cognitive Film Theory, setzt sich mit David Bordwell und Edward Branigan auseinander und endet mit einer Analyse des Films LUCKY NUMBER SLEVIN von Paul McGuigan. Eine Dissertation mit beeindruckend konkreten Filmanalysen, die ihrem Anspruch gerecht wird. Wenige, aber hilfreiche Abbildungen. Mehr zum Buch: Klecker_Spoiler_Alert_/
03. April 2016
FRISCO EXPRESS / WELLS FARGO (1937)
Die Reihe der „Western Legenden“ bei Koch Media wächst. Kürzlich ist die Nr. 33 erschienen: FRISCO EXPRESS (Originaltitel WELLS FARGO) von Frank Lloyd aus dem Jahr 1937. Im Western-Lexikon von Joe Hembus kommt der Film nicht vor. Er ist in Deutschland ziemlich unbekannt – wie viele andere Western der 1930er Jahre. Erzählt wird die frühe Firmengeschichte von „Wells Fargo Mail and Freight Company“, einem Transportunternehmen, das später zu einem großen Konzern wurde. Held des Films ist Ramsay MacKay (dargestellt von Joel McCrea), der vom Boten zum Zweigstellenleiter in St. Louis aufsteigt, die attraktive Justine Pryor (Frances Dee) heiratet, durch den Bürgerkrieg von ihr getrennt wird, in Goldgeschäfte verwickelt ist, durch eine Intrige ihrer Mutter als Verräter gilt und erst spät ein Happyend erlebt. Über weite Strecken hat der Film ein schnelles Tempo, seine Handlung erstreckt sich über mehr als zwanzig Jahre, die Kameraführung (Theodor Sparkuhl, ein Deutscher im Exil) ist beeindruckend. Der Regisseur Frank Lloyd (1886-1960) ist bei uns vor allem durch den Film MEUTEREI AUF DER BOUNTY (1935) bekannt geworden. Ich habe FRISCO EXPRESS jetzt zum ersten Mal gesehen, er hat mir überwiegend gut gefallen. Der Text im Booklet von Hank Schraudolph wird ihm in seinem ironischen Ton nicht gerecht. Mehr zur DVD: 1008662&nav1=FILM
01. April 2016
Filmlandschaft Berlin
Berlin ist ein beliebter Drehort seit Beginn der Filmgeschichte. Drei Bücher zu diesem Thema stehen bei mir im Regal: „Berlin im Film. Die Stadt. Die Menschen“ von Wolfgang Jacobsen (1998), „Drehort Berlin – Wo berühmte Filme entstanden“ von Markus Münch (2007) und „World Film Locations: Berlin“, herausgegeben von Susan Ingram (2012). Mit „Filmlandschaft Berlin“ von Nadin Wildt, soeben im Berlin Story Verlag erschienen, wird das Thema aktualisiert und ergänzt. Auf 42 Filme geht die Autorin genauer ein, 13 weitere behandelt sie in den Kapiteln „Agentenfilme“, „Berlin im Studio“ und „Berlin inkognito“. Eine kleine Exkursion führt nach Potsdam. Das zeitliche Spektrum spannt sich von BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSSSTADT (1927) bis zu VICTORIA (2015). Jeder Film wird mit einer Doppelseite gewürdigt. Eingefügte Kästen mit Text und Foto sind Max Skladanowsky, Oskar Messter, Leni Riefenstahl, Billy Wilder, Marlene Dietrich, Wolfgang Kohlhaase, Romy Schneider, Evelyn Carow, Wim Wenders, Artur Brauner und der CCC, Caroline Link, X-Filme, Daniel Brühl, der Berliner Schule, Nina Hoss und Regina Ziegler gewidmet. Auf dem Vorsatzblatt werden die Filme einzelnen Bezirken zugeordnet. Das Buch wirkt gut recherchiert, die Stadtfotografien stammen von Franziska Donath. Drei Berlin-Filme, die ich persönlich vermisse, sind ZWEI IN EINER GROSSEN STADT von Volker von Collande (1942 – aus der Nazi-Zeit wird nur der Olympia-Film von Leni Riefenstahl dokumentiert), BERLINER BALLADE von Robert A. Stemmle (1948) und BERLIN CHAMISSOPLATZ von Rudolf Thome (1980). Trotzdem: eine wichtige Publikation. Die vier Filmfotos auf dem Cover erinnern an LOLA RENNT, A FOREIGN AFFAIR, CABARET und ONE, TWO, THREE. Mehr zum Buch: 249-Filmlandschaft_Berlin.html
31. März 2016
An- und Aussichten
Beim jährlich stattfindenden Film- und Fernsehwissen-schaftlichen Kolloquium soll sich vor allem der medien-wissenschaftliche Nachwuchs profilieren. 2013 fand das Kolloquium wieder einmal in Marburg statt, jetzt ist bei Schüren die Dokumentation erschienen, herausgegeben von Philipp Blum und Monika Weiß. 14 Beiträge sind hier zu lesen, ich nenne sieben, die mich besonders beeindruckt haben. Philip Dreher unternimmt den Versuch einer theoriegeschichtlichen Verortung des Buches „Le cinéma ou l’homme imaginaire“ (1956), das 1958 auch in deutscher Übersetzung erschienen ist. Karina Kirsten untersucht den Film IM SCHATTEN von Thomas Arslan auf seine „multiple Genrehaftigkeit“: Film noir, Gangsterfilm und Heist-Movie. Bei Ömer Alkin geht es um den Status des deutsch-türkischen Migrationskinos, seine wissenschaftliche Bewertung und die „verstummten“ türkischen Emigrationsfilme. Danila Lipatov beschäftigt sich mit der Berliner Schule: Möglichkeiten und Grenzen der Ästhetik des Minimalismus im Spielfilm. Lars Robert Krautschik analysiert die Lichtgestaltung in ausgewählten Horrorfilmen („Geh’ nicht ins Licht, Carol Anne!“). Ates Gürpinar reflektiert über Gut und Böse in Sergio Leones Italowestern IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO. Fabian Rudner charakterisiert die Protagonisten in der sechsteiligen Serie THE TRIP von Michael Winterbottom. Die nicht sehr zahlreichen Abbildungen sind zu klein und technisch mangelhaft. Coverfoto: IM SCHATTEN von Thomas Arslan. Mehr zum Buch: an-und-aussichten.html

