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22. März 2022

Ästhetische Geschichtserkenntnis

Eine Dissertation, die am Karlsruher Institut für Technologie entstanden ist. Andre Bartoniczek untersucht darin die historische Erinnerung im filmischen Werk von Andres Veiel. Er klärt zunächst die Geschichts-reflexion zwischen Wissenschaft und Dichtung und widmet dann ein eigenes Kapitel der Darstellung von Geschichte im Dokumentarfilm, konkretisiert in NACHT UND NEBEL von Alain Resnais, MEIN KAMPF von Erwin Leiser, DER GEWÖHNLICHE FASCHISMUS von Michail Romm, BRUTALITÄT IN STEIN von Alexander Kluge. Ein wichtiger Aspekt ist der Durchbruch zum historischen Interviewdokumentarismus in Filmen von Erika Runge, Hans-Dieter Grabe, Eberhard Fechner, Klaus Wildenhahn und Marcel Ophüls. Biografische Geschichtserfahrungen von Andres Veiel leiten den Hauptteil ein. Im Mittelpunkt stehen zwei Filmanalysen: BLACK BOX BRD (2001) und DER KICK (2006). Im ersten Film werden die Lebensläufe des von der RAF ermordeten Sprechers der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und des RAF-Terroristen Wolfgang Grams in Gesprächen rekonstruiert. Im zweiten Film geht es um die Ermordung des 16-jährigen Marinus Schöberl durch die beiden neonazistischen Brüder Marco und Marcel Schönfeld und ihren Freund Sebastian Fink im brandenburgischen Dorf Potzlow im Sommer 2002. Der Film basiert auf Gesprächen, die Andres Veiel und Gesine Schmidt bei einer monatelangen Recherche geführt haben. Sie wurden szenisch nachgestellt. Die unterschiedlichen ästhetischen Herangehensweisen werden vom Autor präzise beschrieben. Es gibt Hinweis auf spätere Filme von Andres Veiel und zwei Gespräche mit ihm sind im Anhang des Buches dokumentiert. Ein Basiswerk zum Dokumentarfilm und zu Andres Veiel. Mehr zum Buch: aesthetische-geschichtserkenntnis/?number=978-3-8376-6063-0