Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
März 2012

Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf'/Filmmuseum Potsdam in Zusammenarbeit mit Studio Babelsberg (Hg.)
100 Years Studio Babelsberg
The Art of Filmmaking
teNeues Verlag, Kempen 2012
260 S., 59,90 €
ISBN 978-3-8327-9609-9

Michael Wedel/Ralf Schenk/Chris Wahl:
100 Years Studio Babelsberg.
The Art of Filmmaking

Das Buch ist groß (29 x 36 cm) und schwer (drei Kilo). Es dient vor allem der Repräsentation: die aktuellen Betreiber des ältesten Filmstudios der Welt können damit global werben. Viele Bilder, intelligente Texte.

Die Feiern zum 100. Geburtstag am 12. Februar sind vorüber, im Studio herrscht wieder Alltag. Die Glückwünsche während der Berlinale, im Fernsehen, im Hörfunk und in der Presse, waren zugeneigt und optimistisch. Auch dieses Buch ist erst einmal zukunftsorientiert. Auf dem Umschlag stehen 24 Namen: einer (Asta Nielsen) aus der Frühzeit, fünf aus der Zeit der Weimarer Republik (Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock, der damals als Regieassistent in Babelsberg gearbeitet hat, Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau, Erich Pommer), einer aus der NS-Zeit (Zarah Leander), drei aus der DDR-Zeit (Frank Beyer, Armin Mueller-Stahl, Konrad Wolf), 14 aus der Gegenwart (Adrien Brody, Tom Cruise, Matt Damon, Roland Emmerich, Brad Pitt, Roman Polanski, Natalie Portman, Susan Sarandon, Quentin Tarantino, Tom Tykwer, Andy & Lana Wachowski, Christoph Waltz, Kate Winslet). Die Auswahl ist nicht repräsentativ, aber werbewirksam.

Das Titelbild dokumentiert einen beeindruckenden Effekt: ein Taxi versinkt in Deutschlands größtem Wassertank für Action-Aufnahmen. Wir erinnern uns an die spektakuläre Szene in UNKNOWN IDENTITY (2011), in der Diane Kruger den bewusstlosen Liam Neeson rettet. Die Stunt-Szene wurde auf der Oberbaumbrücke aufgenommen (Abb. Seite 90/91). Der Blick hinter die Kulissen offenbart die außerordentlichen professionellen Kapazitäten des Studios.

Die eine Stärke des Buches sind seine über 300 Abbildungen, durchweg in technisch höchster Qualität. Es sind viele dabei, die man noch nicht hundertmal gesehen hat. Das Luftbild vom Studio (Doppelseite 14/15), das Gruppenfoto von Filmcrew und Darstellern während der Dreharbeiten zu THE PIANIST (Seite 56/57), die Totale vom Makeup- und Kostümbereich der Statisten für ANONYMOUS (Seite 104/105) wirken fast überwältigend. Auch die historischen Fotos bis hin zu Fern Andra in GENUINE (Seite 256) haben eine physische Nähe.

Die andere Stärke des Buches sind seine Texte: fünf Essays von drei Autoren. Michael Wedel schreibt über die Zeit von 1993 bis heute und über die Anfänge von 1912 bis 1921, nüchtern, knapp, mit durchaus kritischen Befunden. Von Ralf Schenk stammt das Kapitel über die DEFA, die Kompetenz macht ihm ohnehin niemand streitig. Chris Wahl verantwortet die UFA-Zeit (1921-1933) und das „Dritte Reich“ (1933-1945), gut zu lesen mit klug ausgewählten Zitaten.

Alle Texte sind zweisprachig in Englisch und Deutsch publiziert, auch wenn dies auf dem Umschlag nicht deutlich wird. Als Herausgeber fungieren das Filmmuseum Potsdam und die Hochschule für Film und Fernsehen ‚Konrad Wolf’ in Zusammenarbeit mit dem Studio Babelsberg.

Und noch ein Hinweis auf das zweite Jubiläumsbuch, Die Frauen von Babelsberg:  www.hhprinzler.de/2012/02/100-jahre-babelsberg/