Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
Januar 2007

Thomas Klein/Thomas Koebner (Hg.)
Robert Altman
Abschied vom Mythos Amerika
Bender Verlag, Mainz 2006
254 S., 15,90 €
ISBN 3-9806528-3-1

Thomas Klein / Thomas Koebner (Hg.):
Robert Altman.
Abschied vom Mythos Amerika

Als dieses Buch konzipiert und geschrieben wurde, war Robert Altman noch am Leben. Der letzte Satz des Vorworts fragt erwartungsvoll „Wer weiß, womit Altman uns demnächst wieder überraschen wird.“ Er hat uns am 20. November 2006 mit seinem Tod überrascht. So lesen wir das Buch jetzt als „Long Goodbye“.

Im Mittelpunkt steht Thomas Koebners Essay „Von Verrückten und Tollhäusern“, eine Passage durch Altmans Gesamtwerk, kenntnisreich, manches neu bewertend und voll anregender Assoziationen. Ihm folgen dreizehn kleinere Texte: über Altmans Verhältnis zu New Hollywood (Norbert Grob), das episodische Erzählprinzip in Short Cuts (Margarethe Wach), die experimentellen Psychodramen Images und Three Women (Sandra Theiß und Felicitas Kleiner), Altmans Genrefilme (Marcus Stiglegger über die beiden Western, Dietmar Gaumann über den Detektivfilm, Bernd Perplies über die Komödien), die Gangsterbräute (Ann Dettmar), Stars und Ensembles (Thomas Klein), die speziellen Altman-Protagonisten Elliott Gould und Shelley Duvall (Michael Gruteser und Miruna Niculiu), den polyphonen Soundtrack der Filme (sehr differenziert: Andreas Rauscher) und Altmans liebenswertes Alterswerk A Prairie Home Companion (Thomas Klein).

Die Autorinnen und Autoren schreiben, wie man es von der „Mainzer Schule“ gewohnt ist: ihre Texte bleiben so nah und konkret an den Filmen, dass diese Filme sich in der Erinnerung imaginieren. Oder – und das ist genauso schön – dass man die Filme unbedingt wieder sehen möchte. Altman hat gerade in Deutschland viele Anhänger. Die Nachrufe haben uns das aus traurigem Anlass deutlich gemacht. Das letzte Buch über Altman erschien hier vor 25 Jahren, in der „Blauen Reihe“ bei Hanser. Seither hatte er noch 16 Kinofilme gedreht. Insofern schließt dieser neue Band eine schmerzlich empfundene Lücke.