Westwärts

Im November fanden in Hamburg das 18. Cinefest und der 34. Internationale Filmhistorische Kongress statt. Thema: Osteuropäische Filmschaffende in Westeuropa. Der Katalog, redaktionell verantwortet von Olaf Brill und Jörg Schöning, enthält Porträts von Marija Leiko, Lya Mara, Anna Sten, Johannes Guter, André Andrejew und Igor Luther, 26 Einführungen zu einzelnen Filmen, ein kleines Wanderer-Lexikon von Hans-Michael Bock und sechs Texte zum Thema: Russische Filmkünstler im deutschsprachigen Film 1917-1933 (Autor: Olaf Brill), Ostler, die vom Westen kamen – Regiekarrieren im Nationalsozialismus (Jörg Schöning), Vom Münchner Abkommen bis zum Prager Frühling – Wellen des tschechischen Filmexils (Tereza Czesany Dvorakova), Slatan Dudow bei der DEFA (René Pikarski), Osteuropäische Filmschaffende im Film der Bundesrepublik (Olaf Brill). Mit einer Einführung von Hans-Michael Bock. Coverabbildung: DER MÖRDER DIMITRI KARAMASOFF. Mehr zum Buch: ISBN=9783967076738#.Ya-DAy9XZHc Im kommenden November wird die Dokumentation der Veranstaltung erscheinen.

Karlsruhe als Filmkulisse

Karlsruhe ist die drittgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Sie hat eine erstaunliche mediale Präsenz. Dies dokumentiert das Buch von Oliver Langewitz und Nadine Knobloch. 31 Filme aus den vergangenen 60 Jahren, die in Karlsruhe gedreht wurden, werden detailliert beschrieben, beginnend mit MEINE FRAU FÜR EINE STUNDE (1960) von Eduard von Borsody, endend mit RÄUBERHÄNDE (2020) von Ilker Çatak. Darunter sind auch ALLEIN UNTER FRAUEN von Sönke Wortmann, KASPAR HAUSER von Peter Sehr, DIE MORAL DER RUTH HALBFASS von Volker Schlöndorff, DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN von Maren Ade, GLÜCKSKIND von Michael Verhoeven und IN DEN GÄNGEN von Thomas Stuber. Zwölf Gespräche mit den Regisseuren Volker Schlöndorff, Achim Bornhak, Burghard Feige, Ilker Catak, Dietrich Brüggemann, der Regisseurin Nina Franoszek, der Film-Commision-Leiterin Simone Schmidt, dem Stunt-Koordinator Marko König, dem Aufnahmeleiter René von Bodisco, dem Special-Effects-Koordinator Gerd Nefzer, der Szenenbildnerin Silke Buhr, dem Tatort-Forscher Stefan Scherer begleiten uns durch den Band. Zwölf TATORTE wurden teilweise in Karlsruhe gedreht, drei aus den 70er und 80er Jahren spielen in der Stadt. Die Einführung des Autorenduos „Architektur und Filmraum“ ist sehr informativ. Das Buch insgesamt gibt einen tiefen Einblick in die Struktur der Stadt mit dem Blick hinter die Filmkulissen. Mehr zum Buch: home/Karlsruhe-als-Filmkulisse-p395678523

BE NATURAL (2019)

Sie war die erste Filmregisseurin der Welt. Alice Guy (1873-1968) drehte 1896 ihren ersten Film, LA FÉE AUX CHOUX, und realisierte in den folgenden 25 Jahren als Autorin, Produzentin und/oder Regisseurin über 700 kurze Filme. Pamela Green hat vor zwei Jahren den Dokumentarfilm BE NATURAL über sie gedreht, der jetzt auf DVD erschienen ist. In einer fast eyperimentellen Montage sehen wir Ausschnitte aus Filmen von Alice Guy, verbunden mit heutigen Aufnahmen der Drehorte, hören Zitate von prominenten Filmleuten wie John Bailey, Geena Davis, Julie Delpy, Ben Kingsley und begegnen der Filmemacherin in Interviews, die sie Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre gegeben hat. Den Kommentar des Films spricht Jodie Foster. 100 spannende Minuten, ein wichtiger Beitrag zur Filmgeschichte und ein schönes Weihnachtsgeschenk. Mehr zur DVD: https://filmperlen.com/filme/be-natural/

Der blaue Vorhang

Isadora Duncan (1877-1927) hat die Welt des Tanzes radikal verändert. Sie lehnte das klassische Ballett ab und wurde zu einer Protagonistin des solistischen Ausdruckstanzes mit Bezügen zur Antike. Ihre Auftritte begannen meist barfuß vor einem blauen Vorhang. Das Publikum konzentrierte sich auf ihre Bewegungen und die Klänge der Musik. Geboren ihren Amerika, hatte sie ihre großen Erfolge in London, Paris, Berlin und Moskau. Sie gründete 1904 zusammen mit ihrer Schwester eine Tanzschule in Berlin, wechselte mehrfach ihre Lebenspartner, verlor 1913 zwei Kinder bei einem Autounfall in Paris, arbeitete während des Ersten Weltkriegs in Ascona und danach vor allem in Moskau, Berlin und Paris. Sie starb 50jährig bei einem Autounfall in Nizza. Barbara Sichtermann und Ingo Rose erzählen in ihrer Romanbiografie das Leben von Isadora Duncan höchst spannend, wir begleiten die Protagonistin zu den unterschiedlichen Schauplätzen und nehmen teil an den künstlerischen Erfolgen und persönlichen Ereignissen. Ein sehr lesenswertes Buch und ein schönes Weihnachtsgeschenk für kulturell interessierte Menschen. Mehr zum Buch: der-blaue-vorhang.html

Romy spielt sich frei

Gibt es nicht schon genug Romy Schneider-Biografien? Seit ihrem Tod vor 39 Jahren sind rund zwanzig Bücher über ihr Leben, ihre Filme und ihr Sterben erschienen. Auch Günter Krenn hat bereits zwei Bücher über Romy publiziert: eine Biografie 2008 und das Amour-fou-Buch „Romy & Alain“ 2013, beide im Aufbau-Verlag. In seinem neuen Werk beschreibt er „Glanz und Tragik einer Schauspielerdynastie“. Das erste Kapitel ist der Familie von Rosa Albach-Retty, Romys Großmutter, gewidmet, das zweite ihrer Mutter, Magda Schneider, die 1996 gestorben ist. Im dritten, umfangreichsten Kapitel wird Romys Leben erzählt, das private und das berufliche, die Veränderungen nach dem Wechsel ins französische Umfeld, die Zusammenarbeit mit großen Regisseuren, Romys Tod und die Zeit danach. Krenn ist ein hervorragender Rechercheur, er hat in den Archiven einige neue Dokumente entdeckt, sein Text verbindet sich mit zahlreichen Abbildungen, die man nicht schon alle kennt. Ein interessantes Buch über drei starke Frauen und ein schönes Weihnachtsgeschenk. Mehr zum Buch: romy-spielt-sich-frei.html

Filmkalender 2022

Der Filmkalender aus dem Schüren Verlag ist ein schöner Begleiter durchs Jahr. Alle wichtigen Personen aus der Film- und Fernsehwelt werden an den 365 einzelnen Tagen mit ihrem Geburts- oder Todes-datum gewürdigt. So können am 14. Februar Alexander Kluge und am 1. November Edgar Reitz ihren 90. Geburtstag feiern, ihren 80. Margarethe von Trotta (21. Februar), Werner Herzog (5. September) und Rosa von Praunheim (25. November). Zu erinnern ist anlässlich ihres 100. Geburtstags an Doris Day (3. April), Christopher Lee (27. Mai), Judy Garland (10. Juni) und Ava Gardner (24. Dezember). Fünf Texte im Filmkalender sind speziellen Filmen gewidmet: der Coming-of-Age-Komödie FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (uraufgeführt vor 40 Jahren), dem Erotic-Thriller BASIC INSTINCT von Paul Verhoeven (1992), dem Polit-Thriller THE MANCHURIAN CANDIDATE von John Frankenheimer (1962), dem Horrorfilm POLTERGEIST von Tobe Hooper (1982) und dem Mafia-Film THE GOODFATHER von Francis Ford Coppola (1972). Neun Texte gratulieren zum Geburtstag: von François Truffaut (6. Februar 1932), Seth Rogen (15. April 1982), Harrison Ford (13. Juli 1942), Joel Silver (14. Juli 1952), Michelle Yeoh (6. August 1962), Idris Elba (6. September 1972), Edgar Reitz (s.o.) und Jodie Foster (19. November 1962). Die Texte stammen von Daniel Bickermann, Nils Bothmann, Maxi Braun, Robert Cherkowski, Thorsten Hanisch, Alexander Scholz, Andrea Szuka und Carsten Tritt. Der Anhang enthält ein Adressenverzeichnis wichtige Institutionen und eine Übersicht über internationale Festivals. Coverfoto: Seth Rogen. Ein kleines Buch zum Verschenken an Filmfans. Mehr zum Buch: 695-filmkalender-2022.html

Marlene Dietrich: Die Kleider ihres Lebens

Am 27. Dezember ist ihr 120. Geburtstag zu feiern. Man kann dann ihr Grab auf dem Friedhof in der Schöneberger Stuben-rauchstraße besuchen, einen ihrer Filme anschauen, die fast alle auf DVD zugänglich sind, oder das Buch von Gabriele Katz lesen, in dem die Kleider ihres Lebens beschrieben werden. Sie verkörperte über Jahrzehnte Glamour, Eleganz und Perfektion. In ihrem Nachlass, der von der Deutschen Kinemathek verwahrt wird, befinden sich mehr als 3.000 Kleidungsstücke aus ihren Filmen und ihrem Privatleben. Die Autorin, professionell im Verfassen von Biografien, erzählt Marlene Dietrichs Leben in einem Wechselspiel zwischen Ereignissen und Filmen, sie erinnert an Pailettenkleider und Herrenzüge, an Kopfbedeckungen und Schuhe, an Strapse und Uniformen. Ihre Quellen sind zeitgenössische Fotos, die Filme und die MD-Biografien speziell von Steven Bach, Maria Riva und Werner Sudendorf. Mehr als 700 Quellenverweise fundieren den Text, zahlreiche Abbildungen konkretisieren ihn. Ein schönes Weihnachtsgeschenk nicht nur für Marlene Dietrich-Fans. Mehr zum Buch: Marlene%20Dietrich/#prettyPhoto

James Stewart: Western-Box

Er war einer der großen Stars des US-amerikanische Films. Vor vierzig Jahren hat ihm die Kinemathek eine Hommage gewidmet, er kam nach Berlin und war der Liebreiz in Person. James Stewart (1908-1997) spielte Hauptrollen in mehr als zwanzig Western. Koch Media hat jetzt eine Box mit sechs Blu-rays veröffentlicht. Zu sehen sind: BEND OF THE RIVER (1952), THE FAR COUNTRY (1954) und THE MAN FROM LARAMIE (1955) von Anthony Mann, NIGHT PASSAGE (1957) von Ralph Nelson, TWO RODE TOGETHER (1961) von John Ford und THE RARE BREED (1966) von Andrew V. McLaglen. Vor allem die drei Filme von Anthony Mann und TWO RODE TOGETHER, der erste Film, den Stewart mit John Ford drehte, sind herausragend und gehören zu den Höhepunkten der Westerngeschichte. Insgesamt 580 Minuten ist man mit James Stewart im Westen unterwegs. Zu den Extras gehören die 4k-Neuabtastung von THE MAN FROM LARAMIE, Restaurations-Varianten von THE FAR COUNTRY, ein Booklet und historische Trailer. Eine Weihnachtsüberraschung für Westernfans. Mehr zur Box: james_stewart_western_box_6_blu_rays/

Georg Stefan Troller zum 100. Geburtstag

Heute kann Georg Stefan Troller seinen 100. Geburtstag feiern. Und wer daran teil-nehmen will, sollte sein neues Buch: „Meine ersten 100 Jahre“ lesen. Es wird vermutlich sein letztes sein. Es vermittelt „Imaginäre Gespräche“, Erinnerungen an die Comics seines Lebens, einiges über das Pariser Journal, ein Gespräch zwischen Troller, der Schauspielerin Hanna Schygulla und dem Schriftsteller Peter Stephan Jungk, Notizen aus dem Leben eines Trilinguisten, Anmerkungen zu Trollers Tierleben und Zitate aus dem Film AUSLEGUNG DER WIRKLICH-KEIT von Ruth Rieser, der am kommenden Montag von 3sat ausgestrahlt wird. Vor zwanzig Jahren habe ich ein Gespräch mit Georg Stefan Troller auf der Leipziger Buchmesse moderiert. Seither haben wir eine fast freundschaftliche Verbindung. Regelmäßig kam er zu den Mitgliederversammlungen der Akademie der Künste, nur in diesem Jahr hat er sich die Reise nicht mehr zugemutet. Es ist seine Stimme, die ich im Ohr habe, es sind seine Texte, die ich lese oder höre, es ist seine Person, die ich bewundere. Ich gratuliere ihm zum Geburtstag und verneige mich. Mehr zum Buch: meine-ersten-100-jahre/hnum/10732294 Auch als Weihnachtsgeschenk gut geeignet.

Hell strahlt die Dunkelheit

Ethan Hawke ist ein promi-nenter Filmschauspieler, war mehrfach für den Oscar nominiert, führt gelegentlich auch Regie und schreibt Romane. „Hell strahlt die Dunkelheit“ ist bereits sein vierter. Es gibt inhaltlich Parallelen zum Leben des Autors. Der Ich-Erzähler William Harding ist Schau-spieler und kehrt aus Kapstadt nach New York zurück. Der Taxifahrer, eigentlich ein Fan seiner Filme, kritisiert ihn heftig, dass er in Südafrika seine Frau, die Pop-Sängerin Mary, betrogen habe. Die Medien berichten darüber. Harding wirkt leicht angeschlagen, lässt sich ins Hotel bringen, am nächsten Tag beginnen zu Theaterproben zu Shakespeares „Henry IV.“. Der Roman lässt uns an den Proben und sechs Wochen lang an den Aufführungen teilnehmen und schildert Hardings Begegnungen mit seinen zwei Kindern, die von der Trennung der Eltern profitieren. Das alles wird mit großer Emotion erzählt, die Dialoge sind pointiert, die Theaterbühne und das Hotel Mercury haben eine starke Präsenz, New York ist mehr als eine Kulisse. Natürlich sind die Parallelen zu Hawkes realem Leben, seine Trennung von der Ehepartnerin Uma Thurman, mit der er zwei Kinder hat, unüber-sehbar, aber sie spielen bei der Lektüre keine wichtige Rolle, weil die literarischen Qualitäten des Romans dominieren. Ein schönes Weihnachtsgeschenk nicht nur für Fans von Ethan Hawke. Mehr zum Buch: hell-strahlt-die-dunkelheit-9783462001655