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22. September 2021

„Also dann in Berlin…“

Alice Brauner (*1966) ist promovierte Historikerin, Journalistin und seit 15 Jahren Filmproduzentin. Sie setzt damit die Arbeit ihres Vaters Artur Brauner fort, der 2019 im Alter von 100 Jahren gestorben ist. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben, in dem sie auf beeindruckende Weise das Leben und die Beziehung ihrer Eltern erzählt. Es grenzt an ein Wunder, dass Teresa Albert (später: Maria Brauner) und Artur Brauner den Krieg überlebt haben. Sie ist mit gefärbten Haaren und falscher Identität der Deportation in ein Konzentrationslager entgangen, war Zwangsarbeiterin in Hannover, flüchtete mit ihrer Schwester nach Polen. Er schlug sich nach Russland durch und arbeitete in einem Sägewerk in Kiew. Ihre erste Begegnung fand 1945 in Stettin statt. Sie dauerte nur wenige Stunden und endete mit dem Versprechen eines Wiedersehens in Berlin. Im November 1946 haben sie geheiratet. Artur gründete 1946 in Westberlin die Firma Central Cinema Compagnie (CCC) und errichtete Studios in Spandau-Haselhorst, die zur Basis seiner Filmproduktion wurden. In den 1950er Jahren machte er mit populären Filmen große Umsätze, hatte aber immer ein Interesse an Stoffen, die sich mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzten. Beliebt waren seine Karl May- und Edgar Wallace-Verfilmungen. 1976 hat Artur Brauner seine Autobiografie publiziert: „Mich gibt’s nur einmal“. Sie war jetzt eine der Quellen für das Buch der Tochter, aber es gibt viele neue Informationen, die bisher nicht bekannt waren. Alice beschreibt mit großer Empathie die Rolle ihrer Mutter Maria, die sich meist im Hintergrund hielt. Sie starb 93jährig 2017. So ist „Also dann in Berlin…“ eine Doppelbiografie, ein konkretes Kapitel deutscher Geschichte und Filmgeschichte. Sehr lesenswert. Mehr zum Buch: also-dann-in-berlin-9783103970609