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20. April 2022

Kein Mensch, der sich für normale Zeiten eignet

Herbert Engelsing (1904-1962) war promovierter Jurist, arbeitete ab 1935 bei der Firma Tobis als Produktionsleiter, wurde 1937 „Herstellungsgruppenleiter“ und betreute Film wie ALLOTRIA und SERENADE von Willi Forst, DER MUSTERGATTE von Wolfgang Liebeneiner, DIE UMWEGE DES SCHÖNEN KARL von Carl Froelich. Nach Kriegsausbruch war er auch für propagandistische Film wie DER FUCHS VON GLENARVON von Max W. Kimmich und JAKKO von Fritz Peter Buch verantwortlich. Er war Mitglied der NSDAP, hatte aber in den 40er Jahren enge Kontakte zur Roten Kapelle. Er half zahlreichen Gefährdeten und Verfolgten. 1938 heiratete er mit offizieller Erlaubnis die „Halbjüdin“ Inge Kohler. In den letzten Kriegsmonaten betreute er auf der Insel Mainau die Dreharbeiten zu dem Film LEB’ WOHL, CHRISTINA von Gustav Fröhlich, der unvollendet blieb. In der Nachkriegszeit arbeitete er vorwiegend als Anwalt. Herbert Engelsings Sohn Tobias (*1960) hat eine Biografie verfasst mit dem Untertitel „Mein Vater zwischen NS-Film und Widerstand“. Sie ist sehr gut recherchiert, nutzt unterschiedlichste Quellen und erzählt quasi ein Doppelleben. Die Lektüre ist spannend, es gibt zahlreiche Abbildungen. Ein ärgerlicher Fehler: der Vorname von Gustaf Gründgens ist durchgehend mit v geschrieben. Mehr zum Buch: kein-mensch-der-sich-fuer-normale-zeiten-eignet-9783549100264.html