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03. Oktober 2017

„Hollywood“ ignorieren

Es ist der Begriff „Hollywood“, den der Frankfurter Philoso-phie-Professor Martin Seel in den 13 Essays dieses Buches ignoriert, nicht aber der ameri-kanische Film. In zwei Texten nähert er sich zunächst dem Kino mit philosophischen Fragestellungen, und ganz am Ende geht es schlicht um das „Kunstschöne“. Im Mittelpunkt stehen neun Beiträge zu einzel-nen Filmen oder Genres. Herausragend finde ich die Analysen von John Fords THE SEARCHERS („Ethan Edwards und einige seiner Verwandten“) und THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE („Von der Undurchsichtigkeit normativen Wandels“). Zwei Beiträge beschäftigen sich mit dem europäischen Kino, mit PRÉNOM CARMEN von Jean-Luc Godard („Von der Unzuverlässigkeit des Kinos“) und CACHÉ von Michael Haneke („Anonyme Bilder verdeckter Gewalt“). Detailliert untersucht werden HEAT von Michael Mann („Ein Duell in der Grauzone von Gesetz und Gewalt“), AMERICAN SNIPER von Clint Eastwood („Schießstand als Therapiezentrum“) und APOCALYPSE NOW von Francis Ford Coppola („Kann es einen gerechten Kriegsfilm geben?“). Schließlich geht es noch um den zweiten Irakkrieg im Kino und die indirekten Filme über 9/11 und die Folgen. Einige Texte wurden bereits an entlegener Stelle publiziert. Sie fügen sich mit den bisher unveröffentlichten zu einem sehr interessanten Erkundungsgang durch die Filmgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Das ist, wie schon Martin Seels Buch „Die Künste des Kinos“ (die-kunste-des-kinos/), sehr lesenswert. Coverabbildung: CACHÉ. Mehr zum Buch: 9783103972245