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08. Juli 2018

Claude Lanzmann

Am vergangenen Donnerstag ist der Dokumentarfilmregisseur Claude Lanzmann im Alter von 92 Jahren in Paris gestorben. Im Mittelpunkt seines Lebenswerks steht der neuneinhalbstündige Film SHOAH (1985), in dem Zeitzeugen des Holocaust aus den Lagern und Ghettos in Auschwitz, Treblinka, Warschau und Vilnius von ihren Erlebnissen erzählen. Es gibt keine Archivbilder, aber Kamerafahrten von den Orten, an denen Jahrzehnte zuvor tausende Juden deportiert oder ermordet wurden. Lanzmann hat eine Autobiografie geschrieben, die 2010 vom Rowohlt Verlag publiziert wurde: „Der patagonische Hase“. Er war seit 1998 Mitglied unserer Sektion der Akademie der Künste, kam auch gelegentlich zu den Mitgliederversammlungen, an denen er sich aktiv beteiligte. Ich habe ihn sehr geschätzt.

Sein letzter Film entstand 2017. Aus bisher unveröffentlichtem SHOAH-Material montierte Lanzmann in VIER SCHWE-STERN Porträts der Holocaust-Überlebenden Ruth Elias, Ada Lichtman, Paula Biren und Hanna Marton. Eine schwangere Frau, die an den KZ-Arzt Josef Mengele geriet, eine junge Frau, die Ghettopolizistin in Lodz wurde, die Sobibor-Insassin, die beim Aufstand im Oktober 1943 fliehen konnte, und eine junge Ungarin, die durch Freikauf gerettet wurde, erzählen ihre Lebensgeschichten. Bei Absolut Medien ist der Film jetzt auf DVD erschienen. Beeindruckende 4 ½ Stunden, weil die Protago-nistinnen sich so gut erinnern. Mehr zur DVD: VIER+SCHWESTERN . Auch SHOAH in einer restaurierten Fassung und die SHOAH FORTSCHREIBUNGEN sind bei Absolut Medien als DVDs präsent.