Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
April 2023

Kristina Höch
Gustaf Gründgens
Filmische Arbeiten 1930-1960
Marburg, Schüren 2023
364 S. 38,00 €
ISBN 978-3-7410-0430-8

Kristina Höch:
Gustaf Gründgens.
Filmische Arbeiten 1930-1960

Er war auf der Bühne und im Film eine starke Persönlichkeit als Regisseur und Darsteller. Kristina Höchs Publikation widmet sich den 31 filmischen Arbeiten von Gustaf Gründgens zwischen 1930 und 1960. Sie entstanden in der Weimarer Republik, in der Zeit des National-sozialismus und in der Bundesrepublik.

Als Gründgens seine erste Filmrolle spielte, den Zuhälter Jean in ICH GLAUB‘ NIE MEHR AN EINE FRAU, war er dreißig Jahre alt. Er erhielt gute Kritiken und drehte in den folgenden Jahren zwölf Filme: HOKUSPOKUS (Regie: Gustav Ucicky) mit Willy Fritsch und Lilian Harvey, BRAND IN DER OPER (Regie: Carl Froelich) mit Gustav Fröhlich, VA BANQUE (Regie: Erich Waschneck) mit Lil Dagover, DANTON (Regie: Hans Behrendt) mit Fritz Kortner, M (Regie: Fritz Lang) mit Peter Lorre, DER RAUB DER MONA LISA (Regie: Géza von Bolváry) mit Willi Forst und Trude von Molo, LUISE, KÖNIGIN VON PREUSSEN (Regie: Carl Froelich) mit Henny Porten als Luise, YORK (Regie: Gustav Ucicky) mit Werner Krauß, DIE GRÄFIN VON MONTE CHRISTO (Regie: Karl Hartl) mit Brigitte Helm, TEILNEHMER ANTWORTET NICHT (Regie: Rudolf Katscher + Marc Sorkin), EINE STADT STEHT KOPF als Regisseur und LIEBELEI (Regie: Max Ophüls) mit Magda Schneider und Wolfgang Liebeneiner. Es waren historische Filme, Komödien, Dramen. Oft war Gründgens der Bösewicht.

Dann folgte die Zeit des Nationalsozialismus. Hier entstanden 16 Filme mit Gründgens als Darsteller und/oder Regisseur: DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ (Regie: Johannes Meyer) mit Brigitte Helm, DER TUNNEL (Regie: Kurt Bernhardt) mit Paul Hartmann und Olly von Flint (Gründgens spielte seine Rolle auch in der französischen Version mit Jean Gabin und Madeleine Renaud), DIE FINANZEN DES GROSSHERZOGS als Regisseur, SCHWARZER JÄGER JOHANNA (Regie: Johannes Meyer) mit Marianne Hoppe und Paul Hartmann, DAS ERBE IN PRETORIA (Regie: Johannes Meyer) mit Paul Hart-mann und Charlotte Susa, SO ENDETE EINE LIEBE (Regie: Karl Hartl) mit Paula Wessely und Willi Forst, HUNDERT TAGE (Regie: Franz Wenzler) mit Werner Krauß, DAS MÄDCHEN JOHANNA (Regie: Gustav Ucicky) mit Angela Salloker, PYGMALION (Regie: Erich Engel) mit Jenny Jugo, EINE FRAU OHNE BEDEUTUNG (Regie: Hans Steinhoff) mit Käthe Dorsch, die Komödie CAPRIOLEN als Regisseur und Hauptdarsteller, TANZ AUF DEM VULKAN (Regie: Hans Steinhoff) mit Sybille Schmitz und Theo Lingen, DER SCHRITT VOM WEGE und ZWEI WELTEN als Regisseur, FRIEDEMANN BACH (Regie: Traugott Müller) in der Titelrolle und OHM KRÜGER (Regie: Hans Steinhoff) mit Emil Jannings. Ein Schlüsselfilm für diese Zeit ist sicherlich TANZ AUF DEM VULKAN (1938) mit Gründgens in der Rolle eines französischen Starschauspielers.

Nur zwei Filme entstanden in der Bundesrepublik: DAS GLAS WASSER (1960) unter der Regie von Helmut Käutner mit Liselotte Pulver als Partnerin und die Verfilmung der Hamburger Bühneninszenierung von Goethes „Faust“, erster Teil, mit Will Quadflieg in der Titelrolle und Gründgens als Mephisto (ebenfalls 1960); die Filmregie übernahm damals der Lebensgefährte von Gründgens, Peter Gorski. Drei Jahre später starb GG auf einer Weltreise in Manila auf den Philippinen an einer Magenblutung.

Die Filmbeschreibungen der Autorin sind äußerst präzise. Sie geht auf die Handlung, die Hintergründe der Produktion und die Rezeption ein, wobei der politische Background eine wichtige Rolle spielt. Natürlich zieht sie oft die Gründgens-Biografie von Thomas Blubacher (Leipzig 2013) zu Rate. Ein eigenes Kapitel widmet Kristina Höch den nicht realisierten und abgelehnten Filmprojekten, darunter auch JUD SÜSS von Veit Harlan. Mit insgesamt 1.605 Fußnoten sichert sie sich wissen-schaftlich ab. Aber das ist nicht hinderlich für die Lektüre, die insge-samt spannend bleibt. Abbildungen in guter Qualität machen den Text anschaulich. Ein beeindruckendes Buch!

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