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27. November 2020

Heinrich und Götz George

Sie gehörten in ganz unter-schiedlichen Phasen unserer Geschichte zu den populärsten deutschen Schauspielern: Heinrich George (1893-1946) in der Weimarer Republik und der NS-Zeit, Götz George (1938-2016) in der Bundesrepublik von den 60er Jahren bis zu seinem Tod. Die Biografie von Thomas Medicus beschreibt die Zwei Leben mit Genauigkeit und Empathie. Interessant: die Wende von Heinrich George, der sich in der WR links engagiert hatte, nach 1933 zu den Nazis. Er spielte tragende Rollen in HITLERJUNGE QUEX, JUD SÜSS und KOLBERG. Er starb nach einer Operation im sowjetischen Lager Sachsenhausen. Für mich ist der Film SCHLEPPZUG M 17 (1933), bei dem er auch Regie führte, seine größte Leistung, gefolgt von seinem Franz Biberkopf in BERLIN ALEXANDERPLATZ (1931). Natürlich war er auch ein bedeutender Theater­schauspieler. Götz George hatte sein Leben lang eine intensive gedankliche Beziehung zu seinem Vater, den er gegen alle politischen Anfeindungen verteidigt hat. In dem Fernsehfilm GEORGE (2013) spielte er seinen Vater. Die Filmkarriere von Götz begann 1953 als Partner von Romy Schneider in WENN DER WEISSE FLIEDER WIEDER BLÜHT. Zu seinen wichtigsten Kinofilmen gehörten AUS EINEM DEUTSCHEN LEBEN (1977), DIE KATZE (1988), SCHTONK! (1992) und DER TOTMACHER (1995). Ein Fernsehstar wurde er in der Rolle des Kriminalhauptkommissars Horst Schimanski in der TATORT-Reihe (1981-1991), die zu einer eigenen SCHIMANSKI-Reihe (1997-2011) führte. Ich habe das Buch von Thomas Medicus mit großem Interesse gelesen und kann es unbedingt empfehlen. Einen sehr lesenswerten Text über die Doppelbiografie hat Hanns Zischler für die Süddeutsche Zeitung verfasst: zwei-leben-vater-und-sohn-1.5081888. Mehr zum Buch: heinrich-und-goetz-george-9783737100847