Robert Zion:
Rhonda Fleming.
Queen of the B's

Sie war eine ungewöhnliche Schauspielerin, man nannte sie „Queen of the B’s“ oder „Queen of Technicolor“. Ihre große Zeit hatte sie in den 1950er Jahren. Robert Zion hat über Rhonda Fleming eine hervor-ragend recherchierte Biografie verfasst, die als Book on Demand zu erwerben ist. Eine amerikanische Ausgabe wird vorbereitet.

Sie hatte nie die Popularität von Rita Hayworth. Marilyn Monroe oder Jane Russel. In der „Sozialgeschichte der Stars“ von Enno Patalas (1963) kommt ihr Name nicht vor. Dennoch macht es Sinn, sich mit ihr zu beschäftigen, wie das Buch von Robert Zion beweist. Geboren 1923 in Hollywood als Marilyn Louise Louis, Tochter eines Versicherungs-agenten und einer Musical-Schauspielerin. Ihre Eltern trennten sich, als sie zehn Jahre alt war. Schon als Kind hatte sie Gesangsunterricht, später auch Schauspielunterricht. Nach kleinen Statistenrollen spielte sie 1945 ihre erste größere Rolle in Alfred Hitchcocks SPELLBOUND mit Ingrid Bergman und Gregory Peck: die Patientin in einem Sanato-rium. Es folgten Auftritte in Film Noirs: in THE SPIRAL STAIRCASE von Robert Siodmak wird sie als Sekretärin ermordet, auch in OUT OF THE PAST von Jacques Tourneur ist sie als Sekretärin in Gefahr.

1949 erhält sie bei Paramount ihre erste Hauptrolle: in der Komödie A CONNECTICUT YANKEE IN KING ARTHUR’S COURT von Tay Garnett als Partnerin von Bing Crosby. Technicolor bringt ihre Frisur zur Geltung. In den nächsten Filmen ist sie Partnerin von Bob Hope (THE GREAT LOVER von Alexander Hall), John Payne (THE EAGLE AND THE HAWK von Lewis R. Foster), Dick Powell (CRY DANGER von Robert Parrish), Glenn Ford (THE REDHEAD AND THE COWBOY von Leslie Fenton) und Ronald Reagan (THE LAST OUTPOST von Lewis R. Foster). Die Filme werden alle als B-Pictures eingestuft, das heißt sie werden von den Studios nicht aufwendig beworben, spielen aber ihr Geld ein.

In drei Produktionen der Jahre 52/53 spielte sie die Titelrollen: die Piratenlady in THE GOLDEN HAWK (dt.: LADY ROTKOPF) von Sidney Salkow mit Sterling Hayden, die Königin Cleopatra in SERPENT OF THE NILE von William Castle mit Raymund Burr als Marcus Antonius und die Kurtisane Semiramis in QUEEN OF BABYLON von Carlo Ludovico Bragaglia mit Ricardo Montalbán.

Rhonda Fleming hat in zahlreichen Western mitgespielt, zuletzt in GUNFIGHT AT THE O. K. CORRAL (1957) von John Sturges mit Burt Lancaster und Kirk Douglas, GUN GLORY (1957) von Ron Rowland mit Stewart Granger und ALIAS JESSE JAMES (1959) von Norman Z. McLeod mit Bob Hope. Dann neigte sich ihre Filmkarriere langsam den Ende zu, weil sie den Ruf einer aufmüpfigen Darstellerin hatte. Sie wechselte in den Bereich der Fernsehserie und spielte in den 70er und 80er Jahren in einzelnen Folgen von DIE LEUTE VON DER SHILOH RANCH, MAKE-UP UND PISTOLEN, KUNG FU und LOVE BOAT mit. Seit dreißig Jahren befindet sie sich schauspielerisch im Ruhestand und engagiert sich in Wohltätigkeitsvereinen. Sie lebt, 97jährig, in Hollywood.

Robert Zions Buch erzählt das Leben von Rhonda Fleming nicht chronologisch, sondern auf drei Ebenen. Es gibt vier biografische Kapitel, vier „Intermezzi“ und 32 Texte zu einzelnen Filmen. Alle sind mit Abbildungen in sehr guter Qualität gefüllt. Es gelingt dem Autor, die Bedeutung der Darstellerin anschaulich zu machen, weil er sich intensiv auf die einzelnen Filme einlässt und mit den Produktions-hintergründen vertraut ist.

Robert Zion (*1966) hat bisher Bücher über Roger Corman, Dario Argento, Vincent Price und William Castle publiziert. Gern zitiere ich hier Prof. Dr. Tonio Klein aus dem Retro-Filmmagazin 35 Millimeter: „Robert Zions Bücher sind im deutschsprachigen Raum der Goldstandard für Monographien über Filmpersönlichkeiten. Norbert Grob schrieb in einem William-Wyler-Buch einmal, es gäbe bei Filmschaffenden ‚die Freien und die Genauen’. Das ist auch bei Filmbuchautoren so. Zion gelingt in seinem neuesten Werk sogar, das eine mit dem anderen zu verbinden.“ (vollständiger Text: rhonda-fleming-queen-of-the-bs/)

Mit Filmografie, Diskografie, Film-, Personen, Sach- und Songregister.

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