Haneke über Haneke

2013. HanekeDie frühen Filme von Michael Haneke (* 1942) waren mir zu effekthascherisch und grausam. Aber DIE KLAVIER-SPIELERIN (2001) und CACHÉ (2005), vor allem DAS WEISSE BAND (2009) und LIEBE (2012) respektiere und bewundere ich. Es gab viel darüber zu lesen, auch in Gesprächsform (Thomas Assheuer im Alexander Verlag), nun ist das Buch der Franzosen Michel Cieutat und Philippe Rouyer, übersetzt von Marcus Siebert, ebenfalls im Alexander Verlag erschienen, in dem der Regisseur Film für Film Frage und Antwort steht und dabei über Produktions-bedingungen, künstlerische Entscheidungen, Vorbilder und Einflüsse, Schauspielerinnen und Schauspieler Auskunft gibt. Das ist spannend zu lesen, weil man den Sprachduktus von Haneke im Ohr hat und spürt, dass er seine Interviewpartner ernst nimmt und nicht einfach das schon mehrfach Gesagte wiederholt. Meine Meinung über seine frühen Filme hat sich nach der Lektüre nicht unbedingt geändert, ist aber etwas offener geworden, zu den neueren Filmen gibt es interessante Informationen. Also: ein lesenswertes Buch. Die Abbildungen sind sehr akzeptabel, das Nachwort von Georg Seeßlen ist klug. Mehr zum Buch: HANEKE_ueber_HANEKE.html

Affektpoetiken des amerikanischen Großfilms

UMS2426_neu.inddDie Dissertation von Christian Pischel entstand 2008 am Fachbereich für Philosophie und Geisteswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Im Mittelpunkt stehen zwei amerikanische Blockbuster aus den frühen 1990er Jahren, TERMINATOR 2  – JUDGEMENT DAY (1991) von James Cameron und JURASSIC PARK (1993) von Steven Spielberg und zwei aus dem Jahr 2001: PEARL HARBOUR von Michael Bay und HOLLOW MAN von Paul Verhoeven. Pischel kommt in seinen Analysen zu dem interessanten Schluss, dass diese Filme trotz der schon damals zur Verfügung stehenden Digitalisierungseffekte noch stark am Fotorealismus orientiert sind, was den dominanten Rezeptionsgewohnheiten des Jahrzehnts geschuldet ist. In der Definition des „Großfilms“ greift der Autor weit in die Filmgeschichte zurück, orientiert sich an ersten Phantasien von Kurt Pinthus (1913), erinnert an die Manifeste vom Futurismus und die Studie „The Photoplay“ (1916) des deutsch-amerikanischen Psychologen Hugo Münsterberg, nennt natürlich Eisenstein als Kronzeugen für die Montage der Attraktionen (1923/24) und findet viel theoretischen Rückhalt bei Tom Gunning und seinem fundamentalen Aufsatz „The Cinema of Attraction: Early Film, It’s Spectator and the Avant-Garde“ (1990). Eine sehr aufschlussreiche Passage ist der konkrete Vergleich zwischen HOLLOW MAN und THE INVISIBLE  MAN (1933) von James Whale. Vier Abbildungen, umfangreiches Literaturverzeichnis. Mehr zum Buch: ts2426.php

Location Berlin

2013.BerlinIn dieser Serie sind bereits einschlägige Bücher über Los Angeles, Tokio, London, New York, Dublin, Paris, Madrid, Istanbul, Las Vegas, New Orleans, Wien, Peking und Reikjavik erschienen. Nun ist als 14. Stadt Berlin an der Reihe, zeitgleich mit Mumbai und Melbourne. Da freuen wir uns und hoffen, dass noch viele Filme in Berlin gedreht werden. Die Herausgeberin des Bandes, Susan Ingram, hat 46 Filme ausgewählt, in denen unsere Stadt eine zentrale Rolle spielt, beginnend mit Oskar Messters EINE FAHRT DURCH BERLIN (1910). Für die 1920er Jahre stehen DER LETZTE MANN und BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSSSTADT. Natürlich sind MENSCHEN AM SONNTAG, KUHLE WAMPE, UNTER DEN BRÜCKEN, DIE HALBSTARKEN, EINS, ZWEI DREI, SOLO SUNNY, DER HIMMEL ÜBER BERLIN, LOLA RENNT und SOMMER VORM BALKON dabei. Aber auch Thomas Schadts Remake der Berlin-Sinfonie und Bettina Blümners PRINZESSINNENBAD. Jedem Film sind zwei Seiten gewidmet, eine Seite mit Fotos aus dem Film und eine Seite mit einem aktuellen Fotomotiv und einem kurzen Text. Kleine Stadtpläne lokalisieren die Schauplätze. Für eine Neuausgabe stünde wohl OH BOY weit oben auf der Liste. Das Titelfoto stammt aus BERLIN CALLING (2008) von Hannes Stöhr. Mehr über das Buch: www.intellectbooks.co.uk/books/view-Book,id=4943/.

DEFA international

2013.DEFA internationalEinerseits galt die DEFA mit ihren Künstlerischen Arbeitsgruppen im Spielfilmbereich, mit dem Dokumentarfilm- und dem Animationsfilmstudio als geschlossene Gesellschaft, deren Kontakte in die weite Welt einer strengen Kontrolle unterlagen. Andererseits gab es mehr Kooperationen und Beeinflussungen als man bisher annahm. Das belegen die 25 Beiträge dieses Bandes, der viele interessante Informationen enthält. Ich nenne acht Texte, die mir besonders gefallen haben: Oksana Bulgakowa schreibt über „DEFA-Filme im Kontext der ‚neuen Wellen’ im osteuropäischen Films“. Die Zusammenarbeit zwischen der DEFA und dem DDR-Fernsehen thematisiert der auf diesem Gebiet sehr sachkundige Thomas Beutelschmidt. Sabine Hake vergleicht die politische Satire im Kalten Krieg an dem DEFA-Film DER HAUPTMANN VON KÖLN (1956) und dem westdeutschen Film ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT(1959). Die Rezeption von Peter Lilienthals Film ES HERRSCHT RUHE IM LAND (1975) in Ost- und Westdeutschland wird von Claudia Sandberg aufgearbeitet. Günter Agde informiert über das herzliche Willkommen und den abrupten Abschied von Joris Ivens in der DDR der 1950er Jahre. Birgit Schapow analysiert den Film DER FALL GLEIWITZ (1961) von Gerhard Klein nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase. Über „die Road Movies der DEFA und die Grenzen an allen Enden“ schreibt Marius Böttcher. Persönlich hat mich am meisten der Text von Rosemary Scott über die Kriterien für die Auswahl der aus dem Westen in die DDR importierten Filme interessiert, weil ich über dieses Thema in den 1960er Jahren an der FU meine Dissertation schreiben wollte. Mehr zum Buch: default%29/book/978-3-531-18493-7

Heinrich George

2013.George-BuchWir befinden uns mitten in einer George-Saison. Gestern war das Dokudrama GEORGE auf Arte zu sehen, heute wird der Hauptdarsteller Götz, Sohn von Heinrich, 75 Jahre alt (in den Feuilletons gab es bereits zahlreiche Interviews mit ihm und jetzt folgen die Geburtstagsartikel), morgen läuft der Film im ARD-Programm (21.45 Uhr), heute Abend beginnt im Berliner Babylon eine große Heinrich-George-Retrospektive (sie dauert bis 4. August). Wem das immer noch nicht genug George ist, der kann in einem Buch an der Spurensuche des Regisseurs Joachim A. Lang teilnehmen, der dort seinen Weg zum GEORGE-Film sehr ausführlich beschreibt und dokumentiert. Deutsche Geschichte, Theatergeschichte, Filmgeschichte, Familiengeschichte. Das geht natürlich nicht ohne Wiederholungen und Redundanzen. Das Götz-Gespräch von Lang fand bereits 2012 statt, es umfasst 33 Druckseiten und handelt vor allem vom Vater-Sohn-Verhältnis, von den persönlichen Erinnerungen und von der Einschätzung der schauspielerischen Leistungen des Vaters. Noch informativer ist das Gespräch mit dem älteren Bruder Jan (*1931), dessen Erinnerungen natürlich konkreter sind und der auch den Nachlass des Vaters verwahrt (56 Textseiten im Buch). Dokumentiert sind außerdem Gespräche mit Schauspielkollegen (Anneliese Uhlig, Gunnar Möller), mit Angehörigen von Schauspielkollegen (u.a. Stefan Lukschy, Sohn von Wolfgang Lukschy) und mit Mithäftlingen in den Lagern Hohenschönhausen und Sachsenhausen. Zahlreiche Abbildungen, 16 Seiten Filmfotos in Farbe. Erschienen im Henschel Verlag. Am 9. Oktober könnte man an den 120. Geburtstag von Heinrich George erinnern.

Unterwegs im Kino

Bild 1Seit fast dreißig Jahren ist die Publizistin Marli Feldvoß im Kino unterwegs. Sie hat für die FAZ, die Frankfurter Rund-schau, die Neue Zürcher Zeitung, die Zeit und epd Film Kritiken, Porträts und Essays vor allem zu Themen des Films geschrieben, die immer mehr als Tages-journalismus waren. Sie hat sich an Büchern beteiligt und für Rundfunkanstalten gearbeitet. Jetzt ist bei Stroem-feld eine Auswahl von 90 Texten erschienen, die uns auf eine anregende Reise durch die Filmgeschichte mitnehmen und die großen Stärken der Autorin bezeugen. Das Buch ist intelligent strukturiert: Es gibt neun Kapitel mit geografischen oder thematischen Schwerpunkten: „Denk ich an Deutschland in der Nacht…“, „Bigger Than Life“ (zehn Porträts zum Umfeld des Hollywoodfilms), „Zwei oder drei Dinge, die ich von der Nouvelle vague weiß“, „Anarchie und Utopie“, „Frauenkino“, „Krieg und Politik“ (mit einem Essay über das Lebensgefühl in den Filmen von 1939), „New British Cinema und eine Prise Dogma“, „Wolkenreiter, Regenmacher…Martial Arts und Samurais“ (China, Japan), „Amor, Amor“. Dazu vier Spezial-Kapitel über Eric Rohmer, Jane Campion, Ang Lee und Pedro Almodóvar. Ausgespart sind die Interviews aus den drei Jahrzehnten. Es gibt für mich zahlreiche Lieblingstexte, dazu gehören gleich am Anfang die Rekonstruktionen zu Mord, Sitte und Kunst in den fünfziger Jahren („Wer hat Angst vor Rosemarie Nitribitt?“), der Essay „Alfred Hitchcock und die Frauen“, die Porträts von Giulietta Masina und Ulrike Ottinger, der Nachruf auf Joris Ivens und das Almodóvar-Spezial. Marli Feldvoß ist neugierig, schreibt unprätentiös und hat politische Überzeugungen. Gute Voraussetzungen für so eine Textsammlung. 94 Abbildungen. Mehr zum Buch: buecher_U_667_1/

Katastrophe und Kapitalismus

2013.KatastrophenIn den 1970er Jahren gab es eine erstaunliche Welle von disaster movies, beginnend mit AIRPORT (1970) von George Seaton, endend mit METEOR (1979) von Ronald Neames. Sie gelten als Initialzündung des Blockbuster-Prinzips, waren mit großen Stars besetzt und endeten nicht mit dem Weltuntergang. Mit einer neuen Welle des Katastrophenfilms sind wir seit 2007 konfrontiert; ich nenne nur fünf Titel: I AM A LEGEND (2007) von Francis Lawrence, THE HAPPENING (2008) von M. Night Shyamalan, 4:44 LAST DAY ON EARTH (2011) von Abel Ferrara, MELANCHOLIA (2011) von Lars von Trier, WORLD WAR Z (2013) von Marc Forster. Sie enden in der Regel mit dem Ende der Menschheit/der Welt, sie sind globaler konzipiert und teilen sich in Blockbuster-Titel und in Arthouse-Filme. 2008 wurde mit der Insolvenz der Lehman-Bank die weltweite Finanzkrise offenbar. Zu den Visionen vom Weltuntergang kamen die Apokalypsen vom Gelduntergang. Und Naturkatastrophen begleiteten das Weltgeschehen: der Tsunami in Thailand 2004, der Hurrikan Katrina im Süden der USA 2005, das Erdbeben von Fukushima 2011. Jan Distelmeyer (*1969), Professor für Mediengeschichte in Potsdam, versucht in seinem Essay, mit viel theoretischen Bezügen Zusammenhänge zwischen diesen Phänomenen herzustellen. Er verweist auf Texte und Sprachbilder im deutschen und amerikanischen Journalismus, nimmt sich die Kapitalismuskritik in der ökonomischen und philosophischen  Literatur vor und navigiert uns mit überraschenden Assoziationen durch den theoretischen Überbau. Das ist manchmal sehr summarisch, liest sich aber – vor allem im zweiten Teil – recht spannend, auch wenn der Katastrophenfilm dann eigentlich zu kurz kommt. Mehr zum Buch: 44&products_id=408

Ein Buch von Peter Nau

2013.NauSein legendäres Buch „Zur Kritik des Politischen Film“ erschien vor 35 Jahren bei DuMont. Zuletzt publizierte er vor drei Jahren bei Stroemfeld/Roter Stern einen Text über “Die Filme von Reinhard Kahn und Michel Leiner“, die kaum jemand kennt. Peter Nau (*1942) hat sich immer für das Entlegene interessiert und darüber mit einer besonderen, poetischen Zuneigung geschrieben. In der „Filit“-Reihe des Verbrecher Verlages ist jetzt ein kleiner Band mit „Miniaturen“ erschienen: das sind jeweils 30 Zeilen über einen Film, ein Erlebnis, eine Person. In den 32 Texten geht es um einen Ausflug nach Spindlersfeld, einen Prozess in Moabit, einen Geburtstag in Kladow, um acht Filme von Konrad Wolf (damit ist er so etwas wie ein Zentrum), um vier Filme von Thomas Heise und zwei Filme von Jürgen Böttcher, um Kurt Maetzigs EHE IM SCHATTEN (1947), Victor Vicas’ WEG OHNE UMKEHR (1953), Helmut Käutners himmel ohne sterne (1955), Gerhard Kleins DER FALL GLEIWITZ (1959), Alexander Kluges ABSCHIED VON GESTERN (1966), Egon Günthers DIE SCHLÜSSEL (1972), um Erwin Geschonneck (1906-2008), um einen 1. Mai, Ahrenshoop, Lichtenberg und Treptow, um die Filme MMH (1981) von Karl Heil, AUSZEIT (2006) von Jules Herrmann, ELEKTROKOHLE (VON WEGEN) (2009) von Uli M. Schueppel, AN DER SAALE HELLEM STRANDE (2010) von Helga Storck und Peter Goedel. Eingerahmt werden diese Miniaturen von einer Begegnung mit Jürgen Böttcher in dessen Haus in Karlshorst und einer Erinnerung an die November-Retrospektiven von Peter Nau zum Neuen Deutschen Film im Arsenal, damals noch in der Welserstraße. In den Texten gibt es philosophische, literarische und filmische Momente. Wenn man sie liest, kommt man zu einer inneren Ruhe. Der Titel des Buches zitiert einen Film von Gerhard Lamprecht aus dem Jahr 1946 und einen schönen Text von Peter Nau zum 100. Geburtstag von Gerhard Lamprecht aus dem Tagesspiegel vom 5. Oktober 1997, der leider nicht im Netz steht. Auf dem Titel erkennt man Ivan Desny in WEG OHNE UMKEHR. Mehr zum Buch: book/detail/705

Die Hamburger Schulen

Hißnauer-Wegmarken-9783867643870_CUFür die Geschichte des westdeutschen Dokumen-tarfilms gibt es wegweisende Institutionen. Man spricht zum Beispiel von der „Stuttgarter Schule“ des Süddeutschen Rundfunks der 1960er und 70er Jahre. Die zentrale Rolle Im Bereich des Dokumentarfilms (und des realistischen Fernsehspiels) in den ersten Jahrzehnten unseres Fernsehens darf der Norddeutsche Rundfunk für sich beanspruchen. Sie entwickelte sich über drei Generationen, und deshalb sprechen die beiden Autoren Christian Hißnauer und Bernd Schmidt mit Recht von den „Hamburger Schulen“. Sie erinnern zunächst an Peter von Zahn, Hans Walter Berg und Peter Schier-Gribowsky, an Carsten Diercks, Rüdiger Proske und Max Helmut Rehbein, die sich als Reporter betrachteten und thematisch orientiert waren (die erste Generation). Im Mittelpunkt der Publikation steht die zweite Generation, verkörpert in Klaus Wildenhahn und Eberhard Fechner, denen vom damaligen Leiter der Fernsehspielabteilung Egon Monk viele neue Möglichkeiten des Dokumentarfilms eröffnet wurden. Sie profitierten von den technischen Neuerungen des 16mm-Films mit Synchronton und den Vorbildern des amerikanischen cinema direct, richteten den Fokus auf die Arbeitswelt bzw. die deutsche Geschichte. Mit großer Genauigkeit analysieren Hißnauer/Schmidt Stil und Methoden von Wildenhahn und Fechner, referieren das Echo der Zuschauer und der Kritik. Die beiden Autoren haben gut recherchiert, auch wenn sie ihre Befunde manchmal etwas besserwisserisch formulieren. Am Ende des Fechner-Kapitels stehen Auszüge aus einem Nachruf von Horst Königstein. Inzwischen ist auch Königstein gestorben, der in diesem Buch als Exponent der „dritten Generation“, als Initiator des DokuDramas gewürdigt wird. Gut ausgewählte Fotos, umfangreiche Bibliografie. Band 25 der Reihe „Close Up. Schriften aus dem Haus des Dokumentarfilms“. Mehr zum Buch: 86488c7091bb6/

The Making of The Good War

2013.Good WarSebastian Haak (*1983) hat mit dieser Untersuchung am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt promoviert. Es geht um „Hollywood, das Pentagon und die amerika-nische Deutung des Zweiten Weltkriegs 1945-1962“. The Good War war für die Amerikaner in ihrem politischen und kulturellen Verständnis ein zentrales Ereignis, das natürlich auch die Themen vieler Filme beeinflusste. Es gab dabei eine zeitweise sehr intensive Zusammenarbeit zwischen den Hollywood-Studios und dem amerikanischen Verteidigungs-ministerium, es wurden Verbesserungsvorschläge für die Drehbücher gemacht und auch die fertigen Filme kommentiert. Haak hat für seine Arbeit eine beeindruckende Recherche geleistet. Ein eigenes kleines Kapitel handelt von der Zugänglichkeit und Verfügbarkeit des Archivmaterials, wobei die Militärakten (public domain) natürlich zugänglicher und eigentlich auch informativer sind als die Studiounterlagen. Sechs Filme stehen im Zentrum des Textes: THE BEST YEARS OF OUR LIVES (1946) von William Wyler, BATTLEGROUND (1949) von William A. Wellman, SANDS OF IWO JIMA (1949) von Allan Dwan, THE YOUNG LIONS (1958) von Edward Dmytryk nach dem Roman von Irwin Shaw, THE NAKED AND THE DEAD (1958) von Raoul Walsh nach dem Roman von Norman Mailer und  THE LONGEST DAY (1962) von Ken Anakin, Andrew Marton und Bernhard Wicki. Haak geht auf diese Filme sehr genau ein, schildert vor allem die Auseinandersetzungen zwischen Ministerium und Filmstudios, die am heftigsten bei THE LONGEST DAY stattfanden. Die hohe Wertschätzung des Good War durch die Amerikaner wirkte sich natürlich auch auf den anschließenden Kalten Krieg aus. Insofern haben wir es hier vor allem mit einer Historien- und Kulturanalyse der Fünfziger Jahre zu tun. Das Buch ist der Band 76 in der Reihe „Krieg in der Geschichte“ (KRiG), von der ich bisher noch nichts gehört hatte. Das Titelbild kombiniert eine Großaufnahme von Tom Hanks in SAVING PRIVATE RYAN (1998) mit einem kleinen Finalbild aus THE LONGEST DAY, im Vordergrund: Robert Mitchum. Mehr zum Buch: titel/978-3-506-77693-8.html