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01. Dezember 2020

Leni Riefenstahl

Die Filmemacherin Nina Gladitz (*1946) hat vor 40 Jahren einen Dokumentarfilm über Leni Riefenstahl realisiert, der die Entstehung des Films TIEFLAND (1940-44) und die folgenreiche Verpflichtung von Sinti und Roma als Komparsen thematisierte: LAND DES SCHWEIGENS UND DER DUNKELHEIT. Riefenstahl prozessierte gegen die Ausstrah-lung verlor aber in den meisten Punkten. Nina Gladitz hat weiter über die Regisseurin recherchiert und jetzt ein Buch veröffentlicht, in dem das Schicksal des Kameramannes, Fotografen und Regisseurs Willy Zielke (1902-1989) im Mittelpunkt steht. Er hatte den Film DAS STAHLTIER (1935) über die Geschichte der Eisenbahn gedreht, der von Goebbels verboten wurde. Leni Riefenstahl engagierte Zielke für die Mitarbeit an ihrem zweiteiligen OLYMPIA-Film (1938). Er war für den Prolog zuständig, der von der Regisseurin ohne sein Wissen verändert wurde. Zielke wurde damals in die Psychiatrie eingeliefert und zwangs-sterilisiert. Im Hintergrund agierte Riefenstahl, die ihn nicht aus den Augen verlor und für die Arbeit an TIEFLAND wieder in die Crew holte. Das Buch von Nina Gladitz ist mit großer Empathie geschrieben, die Protagonistin wird zur ausschließlichen Täterin, die von Zielkes künstlerischer Begabung profitiert. Viel wird aus Riefenstahls Memoiren und aus Zielkes Erinnerungen zitiert. Die Konfrontation ergibt: Lüge / Wahrheit. Trotz mancher zugespitzten Formulierungen eine interessante Lektüre. Einen sehr lesenswerten Text über das Buch hat Martin Doerry im Spiegel v. 17.10.2020 publiziert. Mehr zum Buch: leni-riefenstahl/504178/