10. Juni 2022
Der König im deutschen Märchenspielfilm
Eine Dissertation, die an der Filmuniversität Babelsberg entstanden ist. Ron Schlesinger unternimmt darin eine figuren-analytische Betrachtung des Genres im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland: Könige als „Führer“, Verräter und entwertete Väter. Zunächst wird der Märchenfilm im Kontext des Nationalsozialis-mus, der westalliierten Besatzungszonen und der Bundesrepublik sowie der sowjetischen Besatzungszone und der DDR bis 1965 verortet. Kinoproduktion, Vermarktung und (ab 1950) das Fernsehen spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Im analytischen Teil geht es zuerst um die Figur im Film als fiktives Wesen und als Artefakt, um ihre äußere Erscheinung, Gesichtsausdruck, Gestik, soziale Beziehungen, Umgebung und Sprache, um die Mittel der Ausstattung, Bildkomposition, Licht, Farbe, Montage, Musik. Im Hauptteil werden drei Filme präzise analysiert: DER KLEINE MUCK (1944) nach dem Märchen von Wilhelm Hauff in der Regie von Franz Fiedler, DER FROSCHKÖNIG (BRD 1954) nach dem Märchen der Brüder Grimm in der Regie von Otto Meyer und DAS FEUERZEUG (DDR 1959) nach dem Märchen von Hans Christian Andersen in der Regie von Siegfried Hartmann. Ron Schlesinger kann überzeugend nachweisen, wie gerade die Figur des Königs aus der Perspektive des gesellschaftlichen Systems variabel dargestellt wird. Seine Beschreibungen und Befunde sind konkret, man kann sie nachvollziehen, ohne die Filme noch einmal zu sehen. Eine sehr lesenswerte Dissertation. Mehr zum Buch: verlagdrkovac.de/978-3-339-12710-5.htm