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25. Mai 2017

Affektpoetiken des New Hollywood

Eine Dissertation, die an der Freien Universität Berlin ent-standen ist. Hauke Lehmann untersucht das affektive Erleben im Kino, es geht ihm um die Verschränkung zwischen filmischer Bewegung und Emotion, er schreibt Film-geschichte als eine Geschichte des Fühlens. Die Basis dafür geben drei affektive Modi: Suspense, Paranoia und Melancholie. Die Konkretisie-rung erfolgt mit drei Filmen des New Hollywood-Kinos: CARRIE (1976) von Brian De Palma, THE PARALLAX VIEW (1974) von Alan J. Pakula und ELECTRA GLIDE IN BLUE (1973) von James Williams Guercio. Die Analysen sind bis in die Details genau. Sie stellen jeweils eine Sequenz in den Mittelpunkt. Bei CARRIE ist das die Prom-Night-Sequenz, bei THE PARALLAX VIEW die Eingangssequenz (der Anschlag auf den Senator), bei ELECTRA GLIDE IN BLUE das Ende des Films (der Tod des Polizisten Wintergreen). Im Suspense entdeckt der Autor Formen des filmischen Denkens, in der Paranoia Formen der Mediatisierung, in der Melancholie Formen des Geschichtsempfindens. Ein eigenes Kapitel widmet Lehmann der Poetik der Figur, hier ist der Film DAVID HOLZMAN’S DIARY (1967) von Jim McBride sein Analyse-Beispiel. Das Schlusskapitel schlägt Bögen zu anderen Genres im New Hollywood-Film, hier geht es um das Ende der Welt im Horrorfilm, um den suspendierten Suspense im Road Movie, um Paranoia und Melancholie im Neo Noir und schließlich um das Kino nach 9/11. Die Präzision der Analysen ist beeindruckend, Verweise auf andere Filme der Zeit auch in den ersten Kapiteln erweitern den Wahrnehmungshorizont. Die einschlägige Literatur ist in den Text einbezogen. Die Qualität der Schwarzweiß-Abbildungen ist akzeptabel, die wichtigsten Abbildungen werden am Ende des Bandes in Farbe wiederholt. Coverabbildung: das Auge in A SAFE PLACE von Henry Jaglom. Mehr zum Buch: 473374?rskey=JxCcUe