THE ALAMO (1959)

Text für eine Publikation des Verlages Schirmer/Mosel

The Duke. Er war der Star in Filmen von John Ford, Howard Hawks und zahllosen Regisseuren, die heute niemand mehr kennt. Zwischen 1940 und 1960 spielte er mehr als 50 Hauptrollen als Held in Western, Abenteuerfilmen, Komödien, Kriegsfilmen. John Wayne fühlte sich als Inkarnation des guten Amerikaners. Mit THE ALAMO wollte er sich ein Denkmal setzen.

Es war sein Herzensstoff: der Freiheitskampf der Texaner gegen den Diktator General Santa Ana. 185 Freiwillige machen 1836 die Missionsstation El Alamo zu einem Bollwerk des Widerstands gegen 7000 mexikanische Soldaten. Die Texaner werden angeführt von dem zynischen Colonel Bowie (gespielt von Richard Widmark), dem arroganten Colonel Travis (Laurence Harvey) und dem menschenfreundlichen Colonel David Crockett (John Wayne). Das heroische Unternehmen endet im Desaster. Alle 185 Männer sterben. Aber ihr Opfer, so sagt es die amerikanische Geschichtsschreibung, war nicht umsonst. Zwei Monate nach dem Kampf um Alamo besiegte General Houston in San Jacinto den mexikanischen Diktator und führte damit Texas in die Unabhängigkeit.

John Wayne hat für THE ALAMO alles gegeben. Er war Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller. Als Produzent hat er in das Projekt sein Vermögen investiert, denn der Film kostete statt geplanter siebeneinhalb am Ende zwölf Millionen $. Als Regisseur geriet er an die Grenzen seiner Möglichkeiten, denn er war es zum ersten Mal. Während der Dreharbeiten kam der große John Ford zu Besuch und erklärte seinem Lieblingsschauspieler, was er alles falsch mache. Dafür durfte Ford eine Reihe alternativer Szenen inszenieren, die später aber nicht verwendet wurden.

Mit dem Kameramann William H. Clothier hatte Wayne einen erfahrenen Director of Photography an der Seite. Aber das Filmformat bedeutete eine spezielle Herausforderung. THE ALAMO wurde im neuen 70mm Todd-AO-Verfahren realisiert. Gut für Totalen, schwierig für Großaufnahmen. In den Schlachtszenen kamen parallel fünf Kameras zum Einsatz, die von Clothier mit Walkie-Talkies koordiniert wurden. Gedreht wurde von September bis Dezember 1959. Der Schnittmeister hatte anschließend viel zu tun. Mit einer Länge von 206 Minuten wurde THE ALAMO im Oktober 1960 in San Antonio uraufgeführt. Danach kürzte ihn Wayne spontan auf 192, später auf 154 Minuten. Weniger patriotische Reden, mehr Action.

Der Erfolg in Amerika entsprach nicht den Erwartungen. Nach drei Monaten waren zwei Millionen $ in der Kasse, seine Kosten hat der Film nicht eingespielt. So richteten sich John Waynes Hoffnungen auf Ehrungen. Er wollte für sein vaterländisches Werk wenigstens gelobt werden. In die Oscar-Kampagne wurde noch einmal viel Geld investiert. Bei den Nominierungen zahlte sich das aus: in sechs Kategorien stand THE ALAMO auf der Liste, auch als „bester Film“. Aber am Ende gab es nur eine Trophäe: für den Komponisten Dimitri Tiomkin.

Für den Weltvertrieb von United Artists formulierte John Wayne ein Statement zur Bedeutung seines Freiheitsepos, in dem es am Ende heißt: „Ich war stolz darauf, diesen Film zu machen, weil er mir das Recht gab, mich in dieser alten Welt nützlich zu fühlen.“ Für die neue Welt der 1960er Jahre kam der Film offenbar zu spät.

Drei Set-Aufnahmen von Dennis Stock zeigen Kampf und Aktion. Auf vier Bildern sehen wir John Wayne: hinter der Kamera, vor einer Soldatenfront, unter dem Himmel von Texas und – das ist sicherlich das schönste Foto – im schleppenden Gang, verfolgt von einem Pferd aus Pappe. „Hätte er gewusst, dass ich das fotografiere, hätte er mich wahrscheinlich erschossen.“ (Stock)

Magnum am Set. Schirmer/Mosel 2010

Foto: Dennis Stock / Magnum