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08. Dezember 2020

Im Augenblick der Freiheit

Burghard Schlicht (*1946) war 1970 Darsteller und Ausstatter bei Rainer Werner Fassbinder, hat in den frühen 70ern mit Wim Wenders, Hark Bohm und Michael Fengler zusammen-gearbeitet. Dann wechselte er nach einem Soziologiestudium zum Journalismus, erst in Printmedien, dann porträtierte er Künstler fürs Fernsehen und drehte Reisefilme. Acht Jahre hat er an seinem Roman „Im Augenblick der Freiheit“ gearbeitet. 520 spannende Seiten. Wir bewegen uns auf zwei Zeitebenen, in der Filmwelt der frühen 70er Jahre und in einer stark veränderten Welt nach dem Terroranschlag 9/11, wenn die Protagonistin Rebecca aus Amerika in Deutschland nach Menschen sucht, die ihre Mutter Jenny gekannt haben. Jenny, inzwischen verschollen, gehörte zur Schwabinger Filmszene, die sich um den Regisseur Hans-Peter Kantlehner gebildet hatte und Filme wie am Fließband drehte. Da gab es den Ausstatter Carl Maria Geyer, den Schauspieler Sonny Finn, die Sängerin Anna Lund, die Schauspielerin Sonja Kowalczyk, den Kameramann Feuerbach, den Regieassistenten und Darsteller Marcello. Hier erleben wir die Welt von Rainer Werner Fassbinder (= Kantlehner) mit Kurt Raab, Harry Baer, Ingrid Caven und Michael Ballhaus, die ein eigener Kosmos war, zu dem Burghard Schlicht kurzfristig gehörte. Seine Beschreibungen sind konkret, teils komisch, teils traurig, aus einem Abstand von rund 50 Jahren. Stützpfeiler der Geschichte ist als Hauptfigur der Augenarzt Gottfried, der damals in Jenny verliebt war und Rebecca seine Erinnerungen erzählt. Die Romanform lässt alle Freiheiten, um über das Leben, die Liebe und die Veränderungen der Welt zu reflektieren. Einen sehr lesenswerten Tex über das Buch hat Alf Mayer im Culturmag geschrieben: im-augenblick-der-freiheit/130230 Mehr zum Buch: verlag-olga-grueber.de. Unter den Pseudonym Olga Grüber hat Burghard Schlicht 1981 in der Zeitschrift Transatlantik den Text „Armer deutscher Film“ publiziert.