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10. November 2015

Michelangelo Antonioni

2015.Antonioni 1„Wenn es stimmt, dass die Größe eines Regisseurs in der Zärtlichkeit besteht, die er der Welt und ihren Dingen gegenüber aufbringt, dann gehört Antonionis Werk zum Größten, was das erste Jahrhundert des Kinos hervorgebracht hat“, schrieb Michael Althen in seinem Nachruf in der FAZ am 31. Juli 2007. Und: „Wofür andere viele Worte brauchen, das hat er mit seinem Blick für topographische Eigentümlichkeiten eingefangen, weil er wusste, dass sich in ihnen die Geheimnisse der Welt und des Herzens abbilden. (…) Im Angesicht seines Todes herrscht Dunkelheit, und die Gefühle stehen still. Ohne ihn sind wir ein ganzes Stück einsamer. Was bleibt, ist Dankbarkeit.“ Das Buch über Michelangelo Antonioni von Matthias Bauer, das jetzt im Verlag edition text + kritik erschienen ist, hätte Michael sicherlich gefallen. Der Autor erzählt und interpretiert auf 756 Seiten die Filme des großen italienischen Regisseurs, er konfrontiert seine Lesart mit Aussagen von Antonioni, mit zeitgenössischen Kritiken und mit Analysen der inzwischen umfänglichen Antonioni-Literatur (zuletzt wurde 2012 das Buch „Michelangelo Antonioni. Wege in die filmische Moderne“, herausgegeben von Jörn Glasenapp, publiziert). Auch wenn Bauer für mich in seinem Termini oft theoriefixiert erscheint, sind seine Entdeckungen immer wieder beeindruckend. Ich habe noch nicht alle Kapitel gelesen, sondern zunächst die über meine Lieblingsfilme, über IL GRIDO, L’AVVENTURA, LA NOTTE, L’ECLISSE und BLOW-UP, aber ich habe von der Lektüre sehr profitiert und werde bei den folgenden Kapiteln versuchen, parallel die Filme anzuschauen. Im Prinzip erzählt Bauer chronologisch: „Anfänge (1912-1942) oder: der lange Weg zum Kurzfilm“, „Das ‚Frühwerk’ (1943-1950) – Fluss- Stadt- und Parklandschaften am Rande des Neorealismo“, „Die italienische Phase“ (1950-1958)“, „Die europäische Phase (1958-1965)“, „Blowing Up BLOW-UP (1966)“, „Die globale Phase (1967-1977)“, „Das Spätwerk (1980-2004)“. Eingerahmt werden diese Kapitel von einem „Ausblick“ und einem „Rückblick“. Ein Basiswerk! Dem Autor und dem Verlag gebührt Dank. Die Abbildungen haben eine akzeptable Qualität. Coverfoto: die Schlusseinstellung aus L’AVVENTURA. Mehr zum Buch: Vid_JhyWGT0