Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Jahres
1981
Filmbuch des Jahres

Ronald Haver
David O. Selznick's Hollywood
Rogner & Bernhard, München 1981
426 Seiten (198 DM)
ISBN 3-8077-0178-8

Ronald Haver:
David O. Selznicks Hollywood

David O. Selznick, das war einer der großen Produzenten des amerikanischen Films, so etwas wie die Inkarnation von Hollywood. Sein berühmtester Film war GONE WITH THE WIND (1939).

Hans-Christoph Blumenberg bringt seine Kurzkritik in der Zeit in drei Sätzen auf den Punkt: „Ein normales Filmbuch wäre Selznick nie gerecht geworden. Und so entstand eine ungeheuer prächtige Monumental-Produktion: ein Hollywood-Traum in Technicolor, zum Ausklappen und Anfassen, ein Arbeits-Journal des Überflusses, das die Farben und Phantasien des klassischen amerikanischen Films noch einmal zum Leuchten bringt. Wenn David O. Selznik Bücher produziert hätte: auf dieses wäre er so stolz gewesen wie auf GONE WITH THE WIND.“ (22. Oktober 1982)

Brigitte Jeremias nimmt das Buch zum Anlaß für ein umfängliches Porträt des Produzenten in der Wochenendbeilage der FAZ („Selznicks Wahnsinn“, 6.11.1982) und schreibt über das Buch:

„Selznick ist ein Monumentalband gewidmet, der in rotgoldenem Glanz zu uns kommt. Thomas Ingalls genial und großzügig präsentierte Filmfotos spiegeln darin den Glanz der goldenen Ära Hollywood wider, und ohne jeden Anflug von Langeweile liest sich die Geschichte dieses David O. Selz-nick auf mehr als 400 Seiten. Ronald Haver, der Verfasser des Bandes, hat nicht nur die übliche Legende vm Schuhputzer zum Millionär aufge-zeichnet, sondern die Geschichte Hollywood von den zwanziger bis zu den sechziger Jahren. Präzise, aber unterhaltsam, mit Leiden-schaft, aber auch mit Witz den Beginn des Tonfilms, den Einbruch der Farbe.

Auch der Skeptiker, der von der menschenverschlingenden Traumfabrik nichts wissen will, wird dem Tycoon und legendendären Tyrannen Interesse und Achtung nicht versagen können. Denn in Selznicks Perfektionierungssucht steckt ein Stück göttlichen Wahnsinns, der in unserer computerhörigen Zeit auszusterben droht. Ronald Haver hat sich in diesen verrückten David O. Selznick verliebt, als er nach dem Krieg dessen Sonnenuntergangs-Filmepos VOM WINDE VERWEHT begegnete, es hundertachtzehnmal ansah. Der Film GONE WITH THE WIND war zwar schon 1939 herausgekommen, aber Haver war damals noch zu jung, und so sah er, wie wir in Europa, diesen ‚Film der Filme’ erst nach dem Krieg. Er zeichnet seine legendäre dreijährige Entstehungsgeschichte auf, wunderte sich über die Scharen von Drehbuchautoren, die für ihn verschlissen wurden, die fünf Regisseure, die Kameraleute und Trickfilmspezialisten. Und er entdeckte, dass hinter diesem Wirrwarr das Genie eines unabhängigen Produzenten steckte: David O. Selznick. Seine Geschichte ist untrennbar mit der goldenen Ära Hollywoods verbunden, sie scheint uns zum Verständnis des Produkts Film, das Kunst und Geschäft untrennbar vereint, Wesentliches beizutragen.“ Und dann erzählt Brigitte Jeremias in ihrer bewundernswert prägnanten Art die Lebensgeschichte des Produzenten. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. November 1982)

Das große, schwere Buch  mit 1.500 Bildern passt in kein normales Bücherregal. Es verlangt seinen eigenen Platz in einer Filmbibliothek.