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17. September 2020

Christoph Schlingensief: Gespräche

Vor zehn Jahren ist er in Berlin an den Folgen seiner Krebs-erkrankung gestorben. Er wurde nur 49 Jahre alt. Sein künstlerisches Spektrum war breit: Film, Theater, Oper, Bildende Kunst. Und es gab immer wieder die gezielte politische Provokation. Im privaten Gespräch war er der Liebreiz in Person, das habe ich oft erlebt, aber öffentliche Auftritte konnten auch zu Beleidigungen führen. Zwei Bücher sind jetzt erschienen, die eindrucksvoll an ihn erinnern. Für Kiepenheuer & Witsch hat seine Ehefrau und Mitarbeiterin Aino Laberenz 33 Interviews und Gespräche aus den Jahren 1984 bis 2010 ausgewählt, die Christoph Schlingensief in dieser Zeit geführt hat, meist sind Journalistinnen und Journalisten seine Gesprächspartner. Hier sind elf, die mir besonders gut gefallen: „16 Jahre Messdiener waren nicht umsonst“ (1993 mit Anke Leweke und Christiane Peitz über den Film TERROR 2000 für den tip), „Moralist mit Kettensäge“ (1993 mit Harald Martenstein über TERROR 2000 für den Tagesspiegel), „So oder so. Über Ton in seinen Filmen“ (1996 mit Marco Graba und Bernd Klöckner für testcard), „Tötet Christoph Schlingensief“(1997 mit Georg Diez und Anke Dürr über DIE 120 TAGE VON BOTTROP für den Spiegel), „Trash für Millionen“ (1998 mit Benjamin von Stuckrad-Barre über das Stück „Chance 2000“ für Rolling Stone), „Das war nicht abzusehen“ (2000 mit Karin Cerny über die Aktion „Bitte liebt Österreich!“ für den Falter), „Mit den Skins zur SVP“ (2001 mit Daniel Arnet und Judith Wyder über seine Zürcher „Hamlet“-Inszenierung für Facts), „Wer Kunst macht, wird so leicht kein Terrorist“ (2003 mit Peter Laudenbach über sein Stück „Atta Atta“ in der Volksbühne für den Tagesspiegel), „Fürchtet euch nicht?“ (2004, Gespräch mit Wolfgang Schäuble, moderiert von Martin Häusler, für HÖRZU), „Ich bin eigentlich ein obdachloser Meta-physiker“ (2004 mit Joachim Kaiser über die „Parsifal“-Inszenierung in Bayreuth für die Süddeutsche Zeitung), „Theater war noch nie mein Ding“ (2008 mit Cornelius Tittel über die Ausstellung „Querverstüm-melung“ in Zürich für Monopol). Die Eloquenz von Schlingensief ist bewundernswert, man hört seine Stimme, wenn man die Texte liest, und vermisst ihn. Mit einem Vorwort von Aino Laberenz und einem Nachwort von Diedrich Diedrichsen. Mehr zum Buch: kein-falsches-wort-jetzt-9783462055085 Morgen bespreche ich das Buch „Resonanzen“.