Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
November 2007

Béatrice Ottersbach, Thomas Schadt, Nina Haun (Hg.)
Schauspieler-Bekenntnisse

UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007

352 S., 24,90 €
ISBN 978-3-89669-685-4

Béatrice Ottersbach, Thomas Schadt, Nina Haun (Hg.):
Schauspieler-Bekenntnisse


Wenn wir Interviews mit Schauspielerinnen und Schauspielern lesen, dann ist viel von Karriere die Rede, vom Glück, eine bestimmte Rolle spielen zu dürfen, von der guten Zusammenarbeit mit einem Regisseur, von der Hoffnung auf Erfolg und Anerkennung.

Die meisten dieser Interviews sind Werbemaßnahmen: für einen Film, eine Fernsehserie, eine Theaterinszenierung. Schauspielern wird im Allgemeinen keine hohe Selbstreflexivität abverlangt. Sie sollen einfach gut spielen und nicht allzu viel über ihre Probleme reden. Sie werden verehrt, bewundert, geliebt, gelegentlich auch gehasst und sind es gewohnt, sich in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Für ihre biografischen Zwischenfälle fühlen sich Gala und die Bunte zuständig, für das berufliche Fortkommen sind Agenturen verantwortlich, bei denen sie unter Vertrag sind.

Aber es lohnt sich, über die Schauspielerei, über Begabung, Ausbildung, Rollenfächer, physische Präsenz, Sprache, Mimik, Gestik und mediale Differenz in diesem Beruf mehr zu wissen, weil die Schauspieler im Zentrum der fiktionalen Bilder stehen, für die wir uns doch besonders interessieren. Und deshalb lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. 21 Schauspielerinnen und Schauspieler legen darin „Bekenntnisse“ ab. Sie haben entweder eigene Texte geschrieben oder längere Gespräche geführt. Und sie widerlegen viele Vorurteile über ihren angeblichen Mangel an Intelligenz.

Sie erzählen über ihre Herkunft, den Besuch der Schauspielschule, sofern er stattgefunden hat, über die ersten Erfahrungen auf der Bühne oder vor der Kamera, über Rollenfindung (die „verdammten“ Drehbücher!) und das oft lange Warten, über harte Probenarbeit, Zufälle, Abstürze und Erfolge. „Charakter“, „Instinkt“, „Seele“, „Angst“, „Authentizität“, „Psychologie“. Das sind Worte, die in diesem Buch häufig ins Spiel gebracht werden, um den emotionalen Druck zu beschreiben, dem sich Schauspieler besonders ausgesetzt fühlen, der aber auch ihre wichtigste Antriebskraft ist.

Manche Gespräche bestätigen die Erwartungen, die man hat: Ulrich Matthes kann natürlich sehr reflexiv über die Unterschiede zwischen Theater und Film, zwischen komischen und tragischen Rollen, Helden und Bösewichtern sprechen, weil er auch die entsprechenden Erfahrungen vorzuweisen hat. Christiane Paul geht sehr nachdenklich mit ihren Berufsfeldern als Ärztin und als Schauspielerin um und gewinnt durch ihre Offenheit alle Sympathien. Beide Gespräche hat Oliver Schütte geführt. Von einigen Texten ist man überrascht: Hannah Herzsprung äußert sich kurz und sehr intensiv über ihre Vorbereitung auf eine Rolle. Maria Bäumer und Katharina Wackernagel haben sich mit dem Nachdenken und Schreiben richtig Arbeit gemacht. Das bringt sie uns nahe. Und Christian Berkel philosophiert sehr anschaulich darüber, dass der Schauspieler, wenn er gut ist, „seine Kindheit in der Tasche trägt“. Er belegt das mit eigenen Erfahrungen.

Ein anregendes Buch. Die Herausgeber sind allerdings souveräner im Umgang mit der Sprache als mit den Bildern. Sie verschenken, über das Buch verteilt, sieben weiße Seiten, statt sie mit interessanten Arbeitsfotos zu füllen. Es sage keiner, dass die 21 Schauspieler bei der Arbeit nicht oft genug fotografiert wurden.