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07. Oktober 2020

Das Wunder des Überlebens

Ernst Lothar (1890-1974) war Jurist, Theaterkritiker, Regis-seur, Theaterdirektor, Lyriker, Romanautor und beseelt von Österreich. Seine schwierigsten Lebensjahre verbrachte er von 1939 bis 1946 in der Emigration in den USA. Vor sechzig Jahren erschien seine Autobiografie im Zsolnay Verlag, der sie jetzt erneut publiziert hat. Die Lek-türe ist außerordentlich span-nend, weil hier ein Autor seine Lebensgeschichte mit unendlich vielen Informationen über die kulturelle Entwicklung in Österreich von den 20er bis in die späten 50er Jahre verbindet. An zahlreichen Gründungen – zum Beispiel der Salzburger Festspiele – war er selbst beteiligt. Seine enge Zusammenarbeit mit Max Reinhardt ist legendär. Politisch konser-vativ, hat er sich künstlerisch eher progressiv verhalten. Seine Romane sind lesenswert, vor allem „Der Engel mit der Posaune“ (1946), der 1948 von Karl Hartl mit Paula Wessely in der Hauptrolle verfilmt wurde. Seine Erinnerungen sind reflektiert, ohne jede Eitelkeit, aber mit dem spürbaren Selbstbewusstsein formuliert, das fürs Überleben in schwieriger Zeit eine Voraussetzung ist. Eine wichtige Rolle spielte für ihn seine zweite Ehefrau, die Schauspielerin Adrienne Gessner, mit der er von 1933 bis zu seinem Tod verheiratet war. Sie begleitete ihn auch in die Emigration. Daniel Kehlmann hat für das Buch ein schönes Nachwort geschrieben. Sein Kernsatz: „Diese Erinnerungen sollten Pflichtlektüre sein.“ Mehr zum Buch: wunder-des-ueberlebens/978-3-552-05979-5/