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16. Juni 2016

Der asymmetrische Blick

2016.Asymetrischer BlickIn diesem Buch von Martin Blumenthal-Barby, Assistent Professor für German Studies an der Rice University in Houston/Texas, fügen sich sechs Aufsätze zu einem thematischen Diskurs über Filme, die direkt oder indirekt von Überwachung handeln. In den ersten beiden Essays geht es um Harun Farockis Installation GEGEN-MUSIK (2004) und seine Trilogie AUGE/MASCHINE I, II und III (2001-03). Dann steht in zwei Texten Michael Hanekes Film DAS WEISSE BAND (2009) im Mittelpunkt. In den letzten beiden Aufsätzen wird Fritz Langs Film DR. MABUSE, DER SPIELER (1922) analysiert. Die Zielrichtung seiner Untersuchung formuliert der Autor in seiner Einleitung: „Wenn es so etwas wie einen gemeinsamen Nenner für die in diesem Buch vorgelegten Interpretationen gibt, dann ist es die Tatsache, dass ‚Überwachung’ sich immer wieder darstellt nicht als Thema, das von einer sicheren Betrachterposition aus zu erörtern wäre, sondern als Erfahrung, die wir selbst machen, als Geschehen, mit dem wir uns befassen müssen. Statt als bloßer metonymischer Vertreter oder Platzhalter für das Anschauen von Filmen zu dienen, präsentiert sich Überwachung immer wieder als die Inszenierung diegetischer Momente und der entsprechenden Positionierung des Zuschauers. Immer wieder stellt sich die Frage, wie die Haltung des Zuschauers konkret formiert wird durch die verhandelten Aspekte von Überwachung – sei es mittels der Split-Screen-Ästhetik der ‚weichen Montage’ (bei Farocki), sei es durch Geschehnisse abseits der Kamera und lange Einstellungen (bei Haneke), sei es durch Arrangements von Schuss und Gegenschuss sowie durch Irisblenden (bei Lang).“ Eine interessante, theoretisch fundierte Lektüre. Mehr zum Buch: 978-3-7705-5935-0.html