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29. April 2015

Authentizität in der Filmbiografie

2015.AuthentizitätDas „Biopic“ – gemeint sind damit die verfilmten Lebens-geschichten von Künstle-rinnen und Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern oder Königinnen – ist ein beliebtes Genre mit einer großen Tradition. Judith Königer fragt in ihrer Dissertation (Ludwig Maximilian Universität München), wie „authen-tisch“ eine Filmbiographie sein muss, wie viel fiktionale Freiheiten sich ein Biopic leisten kann, um bei den Rezipienten, den Zuschauerinnen und Zuschauern, eine positive Wirkung zu haben. Sie untersucht in diesem Zusammenhang die Faktoren Glaubwürdigkeit, Relevanz, Kontingenz und Wahrscheinlichkeit. Ihre Kapitel heißen „Authentizität und Bild“, „Authentizität und Film“, „Authentizität und Fiktion“, „Authentizität und Rezeption“. Ihre theoretischen Bezugspunkte findet sie u.a. bei Manfred Hattendorf („Dokumentarfilm und Authentizität“, 1994), Eva Hohenberger („Die Wirklichkeit des Films“, 1988), Hans Robert Jauß („Der Gebrauch der Fiktion in der Anschauung und Darstellung von Geschichte“, 1982), Klaus Sachs-Hombach (diverse Texte) und Henry M. Taylor („Rolle des Lebens. Die Filmbiographie als narratives System“, 2002). Drei gut ausgewählte Filmbeispiele nutzt die Autorin, um ihre Thesen zur Authentizität konkret zu überprüfen: POLLOCK (USA 2000) von Ed Harris, der 15 Jahre aus dem Leben des amerikanischen Malers Jackson Pollock erzählt, LA VIE EN ROSE (2007) von Olivier Dahan, die Lebensgeschichte der französischen Sängerin Edith Piaf, und CÉLESTE (1981) von Percy Adlon, eine Filmbiografie über Marcel Proust, erzählt aus der Perspektive seiner Haushälterin Céleste Albaret, die den Romancier in den letzten neun Jahren seines Lebens betreut hat. Die Filmanalysen sind beeindruckend und verleihen dem theoretischen Konstrukt einen überzeugenden Zusammenhang. Die wenigen, kleinen Abbildungen in akzeptabler Qualität sind hilfreich. Mehr zum Buch: Bd–825.html