12. März 2014
Bilder des Gefühls
Die Dissertation von Maren Butte entstand in einer Zusammenarbeit der Universität Basel mit der Freien Universität Berlin. Sie unter-sucht die Ausdrucksformen des Melodrama-tischen im Theater des 19. Jahrhundert und im Film des 20. Jahrhunderts. Sie kon-zentriert ihre Analysen im Filmbereich auf die Schauspielerin Lilian Gish und ihre Leidensdarstellung in den Filmen von David W. Griffith, auf den Film LES ENFANTS DU PARADIS (1943-45) von Marcel Carné und die spezielle Funktion der Großaufnahmen als Blick in einen Seelen-zustand, sowie auf drei Regisseure, deren Werk mit dem Melodram verbunden ist: Douglas Sirk, Rainer Werner Fassbinder und Lars von Trier. Bei Sirk ist es der Film WRITTEN IN THE WIND, der im Detail analysiert wird. Der Blick der Autorin für die Figurenkonstellationen und die filmischen Tableaux Vivants konkretisiert sich in genauen und sensiblen Beschreibungen. Sie spannt dann einen Bogen zum Sirk-Verehrer Fassbinder, vergleicht dessen Film ANGST ESSEN SEELE AUF mit Sirks ALL THAT HEAVEN ALLOWS und wählt für ihre Einzelanalyse DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS aus, der in seiner Dramaturgie und seinen Bildern als beispielhaftes Melodram gilt. Nicht zuletzt ist das der Darstellerin Rosel Zech zu verdanken. Drei Filme von Lars von Trier bilden den Abschluss des umfänglichen Film-Kapitels: DANCER IN THE DARK (2000) mit Björk, BREAKING THE WAVES (1996) mit Emily Watson und DOGVILLE (2003) mit Nicole Kidman. Hier wird der spezielle Umgang des Regisseurs mit melodramatischen Vorbildern thematisiert. Am Ende des Buches findet Maren Butte im Theater und in der Kunst der Gegenwart Bezüge zum Melodram, bei René Pollesch, Cindy Sherman, Vanessa Beecroft und Lindy Annis. Die wissenschaftliche Literatur (Kappelhoff, Elsaesser, Koch, Peucker) ist sachkundig eingearbeitet. In den Theater-Kapiteln sind die Abbildungen akzeptabel, im Film-Teil deutlich zu klein. Mehr zum Buch: titel/978-3-7705-5625-0.html