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10. Dezember 2020

Licht und Schatten (Weihnachtsgeschenk 1)

Victor Klemperer (1881-1960) war ein deutscher Literatur-wissenschaftler jüdischer Her-kunft, der über Jahrzehnte in seinen Tagebüchern kulturelle, politische und persönliche Ereignisse kommentiert hat. Er überlebte die NS-Zeit mit seiner Frau Eva in Dresden. Seine Veröffentlichungen („LIT – Notizbuch eines Philologen“, „Geschichte der französischen Literatur“) wurden vor allem in der DDR sehr geschätzt. Seine Tagebücher erschienen in den 1990er Jahren. Aus Umfangs-gründen wurde dabei oft auf Notizen zu Kinobesuchen verzichtet. Klemperer war ein sehr großer Kinoliebhaber. Jetzt ist im Aufbau Verlag ein Band erschienen, der den Blick auf seine Kinonotizen in den Tagebüchern 1929-1945 richtet: „Licht und Schatten“. Der Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm wird skeptisch begleitet. Großes Lob gibt es für Sternbergs DER BLAUE ENGEL, vernichtend sind die Bemerkungen zu DIE DREI VON DER TANKSTELLE. Im Laufe der Jahre werden die Urteile auch über Unterhaltungsfilme wohlwollender: EIN LIED FÜR DICH mit Jan Kipura, VICTOR UND VICTORIA mit Renate Müller, BROADWAY-MELODIE 1936 mit Eleanor Powell. Oft sind die Formulierungen lakonisch oder persönlich zugespitzt („So vollkommen idiotisch, dass wir uns schämten.“). Ab 1938 werden die Kinobesuche seltener. 1941, als Klemperer acht Tage im Gefängnis sitzt, sind Kinoerinnerungen seine Rettung. Der erste Film, den er mit seiner Frau nach Kriegsende sieht, ist die Mozart-Biografie WEN DIE GÖTTER LIEBEN. Die Kinonotizen sind vor allem in den Jahren ab 1936 eng verbunden mit Beschreibungen der persönlichen Situation in der Zeit der politischen Verfolgung. Mit einem Vorwort von Knut Elstermann, dem Klemperer Text „Das Lichtspiel“ (1912) und einer Filmografie aller 139 besprochenen Filme im Anhang. Ein wunderbares Geschenk für alle, die an Zeitgeschichte und individuellen Filmbeschreibungen interessiert sind. Mehr zum Buch: licht-und-schatten.html