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01. Juni 2022

Rausch und Film

Eine Dissertation, die an der Universität Hamburg entstan-den ist. Henrik Wehmeier untersucht darin die performa-tive Wahrnehmung filmischer Rauschszenen. Zunächst werden die geistesgeschichtlichen Verschiebungen des Rausches vom Altertum bis in die Moderne beschrieben. Umfangreich ist die definitorische Klärung der Performativität mit Verweisen u.a. auf Jacques Derrida, Erika Fischer-Lichte, Gertrud Koch, Marcus Stiglegger, Gilles Deleuze, Martin Seel und Dieter Mersch. Annähernd 300 Seiten sind dann der Analyse ausgewählter Rauschszenen gewidmet. Zum Korpus, dessen Zusammensetzung gut begründet ist, gehören die Filme LE RÊVE D’UN FUMEUR D’OPIUM (1908) von Georges Méliès, DER LETZTE MANN (1924) von F. W. Murnau, THE LOST WEEKEND (1945) von Billy Wilder, THE MAN WITH THE GOLDEN ARM (1955) von Otto Preminger, EASY RIDER (1969) von Dennis Hopper, THE CONNECTION (1961) von Shirley Clarke, THE PANIC IN NEEDLE PARK (1971) von Jerry Schatzberg, CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (1981) von Uli Edel, DRUGSTORE COWBOY (1989) von Gus Van Sant, THE BASKETBALL DIARIES (1995) von Scott Kalvert, TRAINSPOTTING (1996) von Danny Boyle, REQUIEM FOR A DREAM (2000) von Darren Aronofsky, HEAVEN KNOWS WHAT (2014) von Benny und Josh Safdie, SORTED (2000) von Alexander Jovy, BLACK SWAN (2010) von Darren Aronofsky, MAGIC MIKE (2012) von Steven Soderbergh, BERLIN CALLING (2008) von Hannes Stöhr, VICTORIA (2012) von Sebastian Schipper und ALS WIR TRÄUMTEN (2015) von Andreas Dresen. Die Analysen sind detailliert und beschreiben präzise alle formalen Mittel zur Darstellung des Rauschs der betroffenen Personen. Fazit: „Als Ergebnis dieser Untersuchung kann festgehalten werden, dass filmische Rauschszenen als experimentelle Inseln eine performative Wahrnehmung provozieren, die den Rausch analogisch und antirepräsentationell als Grenzbewegung des Films, aber auch der Wahrnehmung des Rezipienten in Szene setzen.“ (S. 534). Ein grundlegendes Werk. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: avinus.de/produkt/wehmeier-rausch-und-film