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15. Juli 2013

Die Hamburger Schulen

Hißnauer-Wegmarken-9783867643870_CUFür die Geschichte des westdeutschen Dokumen-tarfilms gibt es wegweisende Institutionen. Man spricht zum Beispiel von der „Stuttgarter Schule“ des Süddeutschen Rundfunks der 1960er und 70er Jahre. Die zentrale Rolle Im Bereich des Dokumentarfilms (und des realistischen Fernsehspiels) in den ersten Jahrzehnten unseres Fernsehens darf der Norddeutsche Rundfunk für sich beanspruchen. Sie entwickelte sich über drei Generationen, und deshalb sprechen die beiden Autoren Christian Hißnauer und Bernd Schmidt mit Recht von den „Hamburger Schulen“. Sie erinnern zunächst an Peter von Zahn, Hans Walter Berg und Peter Schier-Gribowsky, an Carsten Diercks, Rüdiger Proske und Max Helmut Rehbein, die sich als Reporter betrachteten und thematisch orientiert waren (die erste Generation). Im Mittelpunkt der Publikation steht die zweite Generation, verkörpert in Klaus Wildenhahn und Eberhard Fechner, denen vom damaligen Leiter der Fernsehspielabteilung Egon Monk viele neue Möglichkeiten des Dokumentarfilms eröffnet wurden. Sie profitierten von den technischen Neuerungen des 16mm-Films mit Synchronton und den Vorbildern des amerikanischen cinema direct, richteten den Fokus auf die Arbeitswelt bzw. die deutsche Geschichte. Mit großer Genauigkeit analysieren Hißnauer/Schmidt Stil und Methoden von Wildenhahn und Fechner, referieren das Echo der Zuschauer und der Kritik. Die beiden Autoren haben gut recherchiert, auch wenn sie ihre Befunde manchmal etwas besserwisserisch formulieren. Am Ende des Fechner-Kapitels stehen Auszüge aus einem Nachruf von Horst Königstein. Inzwischen ist auch Königstein gestorben, der in diesem Buch als Exponent der „dritten Generation“, als Initiator des DokuDramas gewürdigt wird. Gut ausgewählte Fotos, umfangreiche Bibliografie. Band 25 der Reihe „Close Up. Schriften aus dem Haus des Dokumentarfilms“. Mehr zum Buch: 86488c7091bb6/