Texte & Reden
14. April 2010

PLANET OF THE APES (1967)

Text für eine Publikation des Verlages Schirmer/Mosel

Nach den Erkenntnissen der Biologie haben Menschen und Affen einen gemeinsamen Ursprung. Darwin und die Anthropologie bestätigen uns, dass sich der homo sapiens in fast jeder Hinsicht weiter entwickelt hat als der Affe. Was passiert aber, wenn in einem Science-fiction-Film Männer an einen Ort kommen, wo die Affen intelligenter sind als die Menschen?

Drei amerikanische Astronauten landen nach einer Odyssee durch Weltraum im Jahre 3978 auf einem fremden Planeten. Mit knapper Lichtgeschwindigkeit waren sie sechs Monate in ihrer Raumfähre unterwegs, auf der Erde sind inzwischen gut zweitausend Jahre vergangen. Wir haben es also mit einem Zeitsprung zu tun. Nach einer unsanften Landung erkunden die Drei das fremde Terrain. Sie treffen auf stumme Menschen im Steinzeit-Look und werden von Affen attackiert, die englisch sprechen und die Menschen verachten. Es herrscht das Affen-Primat, in dem eine Vernunftbegabung anderer Wesen als Unmöglichkeit gilt, die nicht einmal theoretisch in Betracht gezogen werden darf. Der Astronaut Taylor (Charlton Heston) überlebt die Gorilla-Attacken, wird als Versuchskaninchen eingesperrt, erweckt Neugier und Sympathie der Schimpansin und Veterinär-Psychologin Dr. Zira, die dafür vor Gericht gestellt wird. Zusammen mit der unzivilisierten Menschin Nova flieht Taylor am Ende in die „Verbotene Zone“.

Die Verfilmung des Romans von Pierre Boulle stellt viele Realitäten auf den Kopf, ist aber keine Komödie. Sie funktioniert als Drama, als Abenteuerfilm, als Heldenlied und als pessimistischer Blick in die Zukunft. Der Pessimismus wird im überraschenden Schluss thematisiert. Wenn Taylor und Nova am Strand entlang in eine ungewisse Zukunft reiten, schieben sich langsam die Überreste der Freiheitsstatue ins Bild. Taylor und wir Zuschauer begreifen, dass wir uns nicht auf einem fernen Stern, sondern auf der Erde befinden, wo eine Explosion fast alles menschliche Leben ausgelöscht hat. Taylor verflucht die Menschheit, die sich mit ihrem Wissen selbst zerstört hat. Charlton Heston ist für diesen Taylor eine ideale Besetzung, schließlich hat er schon als Moses, als Michelangelo und als Ben Hur so etwas wie heldische Zivilisation verkörpert. Das nimmt man ihm einfach ab.

Reiz und Glaubwürdigkeit des Films sind aber vor allem den Maskenbildnern zu verdanken, die mit größter Kunstfertigkeit den Affen Gesichter geben: den Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Es ist erstaunlich, wie menschenähnlich sie wirken. Von den knapp sechs Millionen $ Produktionskosten ging mehr als eine Million in die Masken. Kein Wunder, dass es dafür einen Make-Up-Oscar gab. Und der Film hatte Folgen: es gab in den Siebzigern vier Fortsetzungen und 2001 ein Remake von Tim Burton mit Mark Wahlberg. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass zeitgleich mit PLANET OF THE APES ein Film in die Kinos kam, der ein Affen-Primat als Prolog hatte: 2001 – Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick. Der PLANET-Regisseur Franklin J. Schaffner hat sogar versucht, eine Affen-Kooperation mit Kubrick zu erreichen. Aber darauf ließ sich der englische Kollege nicht ein.

Der Reiz der Fotos von Dennis Stock ist die Gleichzeitig von Gegenwart und Zukunft. Maskierte Menschenaffen aus dem dritten Jahrtausend im Hollywood von 1967. Nicht aus dem Zoo entflohen, sondern gut gekleidet Nur die Intelligenz, die sie im Film haben, sieht man ihnen nicht an. Sie sind Statisten des Effectbusiness. Ihre Wirkung beginnt erst dann, wenn wir im Kino sitzen und um das Leben von Charlton Heston fürchten. Filmfotos konfrontieren immer wieder die beiden Wirklichkeiten: die schöne der Imagination und die triviale der Produktion. In der analogen Welt der Sechziger sind das noch komische oder poetische Momente.

Magnum am Set. Verlag Schirmer/Mosel 2010

Foto: Dennis Stock