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27. Dezember 2020

CHICAGO (1931)

Heinrich Hauser (1901-1955) war ein deutscher Schriftsteller, Fotograf und Weltenbummler. 1931 hat er ein Buch über Chi-cago geschrieben und einen Film über die damals zweitgrößte Stadt der USA gedreht: WELTSTADT IN FLEGEL-JAHREN. „Dies ist die schönste Stadt der Welt: technischer Traum als Aluminium, Glas, Stahl, Zement und künstlichen Sonnen, fremdartig wie ein anderer Stern“, heißt seine Impression. Es gibt in den Bildern des 65-Minuten-Films natürlich auch einen Underground, denn Chicago war als Gangsterzentrum Schauplatz vieler Kriminalfilme. Die Annäherung an die Stadt geschieht langsam, mit Ellipsen, es dauert eine Weile, bis man im Zentrum angekommen ist. Menschen stehen im Mittelpunkt: Passanten, spielende Kinder, Pendler auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Wir hören sie nicht reden, denn es handelt sich um einen späten Stummfilm. Es gibt originelle Schnittfolgen. „Der Weg der Tiere“ heißt ein kurzes Kapitel. Eine Schafsherde ist zu sehen, die orientierungslos erscheint. Dann der Zwischentitel „40 Minuten später“, und es kommen Konservendosen auf einem Förderband. Förderbänder symbolisieren auch die Fabriken von Henry Ford, und der Zwischentitel fragt „Wo ist der Mensch?“. CHICAGO gehört zu den Stadtfilmen, die Walter Ruttmann mit BERLIN – DIE SINFONIE DER GROSSSTADT 1927 initiiert hat. Hausers Film wurde nur kurzfristig im Kino gezeigt und geriet dann in Vergessenheit. Wilfried Reichart und Hans Ulrich Werner haben ihn für den WDR Ende der 90er Jahre zu einem eigenen Film umgearbeitet. Jetzt ist die ursprüngliche Fassung in digital restaurierter Form bei Absolut Medien als DVD und Blu-ray erschienen. Mit einer neu komponierten Musik von Andy Miles. Alternativ kann man den Ton der Reichart/Werner-Fassung hören. Ein Booklet gibt es in digitaler Form. Mehr zur DVD: 281931%2C+Blu-ray%29