Aktuelles
29. März 2022

Tagebücher von Manfred Krug 1996/97

Als 1996 sein Buch „Abgehauen“ über seinen Weggang aus DDR in den 70er Jahren erschien, wurde es sofort ein Bestseller. Der Schauspieler Manfred Krug war inzwischen in der gesamten Bundesrepublik populär, er spielte damals den Hamburger „Tatort“-Kommissar Paul Stoever und die Titelrolle in der Serie LIEBLING KREUZBERG (Drehbuch: Jurek Becker). 1996 führte Krug erneut Tagebuch, er notierte sehr persönlich Ereignisse und Erlebnisse. Die Eintragungen der ersten beiden Jahre liegen jetzt als Buch vor, das unbedingt lesenswert ist. Zu den emotionalen Höhepunkten gehören der Abschied von seinem Freund Jurek Becker, der im März 1997 gestorben ist, und der Schlaganfall, den er im Juni 1997 erlitten hat. Er führte in jenen Jahren privat ein Doppelleben, war eng mit seiner Frau Ottilie verbunden, hatte aber ein Verhältnis mit der Schauspielerin Petra Duda und wurde 60jährig Vater der gemeinsamen Tochter Marlene. Das Hin und Her zwischen diesen Personen wird originell beschrieben. Äußerst kritisch ist Krugs Perspektive auf seine damalige Fernseharbeit. Er schrieb viele Drehbücher um, fand die Ergebnisse nicht befriedigend, hatte wenig Lust an der Arbeit. Andererseits notierte er akribisch die Einschaltquoten nach der Ausstrahlung der Sendungen oder Wiederholungen. Für die Firma Telekom war er eine wichtige Werbefigur, auch hier wurde er oft zum Autor, wenn ihm die vorgegeben Texte nicht gefielen. Häufig hat er sich im Fernsehen alte DEFA-Filme angeschaut, die Kommentare zu den beteiligten Personen sind überwiegend negativ. „Jeder über 50 sollte ein Tagebuch führen, weil er dann mehr erlebt“, heißt ein Eintrag. Zwei weitere Bände sollen noch in diesem Jahr erscheinen. Mehr zum Buch: ich-sammle-mein-leben-zusammen/