Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
April 2016

Horst Peter Koll (Red.)
Filmjahr 2015
Lexikon des Internationalen Films
Schüren Verlag, Marburg 2016
544 S., 24,90 €
ISBN 978-3-89472-997-4

Horst Peter Koll (Red.):
Filmjahr 2015.
Lexikon des Internationalen Films

Ein Rückblick auf das Filmjahr 2015. Mehr als 2.100 Filme, die im Kino, im Fernsehen oder als DVD/Blu-ray im vergangenen Jahr neu herauskamen, werden in kurzen, bewertenden Texten und mit den wichtigsten Daten dokumen­tiert. Es ist das letzte Jahrbuch, das es bei uns in Printform noch gibt. Auch wenn es altmodisch erscheinen mag: ich freue mich immer, wenn ich das neue Exemplar in der Hand halte, blättere darin, lese einzelnen Einträge, erinnere mich an wichtige Filme und ärgere mich, dass ich wieder zu viele versäumt habe. Meine Bewunderung gilt Horst Peter Koll, der es in jedem Jahr schafft, dass dieses Buch pünktlich im März erscheint.

Herausgegeben wird das Jahrbuch von der Zeitschrift Filmdienst und der Katho­lischen Filmkommission für Deutschland. Der 14täglich erscheinende Filmdienst liefert die Basis der Texte und Informationen. Und dies ist der Inhalt des neuen Jahrbuchs: es beginnt mit einem Vorwort von Peter Hasenberg. Dann folgt die Jahreschronik von Horst Peter Koll; sie enthält Nachrufe (oft mit Foto), Würdigun­gen zu runden Geburtstagen, Hinweise auf neue Filme, Kommentare zu wichti­gen Festivals und Preisverleihungen (Deutscher Filmpreis, Oscar), Informationen über besondere Ereignisse und 15 Eintragungen in der Rubrik „Realitätssplitter im Auge des Kinos“, die auf Filme aufmerksam machen, die sich auf die aktuelle Wirklichkeit einlassen und quer zum Mainstream stehen. Dann werden uns „Die besten Kinofilme des Jahres 2015“ vorgestellt. Die Filmkritikerinnen und Filmkritiker des Filmdienstes stimmen in jedem Jahr über ihre persönlichen Favoriten ab, die zehn meistgenannten werden in einem längeren Text und mit Fotos vorgestellt. Eine Liste „Sehenswert 2015“ und der etwas spezielle „Kinotipp der katholischen Filmkritik“ schließen sich an. Alexandra Wach hat in den letzten Jahren 25 Porträts deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler im Filmdienst publiziert. Sie sind im aktuellen Jahrbuch nachgedruckt; darunter befinden sich einige mir unbekannte, aber auch so prominente wie Robert Gwisdek, Julia Hummer, David Kross, Max Riemelt, Tom Schilling, Katharina Schüttler, Mark Waschke und Ronald Zehrfeld. Die Texte sind lesenswert.

Das „Lexikon der Filme 2015“ steht natürlich im Mittelpunkt des Bandes und umfasst die Seiten 94 bis 471; mit Abbildungen bei jedem neuen Buchstaben. Zum Anhang gehören: eine kommentierte Aufstellung der 2015 vergebenen „Silberlinge“ (das sind vom Filmdienst ausgezeichnete DVD- und Blu-ray-Editionen des Jahres), eine Auflistung der Preise der wichtigsten Festivals und ausgewählter Länder (Deutschland, USA). Neben Horst Peter Koll hat Jörg Gerle als Autor mitgearbeitet. Er hat damit die Rolle von Hans Messias übernommen, der 2013 gestorben ist.

„Das Lexikon des internationalen Films“ ist unter dem Titel „6000 Filme – Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958“ erstmals 1959 erschienen, damals redaktionell betreut von Klaus Brüne. Es gab alle paar Jahre Ergänzungsbände und 1987 im Rowohlt Verlag erstmals eine zehnbändige Ausgabe mit dem dann prägenden Lexikon-Titel. Die letzte, aktualisierte Neuausgabe erschien 2002 in vier Bänden bei Zweitausendseins. Ich benutze sie häufig. Seit 2001, also seit 15 Jahren, hat das Jahrbuch eine Heimat im Schüren Verlag. Das stimmt mich hoffnungsvoll für die Zukunft.

In den 1980er und 90er Jahren konkurrierten noch Filmjahrbücher verschiedener Verlage miteinander. In Frankfurt erschien der „Fischer Film Almanach“ von 1980 bis 1999, in den letzten 15 Jahren herausgegeben von Walter Schobert und Horst Schäfer. In München hat Hans Günther Pflaum von 1978 bis 1986 das „Jahrbuch Film“ im Hanser Verlag herausgegeben. Am unermüdlichsten war Lothar R. Just: sechs Jahre, von 1979 bis 1985, hat er „Das Filmjahr“ bei der filmland presse von Klaus Denicke ediert, 17 Jahre, von 1987 bis 2003, das „Filmjahrbuch“ bei Heyne. Dann war Schluss. Und nicht vergessen werden sollte, dass es von 1970 bis 1990 das Jahrbuch „Prisma“, herausgegeben von Horst Knietzsch, im Henschel Verlag der DDR gab. Das Jahrbuch der DEFA-Stiftung hieß „apropos: Film“ und erschien von 2000 bis 2005 bei Bertz + Fischer. Inzwischen ist die DEFA-Stiftung mit einer eigenen Schriftenreihe aktiv. In vielen der genannten Jahrbücher sind interessante Aufsätze verborgen, die bis heute eine Lektüre wert sind.

Zurück zum „Filmjahr 2015“. Wer es erwirbt, hat sechs Monate gratis Zugang zur Internet-Datenbank der Zeitschrift Filmdienst. Vor allem aber: er hat ein Filmbuch von hoher Qualität in der Hand. Die Auflage beträgt 5.000.

Mehr zum Jahrbuch: lexikon-des-internationalen-films-filmjahr-2015.html

Titelfoto: Michael Keaton als BIRDMAN im Film von Alejandro Gonzáles Iñaritu.