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16. November 2021

Ein alter Mann wird älter

Günther Rühle ist jetzt 97 Jahre alt. Er war von 1960 bis 1985 Redakteur und Theaterkritiker im Feuilleton der FAZ, von 1985 bis 1990 Intendant des Schauspiels der Städtischen Bühnen in Frankfurt Main, hat die Dokumentationen „Theater für die Republik. 1917-1933“ und „Zeit und Theater. 1913-1945“ publiziert und die „Berliner Briefe“ von Alfred Kerr entdeckt und ediert. In einem „merkwürdigen Tagebuch“ vom Oktober 2020 bis April 2021 beschreibt er die Einschränkungen des Alters, vor allem seine Sehverluste, und erinnert sich assoziativ an die verschiedenen Phasen seines Lebens. Er erzählt Träume, bedauert, dass er den dritten Dokumentationsband nicht mehr vollenden kann, und fragt sich, ob der Wechsel vom Kritiker zum Intendanten vernünftig war. Einen Ruf auf die Professur für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin 1977 hat er abgelehnt; davon hat damals Henning Rischbieter profitiert. Die Lektüre der 200 Seiten ist sehr spannend, weil g.r. nicht im Selbstmitleid versinkt, sondern sich mit seinen Gedanken in der Vergangenheit und der realen Gegenwart verortet. Eine spezielle Form der Autobiografie. Sehr lesenswert. Mehr zum Buch: 502-ein-alter-mann-wird-aelter.html