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19. Mai 2021

Von Grauen und Glamour

Die Amerikanistin und Litera-turprofessorin Susanne Rohr beschäftigt sich in ihrer wis-senschaftlichen Untersuchung mit Repräsentationen des Holocaust in den USA und Deutschland im Film und vor allem in der Literatur. „Ist der Holocaust auserzählt?“ fragt sie in ihrem ersten Kapitel und blickt zurück auf die mediale Entwicklung und ihren Kontext. Natürlich spielt die NBC-Serie HOLOCAUST aus dem Jahr 1978 eine wichtige Rolle, aber auch LA VITA È BELLA (1978) von Roberto Benigni oder der Roman „After“ von Melvin Jules Bukiet. Darf über den Holocaust gelacht werden? Welche Formen der Satire sind möglich? Das Kapitel „Die Holocaust-Komödie in Film und Fernsehen“ umfasst rund 40 Seiten. Drei Beispiele werden auf hohem Niveau analysiert: die Tragikomödie TRAIN DE VIE (1998) von Radu Mihaileanu, produziert als französisch-belgisch-niederländisch-israelisch-rumänische Koproduktion, die US-amerikanische Satire JOJO RABBIT (2019) von Taika Waititi nach dem Roman von Christine Leunens und der deutsche Film HOTEL AUSCHWITZ (2019) von Cornelius Schwalm. Vor allem die Analyse dieses Films ist herausragend, weil die Raffinesse der dramaturgischen Erzählweise erkannt wird und dem Film zu einer neuen Wertschätzung verhilft. Unter den Romanen, die ausführlich behandelt werden, findet man „Frühling“ von Thomas Lehr, „Nahe Jedenew“ von Kevin Vennemann und „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja. In einem Abschluss-kapitel beschäftigt sich die Autorin mit dem Graphic Memoir „Belonging“ (2018) von Nora Krug, der Identitätssuche einer Deutschen in New York und der Erforschung ihrer Familienver-gangenheit. Beeindruckend. Mehr zum Buch: Rohr_Von_Grauen_und_Glamour/