26. August 2015
Tristan und Isolde im Film
Sabine Sonntag hat 2013 ein schönes Buch über Opernbesuche im Kino publiziert (opernbesuch-im-spielfilm/ ). In ihrem neuen Buch „Seht ihr’s, Freunde!“ geht es um Wagners „Tristan und Isolde“ im Film. Die Autorin untersucht den Umgang mit der Oper, mit dem Stoff und vor allem mit speziellen Musikmotiven. 86 Titel nennt der Anhang, acht davon sind Fernseh-übertragungen. Ihnen ist auch das erste Kapitel gewidmet. Das zweite handelt von der „arthurianischen Filmwelt“, in der Tristan und Isolde eher eine Nebenrolle spielen. Dann geht es aber mitten hinein in die Wagner-Welt mit den Biopics über Richard Wagner und Ludwig II., die aufs engste mit Tristan verbunden sind. Sie werden von Sabine Sonntag sehr differenziert gewürdigt. „Tagesgespenster! Morgenträume!“ heißt das Kapitel über Irreales und Surreales, in dem (sehr beeindruckend) MELANCHOLIA von Lars von Trier, UN CHIEN ANDALOU, L’AGE D’OR und ABISMOS DE PASIÓN von Luis Bunuel, BLACK MOON von Louis Malle und DUETT FÖR KANIBALER von Susan Sonntag als Beispiele analysiert werden. Für Ironie, Satire, Comedy stehen u.a. LOVE IN THE AFTERNOON von Billy Wilder, HOLIDAY IN MEXICO von George Sidney und ROYAL FLESH von Richard Lester. Relativ kurz ist das Kapitel über „Tristan und Isolde als Marker für das Dritte Reich“ mit den Beispielen LA CADUTA DEGLI DEI von Luchino Visconti, SCHTONK von Helmut Dietl, SHINING THROUGH von David Setzer, ESCAPE von Mervyn LeRoy, APT PUPIL von Bryan Singer und LEBENSBORN von David Stephens. Für die Bereiche Liebe, Betrug und Mord werden elf Filme herangezogen, darunter CHRISTMAS HOLIDAY von Robert Siodmak, THE BLUE GARDENIA von Fritz Lang und der Tatort DER SANFTE TOD von Alexander Adolph mit Maria Furtwängler. Im letzten und umfangreichsten Kapitel „Ekstase, Erlösung, Tod“ (19 Filme) gibt es eindrucksvolle Analysen zu HUMORESQUE von Jean Negulesco (Liebestod im Wasser) und VERTIGO von Alfred Hitchcock (Tristan und Suspense; Musik: Bernard Herrmann). Sabine Sonntag hat 2010 mit einer Arbeit über Richard Wagner im Kino promoviert. Ihre große Stärke ist die Sensibilität für den Zusammenhang von Bildern und Tönen. Coverfoto: MELANCHOLIA. Mehr zum Buch: 1bfrbh2te3p6