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17. Juli 2013

Katastrophe und Kapitalismus

2013.KatastrophenIn den 1970er Jahren gab es eine erstaunliche Welle von disaster movies, beginnend mit AIRPORT (1970) von George Seaton, endend mit METEOR (1979) von Ronald Neames. Sie gelten als Initialzündung des Blockbuster-Prinzips, waren mit großen Stars besetzt und endeten nicht mit dem Weltuntergang. Mit einer neuen Welle des Katastrophenfilms sind wir seit 2007 konfrontiert; ich nenne nur fünf Titel: I AM A LEGEND (2007) von Francis Lawrence, THE HAPPENING (2008) von M. Night Shyamalan, 4:44 LAST DAY ON EARTH (2011) von Abel Ferrara, MELANCHOLIA (2011) von Lars von Trier, WORLD WAR Z (2013) von Marc Forster. Sie enden in der Regel mit dem Ende der Menschheit/der Welt, sie sind globaler konzipiert und teilen sich in Blockbuster-Titel und in Arthouse-Filme. 2008 wurde mit der Insolvenz der Lehman-Bank die weltweite Finanzkrise offenbar. Zu den Visionen vom Weltuntergang kamen die Apokalypsen vom Gelduntergang. Und Naturkatastrophen begleiteten das Weltgeschehen: der Tsunami in Thailand 2004, der Hurrikan Katrina im Süden der USA 2005, das Erdbeben von Fukushima 2011. Jan Distelmeyer (*1969), Professor für Mediengeschichte in Potsdam, versucht in seinem Essay, mit viel theoretischen Bezügen Zusammenhänge zwischen diesen Phänomenen herzustellen. Er verweist auf Texte und Sprachbilder im deutschen und amerikanischen Journalismus, nimmt sich die Kapitalismuskritik in der ökonomischen und philosophischen  Literatur vor und navigiert uns mit überraschenden Assoziationen durch den theoretischen Überbau. Das ist manchmal sehr summarisch, liest sich aber – vor allem im zweiten Teil – recht spannend, auch wenn der Katastrophenfilm dann eigentlich zu kurz kommt. Mehr zum Buch: 44&products_id=408