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13. Oktober 2022

Der Stoff, aus dem die Tränen sind

Das Buch von Alexandra Kleeman vermittelt eine beängstigende Vision von der Zukunft der Traumfabrik Hollywood und der Welt. Hauptfigur ist der Autor Patrick Hamlin, der die Filmrechte an seinem Roman „Elsinore Lane“ an eine Produktionsfirma verkauft hat. Der Vertrag sieht vor, dass er während der Dreharbeiten als Produktions-assistent tätig ist. Also fährt er von Boston nach Hollywood, während seine Frau und seine neunjährige Tochter Nora einen spirituellen Natur-Treat an der Ostküste absolvieren. Patrick wird der Hauptdarstellerin Cassidy Carter als Chauffeur und Betreuer zugeordnet. Die Dreharbeiten verlaufen dissonant. Der Regisseur wird kurzfristig ausgetauscht. Die Produktionsleiter Jay Arvid und Brenda Billington agieren herrschsüchtig. Waldbrände im Raum von Los Angeles zwingen die Autofahrer zu Umwegen. Und die Wasserversorgung ist weitgehend auf das teure, synthetische WAT-R umgestellt. Patrick bewältigt viele Herausforderungen, weil Cassidy sich als erstaunlich solidarisch erweist und meist nicht den Star spielt. Aber Patricks Frau macht sich zunehmend Sorgen, wenn sie mit ihm telefoniert. Es könnte zu einer Apokalypse kommen. Zwei Themen mischen sich in dem Roman auf interessante Weise: die Hierarchien in der amerikanischen Filmproduktion und die Klimaprobleme. Alexandra Kleeman hat die große Fähigkeit, Beunruhigendes subtil zu beschreiben. Das gibt dem 400-Seiten-Roman eine auch stilistisch differenzierte Dimension. Aus dem Amerikanischen von Anna-Christin Kramer und Christina Sipeer. Sehr lesenswert. Mehr zum Buch: literary-work/der-stoff-aus-dem-die-tranen-sind/