Charlie Chaplin

Die Biografie von Chaplin (1889-1977) erzählt als Graphic Novel. Der Text stammt von Laurent Seksik, die Bilder hat David François gezeichnet. Es beginnt mit der Überfahrt von England nach Amerika im Oktober 1912. In Rückblenden werden Momente der Kindheit und Jugend skizziert. Sein Vater starb 1901 an Alkoholsucht, seine Mutter wurde 1905 für geisteskrank erklärt, sein älterer Bruder Sidney kümmerte sich um ihn. Bei dem Pantomimen Fred Karno lernte er Grundlegendes, trat in London auf der Bühne auf, gab erste Gastspiele in den USA, wo 1915 seine Filmkarriere begann. Der Produzent Mack Sennett nahm ihn unter Vertrag, dann wechselte er zu Mutual Films und kam schließlich zu First National. A DOG’S LIFE und SHOULDER ARMS (1918) wurden zu enormen Erfolgen. Mit THE KID begannen die Zwanziger Jahre, ab 1923 drehte er nur noch für die von ihm mitbegründete Firma United Artists. THE GOLDRUSH (1925) wurde international ein Höhepunkt für ihn. Mit CITY LIGHTS (1931) reist er nach Europa, wo er in London Mahatma Gandhi traf, und nach Deutschland. Hier führte er ein Gespräch mit Albert Einstein über die Zukunft des Landes und die Rolle von Adolf Hitler. MODERN TIMES (1936) war sein nächster Film, gefolgt von THE GREAT DICTATOR (1940), einer Satire auf Hitler und den National-sozialismus. 1947 drehte er nach einer Idee von Orson Welles MONSIEUR VERDOUX und 1952 mit LIMELIGHT bereits so etwas wie ein Alterswerk. In der Graphic Novel werden die Hintergründe dieser Produktionen gezeigt. Eine wichtige Rolle spielte in Amerika der Geheimdienst FBI, dessen Chef Edgar Hoover zu einem Gegenspieler von Chaplin wurde, denn ideologisch wurde der Regisseur und Schauspieler den Kommunisten zugeordnet. Als er 1952 zur Premiere von LIMELIGHT nach London fuhr, wurde ihm die Rückkehr nach Amerika verwehrt. Er siedelte sich in der Schweiz an. Unterschiedliche Frauen haben ihn in seinem Leben begleitet. Sie wirken im Comic oft wie Karikaturen. Die Biografie endet mit der Verleihung des Ehren-Oscars 1972 in Hollywood. Die Lektüre des Buches ist sehr spannend. Mehr zum Buch: knesebeck-verlag.de/charlie_chaplin/t-1/1084

Found Foto-Film

Eine Dissertation, die an den Universitäten Freiburg und Hildesheim entstanden ist. Charlotte Praetorius untersucht darin die Aneignungen analoger Fotografie im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm. Vier Kapitel strukturieren den Text: 1. Materialität und Re-Auratisierung. Über das Finden, Aneignen und Konservieren. 2. Recherche, Historizität und Fiktion. Strategien der Narra-tivierung von fotografischem Material. 3. Mise en Scène, Anordnung, Positionierung und Inszenierung des fotografischen Materials. 4. Medien- und Material-verhältnisse im Essay- und Found-Foto-Film. Schlüsselfilme in den Analysen sind NO PASARÁN, ALBUM SOUVENIR (2007) von Henri-François Imbert, THE HOST (2016) von Miranda Penell, FINDING VIVIAN MAIER (2013) von John Maloof und Charlie Siskel, MEIN LEBEN TEIL 2 (2003) von Angelika Levi, PRINTED MATTER (2011) von Eitan Efrat und Sirah Feighel Brutmann, WHY COLONEL BUNNY WAS KILLED (2010) von Miranda Penell, ULYSSE (1982) von Agnés Varda, LA JETÉE (1962) von Chris Marker, PORTRÄT EINER BEWÄHRUNG (1964) von Alexander Kluge, A STORY FOR THE MODLINS und A COMPANY IN GREECE (2013) von Eva Hegge, NOVEMBER (2004) von Hito Steyerl, KIRIK BEYAZ LALELER (2013) von Aykan Safoglu. Die Beschreibungen sind anschaulich, Abbildungen in guter Qualität konkretisieren den Text. Ein Basiswerk zum Dokumentarfilm. Mehr zum Buch: buechner-verlag.de/buch/found-foto-film/

Adaption und Analyse

Drei Romane von Erich Maria Remarques werden in diesem 100-Seiten-Buch in unter-schiedlichen Kontexten erschlossen. Marc Hieger schreibt über die filmische Adaption des Romans „Drei Kameraden“: THREE COM-RADES (1938) von Frank Borzage erzählt die Geschichte der Heimkehr der drei Soldaten Erich, Otto und Gottfried nach Kriegsende, die versuchen, eine neue Existenz aufzubauen. Erich verliebt sich in die junge mittellose Patricia, die aber an Lungentuberkulose erkrankt ist und am Ende stirbt. Auch Gottfried verliert sein Leben. Erich und Otto wandern nach Südamerika aus. Die Hauptrollen im Film spielen Robert Taylor, Margaret Sullivan, Franchot Tone und Robert Young. Hiegers Text ist ein informativer Vergleich von Roman und Film. Barbara Pogonowska analysiert den Roman „Der Himmel kennt keine Günstlinge“. Die Liebesgeschichte zwischen einem Rennfahrer und einer Krankenhauspatientin erschien zuerst in der Zeitschrift „Kristall“ und 1961 als Buch. Ihre literarischen Qualitäten liegen vor allem in der motivischen Verknüpfung von Reisen und Sterben. Ungewöhnlich ist die dritte Adaption eines Werkes von Remarque: Yang Yilin, Yang Kaili und Bing Liang haben den Roman „Arc de Triomphe“ zu einem Comic gestaltet. Er erschien 1998 und wird hier erstmals außerhalb der VR China veröffentlicht. Der Herausgeber des Buches, Thomas F. Schneider, ist Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums. Mehr zum Buch: ruprecht-verlage.com/detail/index/sArticle/58151

Filmbuch des Jahres

Dies ist mein Filmbuch des Jahres 2022. Sieben Kapitel strukturieren den Band, sie periodisieren die Dokumentar-filmgeschichte in die Phasen 1. Die Anfänge im Kaiserreich (1895-1918), 2. Weimarer Republik (1918-1933), 3. „Drittes Reich“ (1933-1945), 4. Nachkriegszeit, Wiederaufbau und Kalter Krieg (1945-1960/61), 5. Bundesrepublik Deutschland – BRD (1960/61-1990), 6. Deutsche Demokratische Republik – DDR (1960/61-1990), 7. Von der „Wende“ und Wiedervereinigung 1989/90 bis zur Gegenwart. Ein abschließendes Kapitel „Strategie der Blicke – der Dokumentarfilm im Wechsel der Gesellschaftsformen, Medientechnologien, Ideologien und politischen Diskurse“ summiert die Erkenntnisse aus heutiger Perspektive. Das Buch von Peter Zimmermann beeindruckt durch seine Faktendichte, seine Bewertung der Filme und die präzise Darstellung der politischen Hintergründe, die für den Dokumentarfilm von besonderer Bedeutung sind. Der Autor, mit dem „Haus des Dokumentarfilms“ in Stuttgart eng verbunden, hat durch viele Vorarbeiten die Basis für dieses Buch geschaffen, das für kommende Zeit ein Standardwerk bleiben wird. Der Bundeszentrale für politische Bildung gebührt Dank dafür, dass sie es publiziert hat. Der Verkaufspreis (7,00 €) ist sensationell. Mehr zum Buch: zeitbilder/345951/dokumentarfilm-in-deutschland/

35 Millimeter: Paramount Pictures

Zu Weihnachten ist das 48. Heft des Retro-Filmmagazins 35 Millimeter erschienen. Schwer-punktthema sind diesmal die Paramount Pictures. In 13 Texten geht es um Genres, Schauspielerinnen und Schau-spieler, Regisseure und einzelne Filme. Clemens Williges eröffnet mit einer Wiedergutmachung an Cecil B. DeMille, der von der Filmgeschichtsschreibung weitgehend unterschätzt wurde. Robert Zion porträtiert Gloria Swanson, Hollywoods erste Glamour Queen. Lars Johansen beschäftigt sich mit den Paramount-Jahren der Marx-Brothers. Von Tonio Klein stammen drei Texte: er erinnert an Ida Lupinos Anfänge bei Paramount, verneigt sich vor Carole Lombard & Fred MacMurray und richtet seinen Blick auf den Regisseur William Wyler. Carsten Henkelmann schreibt über den ganz besonderen Touch von Ernst Lubitsch bei Paramount. Bernward Knappik würdigt den Regisseur Mitchell Leisen. Nils Gampert informiert über Fritz Langs MINISTRY OF FEAR (1944). Matthias Merkelbach gibt einen Überblick über den Film Noir bei Paramount. Robert Zion befasst sich mit den „Pine-Thomas-Productions“, Paramounts B-Film-Abteilung. Bei Marco Koch geht es um die Regiearbeiten von Jerry Lewis bei Paramount. Carsten Henkelmann beendet die Titeltexte mit Informationen über „VistaVision vs. Cinemascope vs. Besucherschwund“. Auf zehn Seiten gibt es Blu-ray-, DVD- und Buchkritiken mit einer speziellen Würdigung der ultimativen Edition von IM WESTEN NICHTS NEUES (1930) von Capelight Pictures. Bernward Knappik entdeckt den unbekannten Basken in Hollywood, Harry d’Abbadie d’Arrast. Christian Genzel hat ein Gespräch mit dem Filmkritiker Olaf Möller geführt, bei dem R. A. Stemmles BERLINER BALLADE (1948) im Zentrum steht. Frank Hoyer feiert 100 Jahre 16mm-Format. Sigrid Weitemeyer hat mit der Kuratorin Johanne Hoppe über Asta Nielsen gesprochen. Clemens Williges erinnert an den vergessenen Film HILDE WARREN UND DER TOD (1917) von Fritz Lang. 80 interessante Seiten aus 70 Jahren Kinogeschichte. Mit vielen Abbildungen in bester Qualität. Coverfoto: Marlene Dietrich. Das nächste Heft erscheint im März und ist dem Thema Film in Mittel- und Osteuropa gewidmet. Mehr zur Zeitschrift: produkt/35-millimeter-48-dezember-2022/

Filmblatt 79/80

Das Filmblatt von CineGraph Babelsberg ist diesmal wieder eine Doppelnummer. Drei Filme werden wiederentdeckt: Christian Rogowski informiert über das Filmemachen im Schatten der Shoah in Thomas Braschs DER PASSAGIER – WELCOME IN GERMANY (1988), Tilman Schumacher sieht in Herbert Achternbuschs DAS LETZTE LOCH (1981) Geschichtsverdrängungen als Gegenwartszumutungen, Wolfgang Jacobsens Notate zu Wolfgang Liebeneiners Film ZIEL IN DEN WOLKEN (1938) verweisen auf kaschierte Vernichtungsgier. – Amber Moyles hat die Materialien zu Jerry Lewis‘ unvollendetem Film THE DAY THE CLOWN CRIED (1971-73) im Archiv der Deutschen Kinemathek gesichtet. Ralf Foster befasst sich mit KZ-Gedenkstättenfilmen aus der DDR: „Gelenkte Erinnerung“. Christoph Fuchs äußert sich zu Moral und Mathematik in den Verfilmungen des Kriminaldramas „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr: THY NAME IS WOMAN (1924) von Fred Niblo, DER WEIBSTEUFEL (1951) von Wolfgang Liebeneiner und GRENZ-GÄNGER (2012) von Florian Flicker. Philipp Stiasny bespricht neun Bücher zur Kinogeschichte in NRW, im Saarland, in Pforzheim, Wuppertal, Bielefeld, Watzenborn-Steinberg, im Schaumburger Land, im Kanton Zürich und in Wien. Außerdem werden wieder DVDs und Filmbücher rezensiert. Lesenswert. Coverfoto: Auge Gottes Kino in Wien 1980. Mehr zur Zeitschrift: filmblatt-27-jg-nr-79-80-herbst-2022/

Avatar – The Way of Water

Der Film AVATAR von James Cameron kam 2009 in die Kinos und wurde zum weltweit erfolgreichsten Film aller Zeiten. Er spielte rund drei Milliarden Dollar ein. Jetzt ist die Fortsetzung zu sehen, AVATAR – THE WAY OF THE WATER. Wieder hat Cameron Regie geführt. Der Film dauert 193 Minuten, das Publikum reagiert positiv, die Kritiken sind zwiespältig. Bei Dorling Kindersley ist jetzt die Illustrierte Enzyklopädie zum Film erschienen. Sieben Kapitel strukturieren das Buch: 1. Familie Sully. 2. Der Omatikaya-Clan. 3. Die RDA. 4. Das Recomb-Programm. 5. RDA-Fahrzeuge. 6. Der Metkayina-Clan. 7. Der Ozean. Man staunt über die Landschaften und Figuren. Man sieht Hintergründe und interessante Konstellationen. Man entdeckt Details, die im Kino kaum zu erkennen sind. Und freut sich über die seltsamen Gesichter der Darsteller und Darstellerinnen Sam Worthington (Jake Sully), Zoe Saldana (Neytiri), Stephen Lang (Col. Quaritch) Britain Dalton (Lo’ak), Sigourney Weaver (Kiri/Dr. Grave Augustine), Jack Champion (Miles „Spider“ Sorocco), Kate Winslet (Ronal). Ein schönes Filmbuch. Mit einem Vorwort von Sigourney Weaver. Mehr zum Buch: avatar-the-way-of-water-die-illustrierte-enzyklopaedie-9783831044399

Frohe Weihnachten

Wir wünschen frohe Weihnachten

Hans Helmut Prinzler + Antje Goldau

Weihnachtsfilme lesen

In 13 Texten geht es um Fa-milienordnungen, Geschlechter-normen und Liebeskonzepte im Genre des Weihnachtsfilms. Claudia Liebrand untersucht Liebesdispositive in LOVE ACTUALLY (2003) von Richard Curtis. Annette Keck verbringt Weihnachten mit BRIDGET JONES’S DIARY (2001) von Sharon Maguire. Andrea Geier entdeckt märchenhafte Ordnun-gen in DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL (1973) von Václav Vorlicek. Irmtraud Hnilica befasst sich mit den Familienmodellen in MIRACLE ON 34TH STREET (1947 und 1994). Thomas Wortmann findet Jack Golds Weihnachtsfilm DER KLEINE LORD (1980) „unheimlich gut“. Nicolas Immer beschäftigt sich mit dem Tugendrigorismus in René Cardonas Weihnachtsgroteske SANTA CLAUS (1959). Helen-Dominique Höstlund sieht DIE WEIHNACHTSGESCHICHTE der Augsburger Puppenkiste als cultural performance. Michael Niehaus richtet seinen Blick auf den schwedischen Film EINE KLEINE WEIHNACHTSGESCHICHTE (1999). Irina Gradinari erlebt Horrorweihnachten in BLACK CHRISTMAS (1974) und SILENT NIGHT, DEADLY NIGHT (1984). Sandra Beck badet mit John McClane in DIE HARD (1988). Simon Sahner verortet die Serie ÜBERWEIHNACHTEN im Kontext von Kitsch, Nostalgie und Sexismus. Bei Peter Scheinpflug geht es um Subversionen von Weihnachten im deutschen Gegenwartsfilm. Roxanne Phillips verbindet die Horror-Komödie GREMLINS (1984) von Joe Dante mit dem Melodram IT’S A WUNDERFUL LIFE (1946) von Frank Capra. Viele Erkenntnisse zum Weihnachtsfilm mit zahlreichen Abbildungen. Mehr zum Buch: weihnachtsfilme-lesen/?number=978-3-8376-6424-9

Filmkalender 2023

Auch durch das kommende Jahr wird mich der Filmkalender des Schüren Verlages begleiten. Wichtige Personen aus der Film- und Fernsehwelt werden an den 365 Tagen mit ihrem Geburts- oder Todesjahr genannt. So kann man am 12. November den 100. Geburtstag von Loriot feiern, der leider vor elf Jahren gestorben ist. Fünf Texte im Kalender sind speziellen Filmen gewidmet: I WALKED WITH A ZOMBIE (1943) von Jacques Tourneur wurde richtungs-weisend für den Zombiefilm. Mit Akira Kurosawas Regiedebüt JUDO SAGA begann 1943 das Goldene Zeitalter des japanischen Films, 1953 legten Kenji Mizuguchi und Yasujiro Ozu ihre ersten Meisterwerke vor. IN THE NAME OF THE FATHER von Jim Sheridan wurde 1993 zu einem der erfolgreichsten Filme über den Nordirlandkonflikt. 1973 startet mit THE STING von George Roy Hill ein prägender Beitrag des Heist-Kinos. WESTWORLD (1973) von Michael Crichton ist beispielhaft für das ambivalente Verhältnis zwischen Menschen und Mensch-Maschinen im Film. Sieben Texte gratulieren zum Geburtstag: von Michael Mann (9. Februar 1943), Kathleen Kennedy (5. Juni 1953), Greta Gerwig (4. August 1983), Chris Hemsworth (11. August 1983), Roman Polanski (18. August 1933), Fatih Akin (25. August 1973) und Catherine Deneuve (22. Oktober 1943). Die Texte stammen von Daniel Bickermann, Nils Bothmann, Maxi Braun, Werner Busch, Robert Cherkowski, Thorsten Hanisch, Marc Hairapetian und Carsten Tritt. Der Anhang enthält ein Adressenverzeichnis wichtiger Institutionen und eine Übersicht über internationale Festivals. Coverfoto: Catherine Deneuve. Mehr zum Buch: programm/titel/734-filmkalender-2023.html