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15. Juli 2021

„Trio“

Schauplatz des neuen Romans von William Boyd ist das engli-sche Seebad Brighton. Zeit: Sommer 1968. Der Strand und die nähere Umgebung sind die Location für ein verrücktes Filmprojekt mit dem Titel „Emily Bracegirdles außer-ordentlich hilfreiche Leiter zum Mond“. Die Dreharbeiten sind konfliktreich. Es verschwindet Filmmaterial, die beiden Produzenten liegen im Streit, eine junge Drehbuchautorin verändert das Script, der Regisseur verliert die Übersicht. Wir begleiten drei Personen durch chaotische Wochen: Den Produzenten Talbot Kydd, der zwar am Set die Übersicht behält, aber mit einem persönlichen Problem zu kämpfen hat, seiner unausgelebten Homosexualität. Die Hauptdarstellerin Anny Viklund, die von Beruhigungs- und Aufputschmitteln abhängig ist, eine Liaison mit ihrem Filmpartner beginnt, mit einem amerikanischen Linksradikalen verheiratet war, der in Brighton auftaucht, wo er vom FBI gesucht wird. Und die einstmals erfolgreiche Schriftstellerin Elfrieda Wing, die einen Roman über den letzten Tag im Leben von Virginia Woolf schreiben möchte, aber seit zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht hat, mit ihrem Agenten über Kreuz liegt und vom Alkohol abhängig ist. Ihr Mann Reggie ist der Regisseur des Films. Er hat eine Affäre mit der Drehbuchautorin. Das Offene und das Verborgene vermittelt uns der Autor auf differenzierte Weise, wir kommen den drei Personen sehr nahe, leiden mit ihnen, freuen uns über schöne Augenblicke. Hauptfigur und Ruhepol ist Talbot Kydd, der ein glückliches Ende erlebt. Elfrieda Wing findet in einem Kloster Erlösung. Anny Viklund – deren Vorbild Jean Seberg ist – hat den schwierigsten Part, dessen Ende hier nicht verraten wird. Der Film wird zur Berlinale 1969 eingeladen. 420 spannende Seiten, unbedingt lesenswert. Mehr zum Buch: william-boyd-trio/